Andere Länder - andere Bärte. Miguel Gutierrez
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Der Name Milan Barbers bezog sich übrigens auf Hamzas Sohn, den er in Großbritannien hatte zurücklassen müssen – wieder so eine Sache mit dem Immigrationsstatus –, doch ich hoffe, dass sie jetzt wieder zusammen sein können.
»A happy pair of men«. Diese beiden entdeckte ich im Vorbeigehen. Kurdische Friseurläden sind immer auch soziale Treffpunkte.
Ein Haarschnitt an der iranischen Grenze
Bevor wir unsere Arbeit in Kurdistan beendeten, wollte ich noch meinen Scenic Haircut machen. Mahmoods Bruder brachte uns in die Berge in eine wunderbare Gegend, wo ich ihm die Haare schnitt. Die Weite und Stille dort werde ich nie vergessen. Nur hier und da hörte man ein Auto in der Ferne vorbeifahren. Die Grenze zum Iran war fast in Sichtweite.
Wir waren vier oder fünf Tage in der Gegend und bekamen nach und nach eine Vorstellung davon, wie es sein musste, derart ab vom Schuss und gleichzeitig eingeklemmt zwischen Iran und Irak zu leben, noch dazu mit einer jüngeren Geschichte der Gewalt, wie man sie sich in anderen Teilen der Welt nicht wirklich vorstellen kann. Und trotzdem fühlten wir uns sehr wohl und sicher hier und brachen eigentlich nur wieder auf, weil die Reise ja weitergehen musste.
Zurück nach Erbil kamen wir auf demselben Weg wie hin. Wir verbrachten noch eine Zeit mit Ali und stiegen dann zum ersten Mal, seit wir in England aufgebrochen waren, in ein Flugzeug. Unser Ziel war Dubai – wir wollten sehen, was eine der extravagantesten Städte der Welt in Sachen Barbershops und Kultur zu bieten hatte.
Haarschnitt in der unglaublich schwülen Wüste von Dubai. Eine tolle Landschaft, aber meine Sonnenbrille beschlug dauerndwegen der hohen Luftfeuchtigkeit.
DUBAI
VON ERBIL AUS NAHMEN WIR ALSO DEN FLIEGER nach Dubai. Es war Anfang September, und wir landeten um 4 Uhr morgens. Auf die Hitze, die über uns zusammenschlug, als wir aus dem klimatisierten Flughafengebäude heraus zum Taxistand gingen, war ich nicht vorbereitet. Um 4 Uhr in der Frühe! Ich konnte kaum glauben, wie heiß und schwül es hier werden kann – Dubai im Freien ist echt heftig, einer der härtesten Orte, die ich je erlebt habe.
Zu dieser Zeit lebte die Familie meiner damaligen Freundin dort; wir konnten bei ihnen wohnen und mit ihrem Vater die heißen Ramadan-Tage verstreichen lassen. Die Sonne ging hier ziemlich früh unter, also war es nicht so spät, wenn man das Fasten brach. Meist gingen wir irgendwo essen, ließen uns die heimische Küche schmecken und rauchten Shisha. Ess- und Trinklokale gibt es in Dubai im Überfluss. Sonst kann man praktisch nichts unternehmen. Dafür stellen sie ihre Klimaanlagen grausam kalt ein.
Im wunderschönen Barbershop 1847 ist der pure Luxus Programm, aber man braucht auch das nötige Kleingeld dafür.
Barbershop 1847
Ich hatte keine Ahnung, was mich in Dubai erwarten würde. Man stellt sich große, schicke Gebäude vor … aber sonst?
Die ersten Tage verbrachte ich damit, Barbershops zu googeln, fand online aber nur eine Handvoll. Dann kam ich mit einer Dame in Kontakt, die für den Barbershop 1847 die PR machte – ein Luxus-Barbier der Oberklasse mit Wellness- und Pflegebereich speziell für Männer (1847formen.com). Auch eine Kette von »Nail Spas« (Nagelstudios mit allen möglichen Zusatzangeboten wie Massage und Gesichtsbehandlung) gehörte dazu, was ziemlich cool war. Einer davon war gleich nebenan – sehr praktisch für Paare, die gemeinsam kommen und sich getrennt behandeln lassen konnten.
Ein sehr multikulturelles Team begrüßte mich im 1847. Viele kamen aus dem Nahen Osten, etwa aus Syrien oder dem Libanon, aber auch einige Philippiner waren darunter. Menschen von den Philippinen machen übrigens generell einen großen Teil der Einwohner Dubais aus.
Alles im 1847 verströmte den Eindruck von Luxus. Vom Duft beim Eintreten über das Kaliber der Verkaufsprodukte bis zur Einrichtung – alles war eindeutig auf die Geschäftsleute Dubais zugeschnitten.
Bei den Interviews nahmen die Barbiere sich eine Menge Zeit für mich und gaben alle zu Protokoll, wie wichtig es ihnen sei, dass sich die Kunden jederzeit wie zu Hause fühlten. Im Angebot waren alle üblichen Verdächtigen in Bezug auf Barbier-Dienstleistungen, einschließlich Haarentfernung mit der Fadentechnik, die, wie schon gesagt, im Nahen Osten extrem populär ist.
Wirklich beeindruckt hat mich, dass sie jede Rasierklinge ausschließlich zur Behandlung eines einzigen Kunden verwendeten, danach wurde sie sofort weggeworfen. Ich selbst ließ mich von einem der Barbiere rasieren, einem Libanesen, und es war, wie erwartet: eine wunderbar sanfte, entspannende Behandlung inklusive Gesichtsmassage und herrlich duftender heißer Tücher.
Auf meine Frage, warum Bärte im Nahen Osten so beliebt waren, gaben mir alle dieselbe Antwort: Scheich Zayed, der Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, war mit seinem sauber getrimmten, scharf konturierten Vollbart das Vorbild für alle.
Einer von ihnen verglich Barbiere sogar mit Künstlern – ob man nun ein Bild malte oder Haare schnitt, sei im Grunde derselbe Vorgang. Einen Bart zu trimmen ist Kunst!
Tariq bei der Arbeit in The Barber Room. Kundenservice wird in Dubai großgeschrieben, denn gepflegt auszusehen ist dort von großer Wichtigkeit.
The Barber Room
Was fängt man den lieben langen Tag in Dubai an? Man hängt in den Malls ab. Sie sind riesig, klimatisiert, und man kann dort ganz leicht einen Haufen Geld ausgeben. Ich durchstreifte die Malls auf der Suche nach einem Barbershop der mittleren Preisklasse und stieß in der Festival City Mall auf einen Shop namens The Barber Room (www.thebarberroom.ae). Tariq, der Besitzer, war einverstanden, dass ich zum Filmen kam. Innerhalb der Malls ist es gar nicht so leicht, sich als eigenständiges Unternehmen zu präsentieren. Nur mit einem erstklassigen Service kann man hier erreichen, dass die Leute wiederkommen.
Der Barber Room bot alle Dienste für Haare, Gesichtsbehandlung und Färben an, die für die meisten Männer von Belang sind, und zielte auf eine sehr breit gefasste Kundschaft ab, was der Klientel in Dubai entsprach. Auch die Geschichte von Tariq selbst war sehr interessant.
Er hatte 2006 als einfacher Friseur im Team angefangen, was bedeutete, in Zwölfstundenschichten zu schuften. Sein bester Freund, eher eine Vaterfigur für ihn, half ihm dabei, den Laden irgendwann zu übernehmen. Weil ich immer noch neugierig war, warum die Männer in Dubai so sehr auf ihr Äußeres achteten, fragte ich Tariq danach. »Wenn man über Dubai spricht«, antwortete er, »muss man wissen, was Dubai ist.«
Wer in Dubai ausgeht – und die Leute, die aus beruflichen