Ferien Lesefutter Juni 2019 - 5 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Ferien Lesefutter Juni 2019 - 5 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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mir nachher - wenn ich sie gefunden habe. Wo bist du zu erreichen?“

      „Ich wohne in Philomenas Apartment“, antwortete Jo Dengelmann.

      Philomena hieß eigentlich Paul Tassler und war kein Mädchen, sondern ein Mann, der sich gerne auffallend schminkte und enge Frauenkleider trug. Der Transvestit hatte sich zum wiederholten Male beim Stehlen erwischen lassen und saß zur Zeit die Haftstrafe ab, zu der das Gericht ihn gnadenlos verdonnert hatte.

      Bongo nickte und sagte: „Du hörst von mir.“

      5

      „So, da sind wir“, sagte Dana Härtling und ließ den Wagen vor dem Büroblock des Zeitschriftenvertriebs ausrollen.

      Ludwig Brauneder, ein hagerer Mann von zweiundsechzig Jahren, kam soeben aus der Vertriebshalle. Sein immer noch sehr dichtes Haar leuchtete in der Sonne wie frisch gefallener Schnee. Als er Claudia und Dana erkannte, ging er auf den roten Kleinwagen zu. Die Mädchen stiegen aus.

      „Da bin ich wieder, Großvater“, sagte Claudia Meeles und holte ihre Tennistasche aus dem Wagen.

      „Guten Tag, Herr Brauneder“, grüßte Dana und gab ihm die Hand.

      „Dana“, gab Ludwig Brauneder erfreut zurück. „Schön, Sie zu sehen.“ Er grinste. „Hat Claudia Sie endlich mal geschlagen?“

      ,,Leider wieder nicht“, seufzte seine Enkelin.

      „Aber sie hat gute Ansätze gezeigt“, stellte Dana lächelnd fest.

      Der weißhaarige Mann wandte sich an Claudia: „Wir hatten einen Computerabsturz.“

      Sie erschrak. „Lieber Himmel, wer hat ihn verschuldet?“

      Ihr Großvater seufzte. „Na, wer schon?“

      „Wieder Frau Wagner?“

      Ludwig Brauneder nickte. Claudia sah Dana an.

      „Frau Wagner ist fünfundfünfzig und hasst Computer wie die Pest. Wenn man ihr etwas zu erklären versucht, macht sie sofort alle Schotten dicht, so dass nichts zu ihr durchdringen kann. Und wenn ihr dann so ein Malheur passiert, bricht sie in Tränen aus und ist zutiefst verzweifelt.“

      „Sie weint noch immer“, sagte Herr Brauneder. „Ich wollte sie nach Hause schicken, aber sie weigert sich, zu gehen.“

      „Was ist mit dem Computer?“, fragte Claudia.

      „Der läuft seither nicht mehr einwandfrei.“

      „Na, dann will ich mal sehen, was ich tun kann.“ Claudia richtete ihren Blick auf Dana Härtling. „Ich muss was tun. Danke noch mal fürs Bringen.“

      „Hoffentlich findest du den Fehler“, meinte Dana. „Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen.“ Sie nickte Claudias Großvater zu. „Auf Wiedersehen, Herr Brauneder.“

      „Auf Wiedersehen, Dana.“

      Die Arzttochter stieg wieder in den Wagen und fuhr nach Hause. Claudia und ihr Großvater begaben sich in den Bürotrakt. Senta Wagner saß mit rotgeweinten Augen an ihrem Schreibtisch.

      Damit sie sich nicht noch mehr aufregte, ging Ludwig Brauneder in sein Büro, und Claudia nahm sich der verzweifelten Mitarbeiterin an.

      „Der Computer hasst mich“, ächzte die Unglückliche.

      „Wie man in den Wald ruft, so schallt es wider“, sagte Claudia.

      Senta Wagner putzte sich die Nase. „Wie meinen Sie das?“

      „Wenn Sie den Computer lieben und ihm mehr Verständnis entgegenbringen würden, würde er sich Ihnen gegenüber auch anders verhalten. Da Sie sich aber absolut nicht für ihn interessieren, zahlt er es Ihnen heim, indem er Sie bei der erstbesten Gelegenheit hängen lässt.“

      „Ich bin zu alt. Ich begreife diesen ganzen elektronischen Zauber einfach nicht. Ihr Großvater wird mit mir nicht mehr lange Geduld haben ...“

      „Hat er das gesagt?“

      „Das braucht er nicht zu sagen. Ist doch klar, dass ihm mit jemandem wie mir auf Dauer nicht gedient ist.“

      „Sie wissen, dass er Sie als Mitarbeiterin trotz allem schätzt“, sagte Claudia besänftigend.

      „Ja“, jammerte Senta Wagner, „aber wie lange noch?“

      „Sie brauchen keine Angst zu haben. Er wird Sie nicht entlassen.“ Claudia setzte sich neben die Frau. „So, und nun erklären Sie mir, was Sie gemacht haben.“

      „Nichts.“

      „Es kommt so gut wie nie vor, dass Computer ganz von selbst anfangen zu spinnen, Frau Wagner.“

      „Na ja, vielleicht habe ich irrtümlich zwei Tasten gleichzeitig berührt - was weiß ich. Auf jeden Fall fing dieses Mistding plötzlich an zu spinnen. Ich hatte lauter Hieroglyphen auf dem Bildschirm, und es ging überhaupt nichts mehr. Ich wollte aus dem Programm aussteigen und die Arbeit nach einem Neustart fortsetzen, aber das funktionierte aus einem mir unerfindlichen Grund nicht.“

      „Darf ich mal?“

      Senta Wagner rollte mit ihrem Bürostuhl zur Seite. Sie gab kleinlaut zu, dass sie alles mögliche versucht hatte, um den gemachten Fehler zu revidieren, und Claudia konnte davon ausgehen, dass die Unwissende in ihrer Panik sich immer tiefer in den Schlamassel hineingeritten und eine Menge Standardeinstellungen verändert hatte. Sie begab sich Schritt für Schritt auf die Suche nach den Fehlern, fand und korrigierte sie, und nach ungefähr zehn Minuten arbeitete der Rechner wieder einwandfrei.

      Frau Wagner traute ihren Augen nicht.

      „Wie haben Sie das nur so schnell wieder hingekriegt?“

      „Haben Sie mir nicht zugesehen?“

      „Doch.“ Senta Wagner hob hilflos die Schultern. „Aber begriffen habe ich nichts von all dem.“

      Claudia Meeles stand auf.

      „Ich werde meinem Großvater berichten, dass nun wieder alles in Ordnung ...“ Sie unterbrach sich, weil ein leichter Schwindel sie erfasste, und lehnte sich an den Schreibtisch.

      „Ist Ihnen nicht gut?“, fragte Frau Wagner sogleich besorgt.

      Claudia machte eine wegwerfende Handbewegung.

      „Ist schon wieder vorbei.“

      6

      Als Dr. Härtling von der Paracelsus-Klinik nach Hause kam, sagte die Haushälterin: „Heute Abend gibt’s was ganz Feines.“

      „So?“, sagte Sören Härtling. „Was denn?“

      „Putenröllchen in Weißweinsoße.“

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