Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett страница 18
„Du bist ein Dummkopf“, sagte Chad frostig.
Gutierez gab seinem Pferd die Sporen, um den unverschämten Gringo über den Haufen zu reiten. Gleichzeitig schwang er seinen Karabiner wie eine Keule. Der Gaul sprang vorwärts, aber wo Kelly eben noch gestanden war, gab es nur Luft. Stattdessen fuhr die breite Gestalt des Americano wie ein Kastenteufel neben dem Reiter hoch. Seine Hände krallten sich in Gutierez‘ Charro-Jacke. Der dicke Mexikaner spürte einen heftigen Ruck, dann lag er schon im knöcheltiefen heißen Staub. Über ihm war das plötzlich steinharte, wild entschlossene Gesicht des Fremden und ein blitzendes Messer, das sich seiner Kehle näherte. Alles war so rasend schnell gegangen, dass keiner der anderen Reiter die Gelegenheit zu einem Schuss bekommen hatte.
„Ich sagte ja, du bist ein Dummkopf“, wiederholte Chad grimmig. „Aber immer noch besser, als eine Leiche, was? Und deshalb wirst du deinen Amigos jetzt sagen, dass sie ihre Schießprügel wegstecken sollen. Ich will immer noch zu El Moreno. Und du, mein Freund, wirst mich hinbringen.“
„Du bist verrückt, Gringo!“, keuchte der Kleine, der mit hervorquellenden Augen auf das Messer starrte. „Damit kommst du nicht durch. Du kannst nicht …“
„Ich kann ‘ne Menge“, unterbrach Chad ihn hart. „Ich kann dich sogar bei lebendigem Leibe skalpieren, wenn du nicht endlich das tust, was ich dir sage.“
„Heilige Jungfrau von Guadeloupe!“, krächzte Gutierez. „Amigos, das ist ein Wahnsinniger! Tut, was er verlangt! Weg mit den Gewehren!“
Die braungesichtigen Burschen gehorchten. Ein paar von ihnen hatten Mühe, ein Grinsen zu verbeißen. Sie schienen diese Lektion ihrem Anführer von Herzen zu gönnen. Und der Gringo? Der war in ihren Augen sowieso schon so gut wie tot. Einige Stunden mehr oder weniger spielten da keine Rolle.
Chad packte Gutierez am Kragen und stellte ihn ziemlich unsanft auf die Beine. Sein Messer kitzelte Gutierez Hals. Das Vollmondgesicht des Banditen schien sich in Schweiß aufzulösen. „Bring die Pferde her, Simp“, befahl Chad. „Wir wollen Jefford nicht länger als nötig warten lassen.“
„Er wird euch töten“, keuchte der Mexikaner. „Ihr habt nicht die Spur einer Chance.“
„Dann freu dich doch, du Narr!“, knurrte Chad. „Simp, Amigo, sei so gut und reiche mir meinen 45er, damit ich besser dafür sorgen kann, dass uns dieser Hombre auch wirklich ans Ziel bringt.“
„Euer Ziel wird die Hölle sein!“, zischte Gutierez. „Bevor vierundzwanzig Stunden um sind, fressen euch die Geier!“
13
Von einem bewaldeten Bergrücken aus beobachteten die Bancrofts, wie ein Licht nach dem anderen in der Stadt unter ihnen erlosch. Auf den Hängen rings um Silver City lag die Nacht wie ein schwarzer Samtmantel. Nur da und dort schimmerte ein Stern durch einen Riss in der Wolkendecke. Es hatte geregnet. Von den Zweigen tropfte es. Die Reiter hatten die Jackenkragen hochgestellt und die Stetsons tief in die Stirn gezogen. Nach Einbruch der Dunkelheit war die Minenstadt von einem Meer von Lichtern und hektischem Lärm, erfüllt gewesen. Jetzt lag den zäh und geduldig Wartenden nur noch das leise Rauschen der Fichten und Kiefernzweige in den Ohren. Ihre abgemagerten, stoppelbärtigen Gesichter waren fahle Flecken in der Dunkelheit. Oldman Tom Bancroft nickte seinen Söhnen energisch zu.
„Vorwärts, reiten wir!“
Wie Schemen lösten sie sich aus der Schwärze unter den tropfenden Bäumen. Ihre Haltung war angespannt, leicht geduckt, lauernd. Etwas Raubtierhaftes ging von ihnen aus. Ein düsteres Brennen war in ihren Augen. Sie ritten wie Männer, die das Tageslicht scheuten. Die aufgeweichte Erde schmatzte unter den Hufen ihrer Pferde. Die Luft war kühl, aber die Gesichter der drei Männer glühten.
Eine halbe Stunde später ritten sie in Silver City ein. Nebeneinander trotteten ihre Pferde die schlammige, mit Pfützen bedeckte Main Street entlang. In zwei, drei Saloons brannte noch Licht. Raues Stimmengewirr sickerte heraus, gelegentlich unterbrochen vom schon etwas müden Lachen eines Tanzgirls. Ein paar schwer angetrunkene Minenarbeiter torkelten vorbei, blieben stehen und starrten dem stur geradeaus blickenden Trio glasig nach. Im Schein der sparsam an den Vorbauten verteilten Lampen wirkten die maskenhaften hageren Gesichter der Reiter unheimlich. Keiner sprach. Auch dann nicht, als sie vor dem Sheriff-Office ihre Gäule zügelten, absaßen und die Leinen um das Hitchrack schlangen.
Schweigend zog Will die Winchester 73 aus dem Scabbard und lehnte sich an einen Vordachpfosten. Tom und Jess betraten die Veranda. Die schweren Bohlenläden waren von innen verriegelt. Durch die Ritzen schimmerte Licht. Bancroft klopfte mit der Faust an die Tür. Drinnen pochten Schritte. „Wer da?“
„Ich bin‘s, Sheriff – Tom Bancroft.“
John Slaughter, der Sheriff von Silver City, erkannte den Rancher an der Stimme und öffnete. Slaughter war ein Mann in Bancrofts Alter, nur breiter, massiger gebaut. Sein breitflächiges, eckiges Gesicht zeigte ungläubiges Staunen. Er war in Hemdsärmeln. Der blinkende Fünfzack steckte an seinem linken Hosenträger. Kopfschüttelnd schob Slaughter seinen Colt in den Hosenbund.
„Tatsächlich, Bancroft! Teufel noch mal, es hieß, Sie wären mit Ihren Söhnen in Mexiko verschollen. Mann, Sie sehen ja aus, als hätten Sie ‘n Gespenst gesehen. Was gibt‘s? Warum kommen Sie mitten in der Nacht zu mir?“
„Können wir reinkommen, Sheriff?“
„Natürlich! Scheint, Sie haben ‘nen weiten Ritt hinter sich …“ Slaughters Blick überflog die abgerissenen und verdreckten Gestalten der beiden Männer. Er schloss hinter ihnen die Tür. „Setzen Sie sich nur. Erzählen Sie alles der Reihe nach. Schluck Whisky gefällig?“
Er wollte auf seinen Platz hinter dem massiven Eichenholzschreibtisch zurück, dessen Platte mit Papieren bedeckt war. Eine Schreibfeder steckte noch im Tintenfass.
Bancroft winkte ab. „Soviel Zeit haben wir nicht, Sheriff. Wir sind wegen der Rawlins-Brüder hier.“
Von Neuem verblüfft zog Slaughter die buschigen Brauen hoch. „Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.“ Der Sheriff musterte Bancroft scharf, sah die nach unten gekniffenen Mundwinkel, die Schweißperlen auf der faltigen Stirn, das Flackern in den Augen. Aber keinen Augenblick lang kam er auf den Gedanken, dass ihm von diesem zwischen Silver City und der mexikanischen Grenze so angesehenen Viehzüchter auch nur die geringste Gefahr drohen könnte.
Bancrofts rastloser Blick heftete sich auf die verriegelte Tür, von der er von früheren Besuchen her wusste, dass sie in den Zellentrakt führte. „Ich muss die Kerle sprechen, Sheriff, jetzt gleich!“
„Bancroft, um Himmels willen, was ist denn eigentlich los? Erzählen Sie doch erst einmal …“
„Jetzt gleich, hat Dad gesagt“, meldete sich Jess mit kalter Stimme und richtete den Revolver auf Slaughter.
Der Sheriff erstarrte. „Bancroft! Mann! Was soll der Quatsch?“
„Bringen Sie uns zu den Rawlins!“, befahl Jess scharf.
Slaughter schüttelte benommen den kantigen Schädel. Der Rancher warnte mit fremder, rissiger Stimme: „Tun Sie, was er sagt, Sheriff. Er wird schießen. Zwingen Sie ihn nicht dazu. Lassen Sie ja Ihren Colt an seinem Platz.“
Jess wies mit dem Kinn auf die Nebentür. „Schließen Sie auf!