Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett

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Gutierez Stimme brach sich hohl an den rötlichen Felsenwänden, die sich wie die Mauern eines gigantischen Gefängnisses ringsum auftürmten. Nur ein schmaler, leicht zu bewachender Zugang führte in den verborgenen Talkessel. Chad hatte ein Gewirr von Zelten, Hütten und Corrals erwartet, eben das übliche Bild, das man sich von einem mexikanischen Banditenschlupfwinkel macht. Doch nichts von all dem! Kein Mensch zu sehen. Nachdem das stundenlange Pochen der Pferdehufe verstummt war, gab es nur noch das sanfte Plätschern einer aus einem Felsspalt sprudelnden Quelle. An die vierzig Pferde grasten in einem geräumigen Corral. Sättel und Zaumzeug hingen unter einem strohgedeckten Schutzdach. Doch das Versteck war wie leergefegt von menschlichen Bewohnern. Chad fühlte sich wie in einer überdimensionalen Mausefalle. Dazu passte auch Gutierez hämischer, boshafter Gesichtsausdruck.

      Der kleine Mexikaner hatte sich halb im Sattel zu seinem breitschultrigen Bewacher umgedreht. Noch immer zielte Chads 45er Colt auf ihn. Gutierez spuckte aus. „Du hast es so gewollt, Gringo. Von hier kommt ihr nicht mehr lebend fort.“

      „Irren ist menschlich“, knurrte Chad. „Für dich hat sich nichts geändert. Bring mich zu El Moreno.“

      Gutierez schob zwei Finger in den Mund und pfiff. Im nächsten Moment stieß Old Simp, der auf gleicher Höhe mit Chad hielt, einen gekrächzten Fluch aus. Es war unheimlich, wie es ringsum plötzlich lebendig wurde. Ein Dutzend Strickleitern ringelten sich von den senkrechten mächtigen Felsmauern herab. Nun entdeckten Chad und der Oldtimer auch die dunklen Höhlenöffnungen hoch droben im zerklüfteten Gestein, ohne die Strickleitern weder von oben, noch von unten zu erreichen. Vom Talgrund aus wirkten sie wie schwarze Löcher, wie Nisthöhlen von Vögeln, denen man auf den ersten Blick keine weitere Beachtung schenkte. Erst als die drahtigen, in zerschlissene weiße Leinenkleidung gehüllten Gestalten aus ihnen schlüpften, wurde deutlich, dass die Höhlen groß genug waren, um jeweils mehrere Menschen zu beherbergen. Mit affenartiger Behändigkeit kletterten die Bandoleros von allen Seiten herab. Karabiner schaukelten auf ihren Rücken. In ihren Fäusten blinkten Macheten, die schweren mexikanischen Haumesser. Alles geschah unheimlich schnell und lautlos. Im Nu waren die Reiter in der Talmitte von schweigenden, schwerbewaffneten Mexikanern umringt. Der einzige Fluchtweg wurde von einem halben Dutzend schussbereiter Gewehre versperrt.

      „Dein Colt nützt dir nichts mehr, Gringo“, höhnte Gutierez. „El Moreno wird keine Rücksicht auf mich nehmen. Und wenn du mich tötest, wird dein Tod nur noch schlimmer, qualvoller.“

      Gutierez bluffte nicht. Die flackernde Furcht in seinen Kohlenaugen verriet mehr als seine hohntriefenden Worte. Mit steinerner Miene halfterte Chad seinen Frontiercolt.

      „Na denn, fröhliche Himmelfahrt!“, wünschte Old Simp zerknirscht. „Schade, ich hätte wenigstens dieser Kröte noch zu gerne einen Tritt in den fetten Hintern verpasst.“

      „Willkommen in Mexiko, Kelly!“, schallte eine spöttische Stimme zu ihnen herab. „Wie konntest du nur so verrückt sein, dich auf meiner Fährte hierher zu wagen!“

      Vorsichtig wandte Chad den Kopf. Auf einer Felsleiste hoch über ihnen stand breitbeinig ein schlanker Mann in einem dunkel gestreiften Anzug, weißem Hemd und Kragenschleife. Jefford! Lässig hielt er ein Gewehr in den Fäusten. Die Mündung deutete auf Chads Kopf. Ein kaltes, mitleidloses Lächeln umspielte Jeffords Mund.

      „Wie hast du dir das bloß vorgestellt, Kelly? Dachtest du, du könntest einfach herkommen, mir ‘ne Kugel durch den Kopf schießen und dann nach ‘nem freundschaftlichen Händedruck mit El Moreno wieder mir nichts, dir nichts verschwinden? Nach allem, was Bancrofts Söhne über dich erzählt haben, hätte ich dich für gerissener gehalten. Wie ein Greenhorn hast du dich angestellt. Jetzt brauche ich nur noch den Finger zu krümmen, und es ist aus mit deinen verrückten Plänen. Deinen Freund werde ich den Mexikanern überlassen, damit sie auch ihren Spaß haben.“

      Chad wusste, dass sein Leben nur noch an einem hauchdünnen Faden hing. Er ließ sich nicht anmerken, wie aufgewühlt er war. Er hatte gehofft, erst mit El Moreno zu sprechen, ehe er auf Ringo Jefford stoßen würde. Jetzt sah alles ganz danach aus, als würde er dazu keine Gelegenheit mehr bekommen. Jefford war kein Mann, der lange fackelte. Wer ihm irgendwie gefährlich werden konnte, den schickte er nach Möglichkeit auf dem schnellsten Weg in die Hölle, ohne dass er sich das geringste Kopfzerbrechen darüber machte.

      Chad rief laut: „Bist du hier der Boss, Jefford? Ich dachte, El Moreno hätte hier die Entscheidungen zu treffen. Ich will zu ihm.“

      „Ach nein!“ Jeffords höhnisches Auflachen hallte von den kahlen Felsmauern zurück. „Und ich dachte tatsächlich, du wärst meinetwegen hier.“ Plötzlich wurde seine Stimme scharf und zornig. „Gib dir keine Mühe, Kelly. Egal, welchen Bluff du dir ausgedacht hast, er zieht ja doch nicht. El Moreno weiß, dass du hinter mir her bist. Er hat mir freie Hand gegeben. Das bedeutet für dich, dass du schleunigst dein letztes Gebet sprechen solltest.“

      „Warte, Muchacho! Ich hätte gerne gehört, was er mir zu sagen hat.“ Eine schlanke braune Hand legte sich auf Jeffords Arm und drückte sachte, aber entschieden das Gewehr herab. Es war bezeichnend für El Morenos Macht, dass der berüchtigte Verbrecher, vor dem New Mexico jahrelang gezittert hatte, mit keiner Silbe widersprach.

      El Moreno, der Dunkle – das war ein treffender Name für den hochgewachsenen, katzenhaft geschmeidigen Mexikaner. Ein sorgfältig gestutzter schwarzer Bart umrahmte sein schmales, dunkelbraunes Gesicht, das von einem pechschwarzen, mit Silberschnüren verzierten Filzsombrero beschattet wurde. Auch seine Kleidung war schwarz: Hemd, Halstuch, Hose, Stiefel. Die mit Elfenbeinschalen ausgelegten Kolben seiner beiden schweren Revolver, die an überkreuzten Patronengurten hingen, boten einen auffälligen Kontrast dazu. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schwang sich der Bandolerohäuptling auf eine der Strickleitern und kletterte rasch herab. Seine Bewegungen erinnerten Chad an einen schwarzen Panther.

      Sofort klaffte eine Gasse im Kreis der Mexikaner auf. Jeder Zoll an El Moreno verriet seine haushohe Überlegenheit über die wilden, zerlumpten Kerle. Dabei brachte er das Kunststück fertig, nicht die Spur arrogant zu wirken. Gelassen, mit einem teils drohenden, teils amüsierten Lächeln kam er auf die Reiter zu.

      „Nun?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Chad fühlte instinktiv, dass es eine Beleidigung für El Moreno gewesen wäre, wenn er vom Sattel aus mit ihm gesprochen hätte. Dieser Mann machte nicht den Eindruck eines gewöhnlichen beutegierigen und blutrünstigen mexikanischen Banditenführers. Vielleicht war er einer von den vielen Gescheiterten, ein durch die ständigen Revolutionswirren in diesem Land aus der Bahn geworfener, der nun auf eigene Faust versuchte, sich ein Reich aufzubauen, um vielleicht eines Tages mit einer Armee von gleichfalls Entwurzelten gegen die Hauptstadt zu ziehen.

      Mexiko, das bedeutete von jeher ein Umdenken für jeden Mann, der aus dem Norden kam. Hier galten andere Maßstäbe. Hier flossen die Grenzen von Banditen und Rebellentum ineinander über. Chad Kelly hatte weder Zeit noch Lust, sich darüber ausgerechnet jetzt den Kopf zu zerbrechen. Er wollte Jefford, das war alles, was für ihn zählte. Er schwang sich vom Pferd.

      „Natürlich bin ich wegen Jefford hier. Das sollte kein Grund zur Feindschaft zwischen uns sein.“

      El Moreno zog die dünnen schwarzen Braunen hoch. „Jeder Gringo ist mein Feind.“

      „Und Jefford?“

      „Er ist die Ausnahme. Wir haben früher Geschäfte miteinander gemacht. Wir werden es wieder tun. Er hat dafür bezahlt, dass ich ihn unter meinen Schutz stelle.“

      „Wie viel?“

      „Was geht das dich an?“

      „Ich werde auch

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