Die Angst reist mit. Eric Ambler

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Die Angst reist mit - Eric  Ambler

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ist unter dem Fenster?«

      »Aber …«, fing der Mann schrill an. Er hielt inne, riss sich aber deutlich zusammen. Dann sagte er zum Nachtportier etwas auf Türkisch. Der Portier ging hinaus, machte die Tür hinter sich zu. Draußen erhob sich ein aufgeregtes Durcheinander von Stimmen.

      »Außerdem muss der Hoteldirektor benachrichtigt werden«, sagte Graham.

      »Pardon, Monsieur, das ist schon geschehen. Ich bin sein Stellvertreter.« Er knetete die Hände. »Was ist passiert? Ihre Hand, Monsieur … Der Arzt wird jeden Moment hier sein.«

      »Gut. Aber Sie sollten wissen, was passiert ist. Ich bin heute Abend mit einem Freund aus gewesen. Vor ein paar Minuten kam ich zurück. Als ich die Tür aufmachte, stand jemand dort am Fenster und hat drei Schüsse auf mich abgegeben. Der zweite traf meine Hand, die anderen beiden gingen in die Wand. Ich habe gehört, wie er sich bewegte, aber sein Gesicht habe ich nicht gesehen. Ich denke, es war ein Dieb, den meine unerwartete Rückkehr überrascht hat.«

      »Unerhört!«, rief der Hotelmanager. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ein Dieb! Ist Ihnen irgendetwas gestohlen worden, Monsieur?«

      »Ich habe noch nicht nachgesehen. Dort drüben steht mein Koffer. Er war verschlossen.«

      Der Hotelmanager eilte durchs Zimmer und kniete sich neben den Koffer. »Er ist noch immer verschlossen«, meldete er mit einem Seufzer der Erleichterung.

      Graham suchte in seiner Tasche. »Hier sind die Schlüssel. Machen Sie lieber auf.«

      Der Mann gehorchte. Graham warf einen Blick auf den Inhalt. »Er hat nichts angerührt.«

      »Gott sei Dank!« Er zögerte. Er dachte offensichtlich schnell nach. »Sie sagen, Ihre Hand ist nicht ernsthaft verletzt, Monsieur?«

      »Nein, ich glaube nicht.«

      »Das ist ein großes Glück. Als die Schüsse fielen, Monsieur, glaubten wir schon, dass etwas furchtbar Schlimmes passiert war. Sie können sich denken … Aber es ist schlimm genug.« Er trat ans Fenster und sah hinaus. »Das Schwein! Er muss durch den Garten entkommen sein. Es hat keinen Sinn, nach ihm zu suchen.« Er zuckte mit den Schultern. »Er ist verschwunden, da kann man nichts machen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Monsieur, wie sehr wir bedauern, dass Ihnen dies ausgerechnet im Adler Palace passiert ist. So etwas ist hier noch nie vorgekommen.« Er zögerte wieder und fuhr dann rasch fort: »Selbstverständlich werden wir unser Möglichstes tun, Ihnen in dieser unangenehmen Situation zu helfen. Ich habe den Portier gebeten, Ihnen eine Flasche Whisky zu bringen, sobald er den Arzt verständigt hat. Englischen Whisky! Wir haben einen besonderen Vorrat davon. Zum Glück ist Ihnen ja nichts gestohlen worden. Mit einem solchen Zwischenfall konnte wirklich niemand rechnen, aber wir werden dafür sorgen, dass Sie ärztlich versorgt werden. Und natürlich werden Ihnen für die Zeit Ihres Aufenthalts hier keinerlei Kosten entstehen, ganz klar. Aber …«

      »Aber Sie wollen keine Polizei, kein Aufsehen, nicht wahr?«

      Der Hotelmanager lächelte nervös. »Was würde es schon nützen, Monsieur. Die Polizisten würden bloß Fragen stellen und uns allen Ungelegenheiten bereiten.« Er schien eine Idee zu haben. »Uns allen, Monsieur«, wiederholte er mit Nachdruck. »Sie sind Geschäftsmann. Sie wollen am Vormittag abreisen. Wenn die Polizei hier erschiene, könnte das etwas schwierig werden. Es würde zwangsläufig zu Verzögerungen kommen. Und wozu?«

      »Vielleicht würde man ja denjenigen schnappen, der auf mich geschossen hat.«

      »Aber wie, Monsieur? Sie haben sein Gesicht nicht gesehen. Sie können ihn nicht beschreiben. Es ist nichts gestohlen worden, was auf seine Spur führen könnte.«

      Graham zögerte. »Und dieser Arzt, den Sie gerufen haben? Angenommen, er meldet der Polizei, dass hier jemand mit einer Schussverletzung ist?«

      »Die Direktion wird sich für seine Dienste in großzügiger Weise erkenntlich zeigen.«

      An der Tür wurde geklopft. Der Portier trat mit einer Flasche Whisky, Sodawasser und Gläsern ein, die er auf den Tisch stellte. Er sagte etwas zum Stellvertreter, der daraufhin nickte und ihn mit einer Kopfbewegung hinausschickte.

      »Der Arzt ist schon unterwegs, Monsieur.«

      »Na schön. Danke, ich möchte keinen Whisky. Aber trinken Sie ruhig! Sie sehen aus, als könnten Sie einen vertragen. Ich würde gern mal telefonieren. Sagen Sie dem Portier, er soll mich mit den Crystal Apartments in der Rue d’Italie verbinden. Die Nummer ist 44 907. Ich möchte mit Monsieur Kopejkin sprechen.«

      »Sehr wohl, Monsieur. Wie Sie wünschen.« Er ging zur Tür und rief nach dem Portier. Wieder gab es einen unverständlichen Wortwechsel. Der Hotelmanager kam zurück und schenkte sich großzügig Whisky ein.

      »Ich glaube«, sagte er, Grahams Vorwurf aufgreifend, »dass es nicht klug wäre, die Polizei einzuschalten. Es ist nichts gestohlen worden. Ihre Verletzung ist unerheblich. Niemand wird sich aufregen. So ist das nun einmal mit der Polizei bei uns, verstehen Sie.«

      »Ich bin mir noch nicht sicher, was ich tun werde«, fauchte Graham. Der Kopf tat ihm weh, in der Hand machte sich ein unangenehmes Pochen bemerkbar. Der Hotelmanager ging ihm allmählich auf die Nerven.

      Das Telefon klingelte. Er streckte die Hand aus und griff nach dem Hörer.

      »Sind Sie’s Kopejkin?«

      Er hörte einen verwirrten Grunzer: »Graham? Was ist? Ich bin in diesem Moment nach Hause gekommen. Wo stecken Sie?«

      »Ich sitze auf meinem Bett. Hören Sie, etwas Dummes ist passiert. In meinem Zimmer war ein Einbrecher, als ich hereinkam. Er hat auf mich geschossen, bevor er durchs Fenster entwischen konnte. Eine Kugel hat mich an der rechten Hand getroffen.«

      »Großer Gott! Sind Sie schlimm verletzt?«

      »Nein. Es war nur ein Streifschuss. Aber ich fühle mich nicht sehr wohl. Es war ein ziemlicher Schock.«

      »Mein Bester! Erzählen Sie mir genau, was passiert ist.«

      Graham erzählte es ihm. »Mein Koffer war abgeschlossen«, fuhr er fort. »Es fehlt nichts. Ich muss einen Augenblick zu früh gekommen sein. Aber es gibt Komplikationen. Der Lärm scheint das halbe Hotel aufgeweckt zu haben, auch den Stellvertreter des Direktors, der jetzt neben mir steht und Whisky trinkt. Sie haben einen Arzt gerufen, der mich verbinden soll, das ist alles. Man hat nicht versucht, den Kerl zu erwischen. Vermutlich hätte es auch nicht viel genützt, aber vielleicht hätten sie ihn ja zumindest gesehen. Ich habe ihn jedenfalls nicht gesehen. Sie meinen, er sei durch den Garten entkommen. Der Punkt ist, dass sie die Polizei nicht rufen wollen, ich müsste schon unangenehm werden und darauf bestehen. Natürlich wollen sie nicht, dass überall Polizisten herumtrampeln und der gute Ruf des Hotels Schaden nimmt. Sie sagen, wenn ich offiziell Anzeige erstatte, würde die Polizei mich daran hindern, morgen mit dem Elf-Uhr-Zug abzureisen. Wahrscheinlich haben sie recht. Aber ich kenne die türkischen Gesetze nicht. Und ich will mir keine Unannehmlichkeiten einhandeln, indem ich keine Anzeige erstatte. Den Arzt will man offenbar mit Geld kaufen. Aber das ist ihre Sache. Was soll ich tun?«

      Es entstand ein kurzes Schweigen. Dann sagte Kopejkin langsam: »Ich denke, dass Sie im Moment nichts unternehmen sollten. Überlassen Sie die Sache mir. Ich werde mit einem Freund sprechen, der gute Beziehungen zur Polizei und großen Einfluss hat. Sobald ich mit ihm gesprochen habe, komme ich zu Ihnen ins Hotel.«

      »Aber das

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