Ein Tropfen vom Glück. Antoine Laurain

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein Tropfen vom Glück - Antoine Laurain страница 7

Ein Tropfen vom Glück - Antoine Laurain

Скачать книгу

verstehe, in the cellar«, sagte Bob und nickte.

      »In the cellar, wie Sie sagen. Haben Sie gesehen, ob in dem Laden links neben der Eingangstür Licht brennt?«

      »Ja, Monsieur, da ist Licht.«

      »Dann bin ich gerettet«, seufzte Hubert. »Sie müssen Abby holen. Klopfen Sie an die Scheibe des Ladens und sagen Sie ihr, dass Monsieur Larnaudie in seinem Keller eingesperrt ist.«

      »Okay, Abby, Larnaudie, Keller. Ich komme wieder«, sagte Bob im Davongehen.

      »Sie sind sehr freundlich, Monsieur«, rief Hubert ihm aus seinem Gefängnis nach.

      Bob klopfte kräftig an die Ladentür. Hinter den Gardinen bewegte sich eine der beiden Gestalten und öffnete ihm. »Oh!«, entfuhr es Bob, als er sie erblickte, »ich weiß, warum er Sie Abby nennt!«

      »Wie bitte?«, antwortete Magalie.

      »Ach, liebe Freunde! Ich danke Ihnen«, sagte Hubert, während er sich vor Magalie, Julien und Bob den Staub abklopfte. »Ich habe schon befürchtet, ich müsste die Nacht hier verbringen«, fügte er seufzend hinzu.

      »Bob Brown aus Milwaukee, Wisconsin«, stellte sich Bob vor und streckte ihm die Hand entgegen.

      »Mister Brown aus Milwaukee, ich danke Ihnen«, antwortete Hubert und schüttelte ihm die Hand. »Man muss wirklich sagen, Ihr Land kommt immer zur rechten Zeit, um uns zu retten«, setzte er hinzu. »Schauen Sie sich das an«, und dabei stellte er seine Weinflasche auf einem Stapel von Illustration-Ausgaben ab, ehe er auf zwei Kellertüren zuging, deren zersplittertes Holz davon zeugte, dass sie mit dem Brecheisen aufgestemmt worden waren. »Ich wusste es, ich hatte es ja gesagt. Es ist der Keller von Berthier und der von Madame Merlino, die ihn leerräumen wollte.«

      »Bastards«, murmelte Bob, der ihm gefolgt war.

      »Wie Sie sagen«, stimmte Hubert zu. »Abby, Monsieur Chauveau, gehen Sie nachsehen, ob Ihre Keller unversehrt sind.«

      Magalie und Julien verschwanden im Flur.

      Hubert war über diesen nächtlichen Einbruch empört und fühlte sich zudem tief gekränkt durch die Anwesenheit dieses sympathischen Amerikaners, der ihn zwar befreit hatte, es sich aber sicher nicht nehmen ließe, allen seinen Freunden jenseits des Atlantiks vom Abenteuer seiner Ankunft zu erzählen. Was für ein Bild von Frankreich würde das vermitteln? Von Paris? Und insbesondere von der Rue Edgar-Charellier 18? Das Bild eines heruntergekommenen alten Kastens, der von den erstbesten dahergelaufenen Plünderern ausgeraubt wurde und dessen unbescholtene Bewohner in ihre Keller eingesperrt wurden wie Kaninchen.

      »Unsere Keller sind unberührt, Monsieur Larnaudie!«, rief Julien vom Flur her, wo sein Schatten und der Magalies von den nackten Glühbirnen auf die Wände geworfen wurden.

      »Immerhin«, brummte Hubert, »aber sie werden wiederkommen, sie kennen jetzt den Weg, sie oder andere, während wir alle schlafen.« Auf diese düstere Prophezeiung hin stieg er die Stufen der Holztreppe hoch und bewegte die Türen der Öffnung hin und her. »Unmöglich zu schließen«, fluchte er.

      »Wofür sind der Treppe und der Tür zur Straße gut?«, fragte Bob.

      »Für Kohlelieferungen«, antwortete Julien, »jeder Keller besaß ein Kohlenlager, und alle Wohnungen hatten in jedem Raum einen Kaminofen.«

      Bob nickte bewundernd.

      »Ich bleibe hier«, entschied Hubert seufzend.

      »Das ist nicht Ihr Ernst, Sie wollen doch nicht hier übernachten?«

      »Doch, Abby. Es soll niemand sagen, dass dieses Haus sperrangelweit offen steht, ohne dass jemand reagiert«, erregte sich Hubert. »In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verwaltungsbeirats und in Anbetracht meiner Familiengeschichte habe ich die Pflicht, die Verteidigung unseres Kulturerbes zu gewährleisten!«, schloss er emphatisch.

      »Wait a minute, please.« Bob stieg nun ebenfalls die Treppe hoch und betrachtete den notdürftigen Verschluss der beiden Flügel der Kellertür. Er stieg wieder hinab und begann die ausgemusterten Gegenstände zu begutachten, die den Gemeinschaftskeller bevölkerten: Email-Waschtisch, Kleiderständer, Metallregale …

      »Was tut er da?«, fragte Hubert, als Bob sich bückte, eine dicke Eisenstange aufhob und stolz hochhielt.

      »Yes! Sie werden heute Nacht schlafen, Monsieur Larnaudie. Gestatten Sie?«

      Hubert ging die Treppe hinunter und überließ Bob seinen Platz. Dieser untersuchte die Vorrichtung, durch die sich die beiden Flügel verriegeln ließen, und vergewisserte sich, dass deren Löcher dem Durchmesser der Stange entsprachen. »Ich verstehe«, meinte Hubert in müdem Ton, »aber das werden Sie nicht schaffen, man müsste die Stange zurechtbiegen, damit sie passt.«

      »Ja«, bestätigte Bob, und er zog seine Jacke aus, unter der ein ärmelloses T-Shirt und Bizepse mit eindrucksvollen Tätowierungen zum Vorschein kamen, unter anderem ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln, der einen Motorradreifen in den Klauen hielt.

      Bob setzte sich auf eine Treppenstufe, ließ seinen Hals krachen, setzte seine Hände an beiden Enden der Stange an, atmete tief ein, presste die Kiefer zusammen und begann, die Metallstange zu biegen. Die drei anderen erstarrten und sahen zu, wie das Metall Zentimeter um Zentimeter nachgab, die Zähne zusammengebissen, als wären sie körperlich selbst an der Aktion beteiligt. Unter der Anstrengung traten Bobs Armmuskeln hervor, sodass der Kopf des Raubvogels sich bewegte. Julien fiel plötzlich der Name dieses Adlers wieder ein, den er durch einen Kunden von Harry’s Bar kannte: der Weißkopfseeadler, das Wappentier der Vereinigten Staaten. Begleitet von einem Ächzen, als Bob wieder Luft holte, erlangte die Stange eine perfekte U-Form. »Yep!«, seufzte er auf, als er das Ergebnis betrachtete, dann ging er zwei Stufen hoch. Die Stange glitt perfekt in die Löcher der beiden Flügel.

      Die Kellertür war verschlossen.

      »Monsieur …«, hauchte Hubert.

       »Call me Bob.«

      »Bob«, wiederholte Hubert sofort. »Zum zweiten Mal danke. Bob, ich will nicht, dass es heißt, Sie hätten all diese Flugstunden auf sich genommen, um in eine Lotterwirtschaft zu geraten und Eisenstangen zurechtzubiegen. Ich will, dass Paris, Frankreich und dieses Haus Sie würdig empfangen. Abby, Monsieur Chauveau …«, fuhr er fort und drehte sich zu Magalie und Julien um.

      »Sie können mich Julien nennen«, warf Julien schüchtern ein.

      »Einverstanden«, sagte Hubert, »also, Abby, Julien, Bob, ich lade Sie in meine Wohnung ein, um das Beste zu teilen, was dieses Land zu bieten hat: den Wein! Ich habe in meinem Keller eine Flasche gefunden.«

      Hubert entfernte sich kurz und kam triumphierend mit seiner Flasche zurück: »1954, was sagen Sie dazu? Ich hoffe, er ist gut.«

      Als Julien das Etikett sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck.

      Magalie war erst einmal im Wohnzimmer der Larnaudies gewesen, über drei Jahre zuvor. Sie erinnerte sich an ein nicht weiter originelles bürgerliches Interieur. Eines jener unwandelbaren Familiendekors, wie sie einem Milieu eigen waren, in dem Geld immer so selbstverständlich vorhanden war wie fließendes Wasser. Jeder, der sich hier hinsetzte und sagen konnte: »Ich bin zu Hause«, musste sich sicher fühlen, beschützt von etwas Ungreifbarem,

Скачать книгу