Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone

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Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen - R. S. Stone

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Tresenplatte gleiten ließ. Ein breites Grinsen teilte seinen wuchtigen Schnurrbart, als er zu Brazos aufblickte. Es war das Grinsen eines Mannes, der gut beobachten und dabei eins und eins zusammenzählen konnte, sich aber beharrlich darüber auszuschweigen wusste. Er war ein freundlicher Mann, dieser Sanchez, wie Brazos McCord fand, gewiss auch mit allen Wassern gewaschen. Dem kleinen Burschen mit seinem Vollmondgesicht und den so schuldlos dreinblickenden Kulleraugen waren gewiss nicht die Blicke entgangen, die sich Juana und Brazos McCord zugeworfen hatten.

      Was die Bedeutung jener Blicke anbelangte, so war er souverän genug, die Gedanken dabei für sich zu behalten, dieser kleine Bodegabesitzer.

      So fragte er stattdessen: »Wie geht es Ihrem Compadre, Señor McCord? Sie haben ihn doch sicherlich gerade bei den Padres in der Mission besucht, richtig?«

      »So ist es. Nun, ist ‘n zäher Bursche, meint der Padre. Aber er hat ausdrückliche Bettruhe verordnet bekommen«, antwortete Brazos McCord auf Sanchez‘ Frage und orderte sogleich ein großes Glas Ingwer-Bier.

      »Si, Señor McCord. Ich bin überaus glücklich, das zu hören.« Sanchez griff eifrig ins Regal und angelte ein großes Bierglas hervor. Dies ließ er einmal gekonnt herumwirbeln und setzte es unter den Zapfhahn. Mit einer Geschwindigkeit, die selbst Brazos McCord überraschte.

      »Möchten Sie nicht einen guten Schluck Tequila? Oh, Señor, ich habe hier den besten und feurigsten …«

      Brazos lehnte mit einer resoluten Handbewegung ab. Er gehörte nicht zu den Männern, die am helllichten Tag schon starken Alkohol zu sich nehmen. Hinter sich vernahm er das Geräusch eines zurückgeschobenen Stuhles. Er brauchte sich nicht umzudrehen, sondern wusste auch so, dass Juana sich erhoben hatte und nun seine Richtung ansteuerte.

      Und richtig, denn einen kurzen Augenblick später stand sie neben ihm am Tresen, legte ihre zarte Hand auf ihre Schulter und blickte mit ihren großen, dunklen Augen erwartungsvoll zu ihm auf. »Du wirst doch sicher noch etwas bleiben, nicht wahr?«

      Brazos McCord ergriff sein Bierglas und wandte sich ihr zu. »Wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte, du kleine schwarzhaarige Teufelin.«

      So hatte er sie in der vergangenen Nacht auch genannt, und das nicht nur einmal. Juana lachte belustigt auf. Ihr Lachen gefiel ihm, wie so einiges an ihr. Es war ein kehliges Lachen, mit einem Timbre, das einen Mann mächtig ins Schwitzen bringen konnte. Sie war recht jung, diese hübsche Mexikanerin mit ihrem rabenschwarzen Haar und den ebensolchen Augen. Vielleicht gerade neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Wenn überhaupt. Aber sie hatte es schon jetzt verdammt faustdick hinter den Ohren.

      Juana fuhr sich vielsagend mit der Zunge über die Lippen. »Das ist schön. Dann trink schnell das Bier aus und lass uns nach oben gehen.«

      Prüde war sie nicht, das stand schon mal fest, und Zeitverschwendung war auch nicht ihre Sache. Juana war ein Mädchen, das wusste, was es wollte, oder besser: wen es wollte, und das am liebsten sofort. Brazos, der sich gerade einen herzhaften Schluck gönnte, verschluckte sich beinah an seinem Bier. Er äugte verstohlen nach hinten zum Tresen.

      Sanchez hatte sich abgewandt, tat, als würde er sich mit dem Wischen des Tresens beschäftigen. Aber Brazos war sicher, dass diesem Burschen mächtig die Ohren klingelten. Denn es zeigte sich nur allzu deutlich ein verschmitztes Lächeln unter dem Schnurrbart des kleinen Bodegabesitzers.

      ***

      Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinem Schlaf. Benommen richtete er sich auf und rieb sich müde übers Gesicht. Draußen wurde es bereits dunkel, das fahle Licht der Straßenlampen fiel durch das geteilte Fenster. Juana lag neben ihm. Sie schlief noch und schnurrte dabei selig und süß wie ein Kätzchen.

      Aber Brazos McCord hatte dafür gerade kein Auge. Der Störenfried draußen auf dem Flur ging ihm tüchtig auf die Nerven. Dann drang Sanchez Stimme zu ihm herein: »Señor McCord! Señor McCord! Machen Sie bitte auf!« Wieder klopfte es hart und eilig an der Tür.

      Wenn dieser Bursche keinen triftigen Grund hat, mich aus den Träumen zu reißen, dann Gnade ihm Gott! Mit diesen grimmigen Gedanken schälte sich Brazos aus dem Bett. Nackt wie er war, schlich er über den alten Teppich. Auf dem Weg zur Tür langte er nach seinem Holster und zog den Remington heraus. Wahrscheinlich gab es dafür keinen triftigen Grund. Aber Brazos McCord war von Natur aus ein vorsichtiger Mann. Wieder hämmerte der Bodegabesitzer hämmerte gegen die Tür. Brazos legte mit dem Daumen den Abzugshahn nach hinten und zog die Tür einen Spalt auf.

      Er musste für Sanchez einen komischen Eindruck gemacht haben, so wie er plötzlich in der Tür stand; nackt und mit dem Remington in der Faust, den Lauf dabei dabei nach oben zeigend. Jedenfalls stieß der Bodegabesitzer einen erschreckten Laut auf und bekreuzigte sich sofort.

      »Señor McCord, um Gottes Willen, stecken Sie die Waffe weg. Ich bin‘s doch nur.«

      Brazos McCord, der sich inzwischen davon überzeugt hatte, dass nur Sanchez allein im Flur stand, legte den Hahn zurück in die Ruhestellung.

      »Zur Hölle, warum machst du hier so ‘nen verdammten Lärm, als wenn eine Horde Bandidos über deinen Laden herfallen will?«

      »Señor, bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich hätte es gewiss nicht gewagt, Sie … aber unten in meinem Lokal ist ein Mann, der Sie ganz dringend sprechen will.«

      Brazos runzelte die Stirn. »Mich sprechen? Wer?«

      Sanchez trat von einem Bein auf andere, so, als könne er sein Wasser nicht mehr lange halten. »Capitano McNelly, Señor Brazos McCord. Er sagt, es sei wichtig. Ganz wichtig. Er ist unten und wartet. Ein ungeduldiger Mann, dieser Capitano.«

      Brazos McCord kratzte sich mit dem Lauf des Remingtons über die unrasierte Wange.

      Leander McNelly!

      Was, in aller Welt, konnte ausgerechnet dieser Mann von ihm wollen?

      »Okay, sag ihm, ich komme gleich runter.«

      »Si, Señor McCord. Ich werd‘s ihm ausrichten. Und bitte, beeilen Sie sich. Der Capitano ist …«

      Brazos McCord machte eine unwirsche Handbewegung. »Ja, ich weiß, er ist ein ungeduldiger Mann. Hau schon ab, Sanchez!«

      Sprach‘s und schlug die Tür mit dem Fuß ins Schloss. Dabei hörte er, wie Sanchez Stiefel in rasender Geschwindigkeit über den Flur donnerten.

      3. Kapitel

      Captain Leander McNelly faltete die Hände zusammen und sah Brazos McCord aus seinen hellen Augen durchdringend an. Der Captain war ein Mann, der eine eingeschworene Einheit der Texas-Ranger befehligte, und dem bereits sein Ruf als Eisenfresser vorausgeeilt war.

      McNelly und seine Truppe hatten schon so manch hartgesottenem Desperado im Nueces-Streifen die heilige Mannesfurcht beigebracht. Brazos McCord hatte bereits genug Geschichten über diesen Mann gehört, um zu wissen, mit wem er es jetzt zu tun hatte.

      »Ich will es kurz machen. Meine Zeit ist knapp. Als ich hörte, was mit Sergeant Owen Carrick passierte, bin ich sofort hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Nun, ich bin heilfroh, dass sich der Sergeant langsam auf dem Weg der Besserung befindet. Aber weniger froh bin ich darüber, dass er noch für eine Weile ausfällt. Verdammt, McCord, meine Einheit der Ranger ist ohnehin schon unterbesetzt. Und noch einen Ausfall kann ich mir nicht

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