Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone
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Nun sollte der schurkische Cole nach Texas überführt werden, damit ihm dort der Prozess gemacht werden konnte. Und genau darin bestand Brazos McCords erste Aufgabe als frischgebackener Texas-Ranger.
Als er an einem sonnigen Morgen über die Hauptstraße von Brashear City ritt, staunte er nicht schlecht über das rege Treiben dieser Stadt, und er fragte sich, wie jemand wie Cole Ketchum auf die Idee gekommen war, ausgerechnet in einer so geschäftigen Stadt mitten am helllichten Tag einen Store zu überfallen. Nun, Captain McNelly hatte ihn über Cole aufgeklärt. So wusste Brazos einigermaßen über den Burschen Bescheid. Aber diese Geschichte hier ließ ihn doch an dem Verstand des berüchtigten Kerls zweifeln. Brazos lenkte seinen Schecken Pedro an zahllosen Kutschen und Frachtwagen vorbei, bis er ein rotes Backsteingebäude erreichte, dessen Seitenwand mit einem einzigen vergitterten Fenster versehen war. Darauf hielt er zu.
Vor dem Gebäude lehnte eine Bohnenstange von einem Mann und rauchte eine Zigarre. Als er Brazos McCord kommen sah, stieß er sich von der Wand ab und betrachtete den Neuankömmling mit skeptischen Blicken. Er trug einen fadenscheinigen Anzug, in dem der Kerl aussah wie eine Vogelscheuche. Was er aber zweifelsfrei nicht sein konnte, denn auf der Brust leuchtete das blinkende Abzeichen eines Deputy-Marshals.
Brazos tippe lässig an die Krempe seines Stetsons. Er kam ohne Umschweife sofort zur Sache, wie es nun einmal seine Art war, und sagte: »Guten Tag. Ich bin Texas-Ranger Brazos McCord und habe die Order, einen Gefangenen namens Cole Ketchum nach Texas zu überführen. Sind Sie Town-Marshal Ambrose Hardesty?«
Ein anmaßender Zug glitt über das lange Gesicht der Bohnenstange. »Ich bin Deputy Tate Meeker. Der Mann, der diesen Dreckskerl auf frischer Tat erwischt und überwältigt hat.« Dann wies er mit dem Daumen nach hinten. »Marshal Hardesty ist im Büro. Sie werden bereits dringend erwartet, McCord.« Dabei lächelte er breit und entblößte eine Reihe großer, gelber Zähne.
Brazos zog die Brauen zusammen. Wie ein solch komischer Vogel es fertig gebracht hatte, Cole Ketchum zu schnappen, war ihm schleierhaft. Genauso schleierhaft wie der Überfall des Banditen auf den Store. Die ganze Sache kam ihm wahrhaftig sehr suspekt vor. Mit einem Nicken lenkte er den Schecken an die Haltestange heran. Behäbig glitt er aus dem Sattel, warf die Zügelenden lose über die Stange und stampfte einige Male mit den Füßen auf den Boden auf, um die Steifheit nach diesem langen Ritt aus seinen Gliedern zu verjagen. Dann trat er an den langen Deputy heran, der ihn die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte und immer noch dieses dämliche Lächeln im Gesicht trug.
»Sind Sie der Mann, der Cole verhaftet hat?« Brazos wusste das zwar durch Captain McNellys Berichten, aber er wollte es aus dem Mund dieser Bohnenstange hören.
Meeker warf sich sofort in die Brust. »Jawohl, McCord. Der bin ich.«
Brazos McCord konnte es einfach nicht glauben. Aber er nickte und schlug Meeker mit gespielter Anerkennung auf die Schulter.
»Fein gemacht.«
Das blöde Grinsen wurde um eine Nuance breiter. Jeder andere hätte sofort erkannt, dass das Lob nicht frei von Zweifeln war. Meeker allerdings nicht. Er freute sich darüber wie ein Hündchen, welches man einen riesengroßen Knochen zugeworfen hatte. Und genauso trottete er hinter Brazos McCord drein, als dieser an ihm vorbei ins Office trat.
***
Vom Lüften hielt man nicht sehr viel. Von Sauberkeit schon gar nicht. Als Brazos McCord den Raum betrat, schlug ihm ein penetranter Geruch aus ungewaschener Kleidung und Schweiß entgegen, der ihn sofort die Nase rümpfen ließ. Der Holzfußboden sah aus, als hätte er dringend eine Reinigung nötig. Die Papierkörbe quollen über, an den Decken hingen überall Spinnfäden. Von einer dicken Staubschicht überzogen waren auch die Regale, die Brazos beim Eintreten in Augenschein nahm. Leicht hätte er mit den Fingern Buchstaben in die Schicht hätte malen können.
Ein feister Kerl saß auf einem Stuhl hinter einem abgenutzten Schreibtisch, der gewiss schon lange ein bequemes Leben führte. Die Beine des Mannes lagen ausgestreckt über der Tischplatte. Der Hut war weit aus der Stirn geschoben und entblößte ein aufgeschwemmtes, rosiges Gesicht. Auf der Brusttasche eines schmutzig-grauen Baumwollhemdes glänzte matt das Marshal-Abzeichen. Wäre dieses nicht gewesen, so hätte Brazos McCord nie und nimmer den Dicken für den lokalen Mann des Gesetzes gehalten. Eher für einen nutzlosen Burschen, der tüchtig dem Alkohol zusprach. Aus müden, roten Augen blickte der Mann zu Brazos auf, machte aber keine Anstalten, sich und seine Fettmassen aus dem Stuhl zu hieven. Brazos McCord trat an den Schreibtisch heran.
»Sind Sie Hardesty?«
»Marshal Hardesty immer noch, Mister. Was kann ich für Sie tun?«
So behäbig der Kerl aussah, so verhielt es sich auch mit seiner Stimme. Und wieder fragte sich Brazos McCord mit Recht, wie es dieser Wundertruppe hier gelungen sein konnte, einen Hartgesottenen wie Cole Ketchum hinter Schloss und Riegel zu setzen.
Brazos wiederholte seinen Auftrag und beobachtete dabei, wie Regung in die massige Gestalt seines Gegenübers kam. Sämtliche Trägheit wich aus dem Gesicht des Marshals, ja, er schaffte es sogar, die Beine vom Tisch zu ziehen und sich in seinem Stuhl aufzurichten. »Wir haben Sie bereits erwartet, Mister McCord. Gut, dass Sie endlich gekommen sind.«
Das klang auf einmal so richtig lammfromm, und es schwang auch die nötige Portion an Respekt in den Worten mit. Der Marshal zwang sich sogar ein freundliches Lächeln ab. Brazos nickte zufrieden. Geht doch!, dachte er und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Stöhnend hievte sich Marshal Hardesty aus dem Stuhl. Brazos erkannte deutliche Erleichterung in seinem schwammigen Gesicht. »Sie müssen wissen, Mister McCord, dass uns dieser gottverdammte Cole Ketchum nur Scherereien bereitet hat. Ein wahrhaft übles Subjekt. Ein richtiges Tier. An dem Burschen ist nichts Menschliches zu erkennen. Manchmal wünschte ich, Deputy Meeker hätte diesen Dreckskerl nicht erwischt. Nur Ärger, nichts als Ärger mit dem Kerl, seit er im Zellentrakt sitzt.« Er wies mit einem Fingerzeig auf eine massive Holztür, hinter der offensichtlich der Zellentrakt lag. »Ich beneide Sie nicht um Ihren Job, dieses Vieh nach Texas zu bringen.«
Brazos zuckte gleichmütig mit den Schultern. Er hatte auch nicht erwartet, einen Musterschüler mit Anstand und Gehorsam nach Texas zu überführen.
»Ist der Gefangene reisefertig, so dass ich ihn gleich mitnehmen kann?«
Hardesty wandte sich an den Deputy, der lässig im Eingang stand und ein Lächeln im Gesicht sitzen hatte, das lässig wirken sollte aber völlig dümmlich war.
»Meeker, lauf rüber zum Mietstall und schaff Ketchums Gaul herbei.«
Das dumme Grinsen im Pferdegesicht erstarb. Fast sah es so aus, als würde der Deputy aufbegehren. Schließlich war er doch der Mann, der den berüchtigten Cole Ketchum dingfest gemacht hatte. Und einen solchen Mann schickte man doch nicht mehr los, um gewöhnliche Botengänge zu machen. Aber er besann sich, als er Hardestys Blicke auf sich ruhen sah. Mit einem Nicken drehte er sich um und stob davon.
»Nettes Kerlchen«, kam es über Brazos‘ Lippen. Hardesty bedachte diese Bemerkung mit einem zweifelnden Blick. »Ein völliger Vollidiot. Zu blöd, um eine Banane zu schälen.«
»Klingt nicht sehr nett, wie Sie über ihn denken, Hardesty. Immerhin war er doch für die Verhaftung von Cole Ketchum verantwortlich, wie ich hörte.«
Hardesty schüttelte den Kopf, winkte zornig ab.