Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone

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Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen - R. S. Stone

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Gruppe, stellte sich etwas abseits an die Reling und blickte mit arrogant erhobenem Haupt auf die sich immer weiter entfernende Landzunge. Ihr dunkles Haar flatterte munter im Wind. Brazos McCord erkannte trotz ihrer Schönheit die arroganten Züge einer verwöhnten Aristokratin, die es gewohnt war, alles zu bekommen, wenn sie nur mit den Fingern schnippte.

      Brazos fragte sich insgeheim, wie sie wohl wäre, wenn es all den Luxus und das viele Geld um sie nicht geben würde. Nein, dieser Typ Frau lag ihm nicht sonderlich. Er dachte nicht im Entferntesten daran, mit ihr ein Gespräch anzufangen. Zum Teufel, was hätte er dieser verwöhnten Schönen auch sagen wollen?

      Etwa so etwas wie: »Mylady, es weht doch ein ziemlich heftiger Wind. Sie könnten sich hier oben an Deck erkälten. Darf ich Sie unten im Salon zu einem Glas Sekt einladen. Dort ist es sicherlich wärmer und angenehmer zu ertragen.«

      Zum Teufel damit, fuhr es ihm angewidert durch den Kopf. Da halte ich lieber meine Klappe!

      Brazos McCord nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und schnippte sie anschließend über Bord. Als er sich gerade abwenden und gehen wollte, trat Kapitän Biggelow an ihn heran. Er räusperte sich und sagte: »Nun, Mister McCord, wie fühlen Sie sich an Bord eines Schiffes, das voller Aristokraten ist?«

      Dieser Frage entnahm Brazos McCord, dass dieser Käpt‘n alles andere als erbaut über die Gesellschaft war, die er entlang der Küste schippern durfte.

      »Keine Beanstandungen, Käpt‘n Biggelow. Was mich betrifft.« Er grinste und setzte hinzu: »Aber sollten die hochwohlgeborenen Gäste mitbekommen, dass sich unten im Maschinenraum ein zweifacher Mörder eingeschlichen hat, dürfte es wohl die zarten Gemüter in Aufregung versetzen, was?«

      »Um Gottes Willen, Mister McCord. Das ist natürlich unbedingt zu vermeiden. Ich würde in Teufels Küche kommen, wenn der ehrenwerte Mister du Mauret jemals Wind davon bekäme. Aber ich glaube, das wäre mir so ziemlich einerlei.« Der Kapitän grinste und zwinkerte Brazos dabei zu.

      Brazos legte den Kopf schief. »Ich habe so das unbestimmte Gefühl, dass es nicht allein an dem Geld gelegen hat, das ich Ihnen in Ihre Hände gelegt habe, stimmt‘s?«

      Biggelow griente bis über beide Ohren. »Stimmt.«

      »Dachte ich mir.«

      »Mister McCord, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich habe für Menschen nicht viel übrig, die sich in Reichtum und Wohlstand sonnen und andere für sich arbeiten lassen, um noch reicher und verwöhnter zu werden. Schlimm für mich, mitanzusehen, wie diese Menschen dann auch noch herablassend auf andere herunterblicken, denen es nicht vergönnt ist, mit Geld nur so um sich zu werfen. Keiner von denen«, er deutete mit einer missbilligenden Kopfbewegung zur Seite, »dürfte jemals ernsthaft gearbeitet haben. Und das Wort Verantwortung würde ein Fremdwort in ihren Augen sein. Und was diese reizende Gesellschaft hier an Bord der Sweet Travelling betrifft …«, er winkte verächtlich ab, sammelte sich und fuhr fort: »Nun, Sie dagegen sind ein ganz anderer Schlag, McCord. Ich zolle Bewunderung einem Mann, der den Mut aufbringt, ganz allein einen Mann wie Cole Ketchum zu überführen. Eine Aufgabe, bei der diese versnobte Gesellschaft dort jämmerlich scheitern würde.«

      »Freut mich, dass Sie‘s so ansehen, Käpt‘n.«

      »Glauben Sie mir, Mister McCord. Es hat eine Zeit gegeben, in der ich eine solche Expedition wie diese hier strikt abgelehnt hätte. Ich bin schon zu ganz anderen Zeiten zur See gefahren, hatte so was nie nötig. Aber wenn man älter wird …« Er brach ab und ergänzte die fehlenden Worte durch ein mitleidiges Lächeln.

      In diesem Augenblick trat eine Frau an sie heran. Sie war mittelgroß, dunkelblond und mit etwas sehr üppigen Proportionen. Zu üppig, um richtig schlank zu sein. Ihre Kurven zeichneten sich unter ihrem eng anliegenden Abendkleid deutlich ab. Alles an ihr war etwas zu rund, dennoch war sie hübsch und sich gewiss dessen auch bewusst. In ihren großen, haselnussbraunen Augen zeigte sich der Glanz von Überheblichkeit, als sie sich dem Kapitän zuwandte, und gleichzeitig aus den Augenwinkeln Brazos McCord betrachtete.

      »Wie ich sehe, haben Sie einen neuen Passagier mit an Bord genommen, Kapitän Biggelow. Ich hätte es doch sehr begrüßt, wenn ich von Ihrer Handlungsweise unterrichtet worden wäre.« In ihrer Stimme klang der typisch nasale Tonfall einer Aristokratin.

      Biggelows Haltung versteifte sich. »Miss du Mauret, darf ich Ihnen Texas-Ranger Mr Brazos McCord vorstellen?«

      Sie warf Brazos einen Blick zu, der ihm nicht gefiel. Es war, als betrachtete sie einen geringgeschätzten Gegenstand. Es fehlte nur noch das Rümpfen der Nase. Das blieb allerdings aus.

      Vorerst jedenfalls.

      »Ein Texas-Ranger? An Bord dieses Schiffes? Was ist, Ranger, wollen Sie uns alle verhaften?« Ihr Spott gefiel ihm noch weniger. Brazos spürte, wie leichter Zorn in ihm aufkeimte. Bevor er sich eine Antwort abringen konnte, hatte sie sich wieder dem Kapitän zugewandt.

      »Kapitän Biggelow, in Zukunft wünsche ich, dass ich darüber unterrichtet werde, wenn Sie jemanden an Bord nehmen möchten. Es ist das Schiff meines Vaters, wenn ich Sie daran erinnern darf.«

      Der Kapitän setzte zu einer Erwiderung an. Aber Brazos McCord kam ihm zuvor.

      »Langsam, Lady. Der Käpt‘n und ich sind alte Compadres. Ich bat ihn, mir ‘nen kleinen Gefallen zu tun, wenn er mich mit dem Kahn hier bis zur Galveston Bay bringt. Nichts Aufregendes also. Kein Grund, deshalb gleich die Nerven zu verlieren.«

      Miss du Mauret stemmte die Hände in die Hüften. »Sie verfügen über eine seltsame Ausdrucksweise, Mister Texas-Ranger, oder was Sie darstellen sollen! Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Wohl eher nicht, denn sie klingt primitiv.«

      Jetzt war es soweit. Sie rümpfte die Nase.

      Es geschah nicht sehr oft, dass ihn eine Frau in Rage bringen konnte. Aber diese Miss du Mauret bekam es tatsächlich hin. Und so fiel Brazos McCord Antwort alles andere als besonders freundlich aus. »Im Grunde genommen ist es mir absolut egal, ob‘s Ihnen gefällt, Lady.«

      Das schlug dem Fass den Boden aus. Ihre Haselnussaugen weiteten sich, ihr Mund flog auf. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden? Kapitän Biggelow, ich verlange unverzüglich, dass Sie dieses Individuum sofort zurück an Land setzen. Eine anmaßende Unverschämtheit. Ich werde mich über diese Unverschämtheit beschweren.«

      Brazos McCord löste sich von der Reling und machte einen Schritt auf sie zu. So, wie er jetzt vor ihr stand, überragte er sie um gewiss mehr als eine ganze Kopflänge.

      »Lady, jetzt halten Sie verdammt noch mal die Luft an. Dort, wo Sie herkommen, mag es an der Tagesordnung sein, Menschen anderer Art herablassend zu behandeln. Hier funktioniert das nicht. Und bei mir schon gar nicht. Oh, beschweren Sie sich ruhig über mich. Aber vorher werde ich diesen Kahn durchsuchen und bis zur letzten Schiffsschraube auseinandernehmen. Wenn Leute Ihres Schlages im Spiel sind, lässt sich immer etwas finden, was man gegen sie einsetzen kann.« Er griff in die Brusttasche, angelte sein Ranger-Abzeichen hervor und hielt es ihr mit einem breiten Grinsen unter die Nase. »Und das hier, Lady, ist meine Eintrittkarte!«

      Es war nur ein Bluff. Aber er funktionierte, funktionierte sogar prächtig. Mylady fiel die Kinnlade herunter, starrte wie hypnotisiert auf das Abzeichen.

      Brazos warf dem Kapitän einen schnellen Seitenblick zu und bemerkte, wie sich der Mann kaum das Lachen verkneifen konnte. Es dauerte etwas, bevor Miss du Mauret die Worte wiederfand. Die richtete sie dann an den

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