Club der Sinne. Karyna Leon
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„Du bist die Beste, Lena.“
„Ich weiß, ich weiß“, seufzte sie und griff nach ihrem Cocktail.
*
Der nächste Vormittag kam für Magdalena viel zu früh. Selbst unauffälliges Make-Up konnte nicht verhindern, dass man ihr die Müdigkeit schon von weitem ansah. Der morgendliche Gang durch die Firma erschien ihr erneut wie ein Spießrutenlauf. Aber wieder stellte sich nicht heraus, wer für den Ausrutscher auf der Feier in Frage kam. Hatte sie etwa mit einem Kunden geschlafen? Einzelne kamen zur Weihnachtsfeier. Die Erinnerung an den Kerl tauchte immer wieder auf, als ob sie sich in ihrem Kopf heimisch fühlte, sich ein Nest bauen wollte. Magdalena schüttelte sich, um die Gedanken zu vertreiben. Sie brauchte einen klaren Kopf.
Sanft klopfte sie an die Tür von Mathias Kuhns Büro und wartete auf ein Zeichen einzutreten. Statt einer Antwort öffnete sich die Tür kaum eine Sekunde später. „Oh“, entfuhr es ihr, und sie trat erschrocken einen Schritt zurück.
„Ihnen auch einen guten Morgen, Frau Fischer.“ Der hochgewachsene Mann mit den kurzen Haaren knöpfte sein Jackett zu, ehe er ihr die Hand reichte, die Magdalena rasch ergriff.
„Ähm, guten Morgen, Herr Kuhn. Ich sollte mich heute bei ihnen melden?“
Die Stirn des Gegenübers legte sich in Falten und zog dabei gleich die schmale Nase kraus. Jetzt sah er ein wenig irritiert aus, als ob er einen schlechten Geruch wahrnähme. Doch Magdalena konnte es nicht sein. Sie hatte sich kurz vorher frisch gemacht.
„Ja, kommen Sie bitte in mein Büro. Ich möchte Ihnen ein paar Instruktionen geben, sodass Sie wissen, was Sie bei der Zusammenarbeit im Projekt erwartet.“
Die nächste Stunde verbrachten sie mit der Besprechung. Magdalena vergaß die Zeit vollkommen. Als Mathias Kuhn auf die Uhr sah und mit der Hand auf den Schreibtisch schlug, merkte sie erst, wie spät es bereits war.
„Entschuldigen Sie, Frau Fischer. Ich halte sie von Ihrer Mittagspause ab.“
„Schon in Ordnung. Ich hatte sowieso keine Verabredung für heute.“
„Das passt ja. Kommen Sie, wir essen flugs gemeinsam etwas, danach können wir die Rahmenbedingungen erörtern.“
Zunächst zögerte Magdalena. Mit ihrem eventuell zukünftigen Chef zum Mittag treffen? Worüber sollte sie nur mit ihm sprechen?
Er schien ihr Zögern zu bemerken und bedeutete ihr vorwärts zu gehen. „Keine Sorge. Ich beiße sie nicht, und ich verspreche, nicht über die Arbeit zu reden.“ Sein freundliches, warmes Lächeln überzeugte sie schließlich.
„Warum nicht?“ Magdalena schmunzelte und lief neben ihm her. Allerdings nur bis zur nächsten Tür, die er ihr wieder aufhielt. Sie verbrachten eine spaßige Mittagszeit, da sie feststellten, dass sie dieselbe Comedyshow liebten, was Gesprächsthema genug für eine ganze Stunde bot.
Magdalena verlor mehr und mehr die Angst vor ihrem Chef. Am Ende bot er ihr bereits das Du an. Ebenso unkompliziert verabredeten sie sich an den folgenden Tagen zur Mittagspause. Im Verlauf der restlichen Woche schlich sich Mathias in ihre Träume und verdrängte damit den pochenden Nachhall, den sie jedes Mal in ihrem Schoß empfand, wenn sie aufwachte und an den sexuellen Ausrutscher auf der Weihnachtsfeier dachte. Da sich in der Firma niemand fand, der sie auf ihren Fauxpas ansprach, verdrängte sie ihn langsam. Auch wenn das Misstrauen gegenüber einigen Männern, die sie scheinbar heimlich beobachteten, blieb.
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