Jeden Tag aufs Neue glücklich. Anna von Rüden
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Das passt auch zu ihrem Standpunkt, sich allen gegenüber neutral zu verhalten. Wie es in einer großen Familie nun mal ist, ist es auch in der Familie von Rüden eigentlich nie ruhig. Es passiert immer etwas, und des Öfteren gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, mal kleine, mal große. Anna beeinflusst auf eine kaum wahrnehmbare, aber wirkungsvolle Art das Geschehen. Nie würde sie sich offensiv einmischen, aber wenn sie gefragt wird, kann man sich darauf verlassen, dass sie eine objektive Meinung vertritt, unabhängig von ihrem Verhältnis zu den Beteiligten.
Etwas, was ich an Anna ebenfalls besonders schätze, ist ihre Art, trotz eigener Meinung und Versuche, die Dinge subtil zu beeinflussen, die Entscheidungen und das Handeln der anderen Seite zu akzeptieren. Auch wenn sie vielleicht anderer Überzeugung ist, würde sie sich nie enttäuscht abwenden oder einem die kalte Schulter zeigen. Sie sagt ihre Meinung, aber sie lässt den Dingen trotzdem ihren Lauf und begleitet sie, egal wie sie ausgehen. Das führt zum Beispiel dazu, dass Johannes manchmal wochenlang keinen Kontakt zu seiner Mutter hat – aber wenn ihn etwas ernsthaft drückt, sucht er den Weg zu Anna, ebenso wenn er eine große Freude mit ihr teilen will.
Anna hat inzwischen elf Enkelkinder, und sie schafft es, jedem Kind die gleiche Aufmerksamkeit und Liebe zu vermitteln. Und auch hier staune ich: Unser Rabauke Theo hat großen Respekt vor Oma Annas ‚Nein‘, und unsere kleine anhängliche Hermine, die bei niemandem bleiben würde, hat nach anfänglichem Fremdeln dann doch vor allen anderen Menschen zuerst zu ihrer Oma Vertrauen gefasst und geht bei ihr an der Hand, wenn Mama nicht verfügbar ist. Und Baby Wilma, ganz der Vater, liebt seine Oma über alles.
Wir alle wohnen in derselben Stadt wie Anna und ich glaube, wir wohnen hier nicht nur deshalb, weil es Berlin ist und es in Deutschland keine großartigere Stadt gibt als diese – wir wohnen hier, weil wir auch durch Anna hierhergehören. Keines von Annas vier Kindern ist fortgezogen, obwohl die Familie in den Kindheitstagen einige Male den Wohnsitz wechselte und sich die Kinder von daher doch eine gewisse Ungebundenheit zu eigen gemacht haben könnten. Doch alle sind in Berlin geblieben – weil Anna in Berlin ist. Welche Familie kann das schon von sich sagen? ‚Schwiegermutter‘ ist ja ein eher zwiespältiger Begriff, bei dem einem oftmals als Erstes schwierige Verhältnisse, Spannungen und das Vermeiden von zu viel Nähe einfallen. Bei Anna ist es aber anders. Ganz anders. Darum würde ich für mich als Beschreibung, wie ich Anna persönlich sehe, den ersten Teil dieses Wortes einfach weglassen. Ich bewundere sie, aber vor allem hat sie es geschafft, dass ich mich bei ihr beinahe wie bei meiner eigenen Mutter fühlen kann.“
Schwiegertochter Nina
Über Anna …
„Als ich Annas Sohn Richard lieben gelernt habe, wollte er recht schnell, dass ich seine Familie kennenlerne. Wir trafen uns das erste Mal an Annas Geburtstag, der in einem Café gefeiert wurde. Ich hatte ein bisschen Bammel vor dem Treffen mit der ganzen großen Familie. Doch alles verlief äußerst unkompliziert. Ich wurde an den großen Tisch gebeten und fühlte mich sofort eingebunden. Alle, besonders Anna, waren unglaublich herzlich zu mir. Ich hatte das Gefühl, als würde ich alle schon ganz lang kennen. Da ich als letzte Schwiegertochter in die Familie gekommen bin, musste ich erst mal gucken, wie ich da Fuß fassen konnte.
Ich wusste, dass sich alle Schwiegertöchter samt Enkeln freitags immer bei Anna treffen. Da ich damals selbst noch keine Kinder hatte, bin ich davor erst mal zurückgeschreckt. Doch Anna hat immer wieder aufs Liebevollste insistiert und mich wiederholt eingeladen.
Es ist ein großes Geschenk, eine Schwiegermutter wie Anna zu haben. Heute fühle ich mich voll integriert und komme inzwischen sehr gern an den Freitagen mit meinem Kind zu den Treffen. Während meiner Schwangerschaft mit Nicolas hat Anna immer angeboten, mit mir spazieren zu gehen. Und als unser Kind dann auf der Welt war, hat sie es uns öfter abgenommen, damit wir mal wieder ins Kino oder ins Restaurant gehen konnten. Auf Anna kann man sich felsenfest verlassen, das ist sehr angenehm.
Dennoch hat sie mir nie das Gefühl gegeben, dass sie in Sachen Kinder alles besser wüsste. Von ihr kommt vielmehr eine sanfte Unterstützung, sie mischt sich aber nie in unsere Erziehung ein oder bevormundet mich gar. Was ich ebenfalls nie gespürt habe, war eine Eifersucht seitens Anna. Sie hat sich wirklich vorbehaltlos und von Herzen gefreut, dass auch ihr jüngster Sohn jetzt eine ernsthaftere Beziehung hat.
Momentan sehe ich Anna öfter, als mein Mann Richard seine Mutter sieht. Bei unseren Freitagstreffen kommen die Frauen der Familie samt Enkelkindern zusammen, das ist ein richtig schönes Ritual. Uns ist es auch wichtig, dass sich die Kinder untereinander austauschen, damit sie merken, wie schön es ist, in einer Großfamilie aufzuwachsen. Die Kinder sind dann im Spielzimmer, das Anna extra für sie eingerichtet hat. Und wir Frauen trinken Tee oder Kaffee und essen Kuchen dazu. Der krönende Abschluss dieser Nachmittage ist dann immer eine wilde Pommes-Schlacht, die nicht nur die Kinder lieben …
Anna ist für mich nicht die klassische Schwiegermutter, die eine Generation über mir steht. Unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich, und als Frau ist sie für mich ein großes Vorbild. Ich finde all das, was sie bisher erreicht und gemacht hat, absolut einmalig. Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre unkonventionelle Art. Sie hat so viel Großartiges erreicht, dass ich meinen Hut vor ihr ziehe. Annas Geheimnis ist wohl, dass sie viele Dinge laufen lässt und nicht ihr ganzes Leben komplett durchstrukturiert. Sie ist weder festgefahren noch perfektionistisch, das mag ich sehr an ihr. Natürlich hat sie ihre Prioritäten, aber sie hat auch eine ganz wunderbare Leichtigkeit.“
Schwiegertochter Madeleine
Über Anna …
„Ich bin die Schwiegertochter, die Anna am längsten kennt, und die Frau ihres zweitältesten Sohnes Wilhelm. Ich war 19, als ich Wilhelm 1997 kennenlernte. Bereits zwei Tage später stellte er mich seiner Mutter vor. Anna war damals junge 46, begrüßte mich ganz herzlich und lud mich gleich in ihre gemütliche große Wohnküche ein, in der bereits die halbe Familie versammelt war. Ich fühlte mich eigentlich von der ersten Minute an von der ganzen Familie akzeptiert.
1999 zogen Wilhelm und ich nach Berlin, Anna und ihr damaliger Mann Hans wohnten damals noch in Userin bei Neustrelitz. Fast jeden Samstag kamen die beiden nach Berlin, weil sie die Stadt einfach liebten. Ich traf mich häufig mit Anna zum Frühstück in Charlottenburg in einem der netten Cafés. Dabei waren unsere Gespräche die von Freundinnen, weniger die von Schwiegertochter und Schwiegermutter. Auf die Besuche von Anna freute ich mich immer sehr. Das Du bot sie mir allerdings erst viele Jahre später an, mit dem Satz: ‚Jetzt höre ich die Hochzeitsglocken läuten.‘ Das stimmte zwar zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, dennoch fühlte ich mich natürlich geehrt.
2006 heirateten Wilhelm und ich, 2007 kam unser erstes Kind Rosa zur Welt. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten mit dem Stillen. Anna half mir dann mit ihrer ruhigen, praktischen Art, bis ich den Dreh endlich raushatte. Als ich eine schwere Brustentzündung mit hohem Fieber hatte, schlief sie sogar nachts bei uns.
Mein Mann und ich leiten eine Hausverwaltung, und auch beim Wiedereinstieg in den Job hat sie mich großartig unterstützt. Da wir ganz nah beieinander wohnten und auch unser Büro nicht weit weg war, brachte sie mir Rosa immer mehrmals am Tag zum Stillen. Das war äußerst praktisch und zugleich natürlich ein Riesenluxus für mich. Anna ist eine meiner engsten Freundinnen. Ich kann mit ihr über alles sprechen, mir ist auch nichts wirklich unangenehm vor ihr. Das war wohl auch früher bei ihren eigenen Kindern schon so. Wilhelm konnte in der Pubertät auch mit noch so intimen Fragen immer zu seiner Mutter kommen und hat sich dabei nie geschämt. So etwas ist wohl eher die Ausnahme. Die meisten Kinder meiner Generation mussten sich mithilfe von BRAVO & Co. ein Stück weit selbst aufklären. Als ich ganz frisch mit Wilhelm zusammen war, fiel mir auf, dass er für einen jungen Mann ungewöhnlich verantwortungsvoll und selbstverständlich