Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett
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»Dieser Dreckskerl hat sie umgelegt!«, stieß der stämmige Bandit heftig hervor.
Es war eine Aufforderung, ihn vom Pferd zu schießen. Prompt knackten ringsum mehrere Gewehrschlösser. Die Mündungen waren nur mehr Armlängen von dem im Sattel erstarrten jungen Reiter entfernt. Larry wagte keine Bewegung. Er hatte gewusst, was er riskierte, aber nun spürte er das Hämmern seines Herzens doch bis in die Kehle. Coltpoker ... Sein einziger Trumpf dabei waren seine eisernen Nerven.
Neben dem Conestoga Wagen wurde die Klappe eines Zelteingangs zurückgeschlagen. Das Licht der Petroleumlampe, die drinnen an einem Pfosten hing, traf den Mann von hinten. Die sehnige Gestalt im städtischen Anzug war unverkennbar.
»Hallo, Morrister!«, rief Larry. »Vielleicht können Sie diesen Wilden da begreiflich machen, dass ein Hombre, der mehrere Bleipillen geschluckt hat, nicht mehr für Geschäfte taugt.«
Morristers Hand mit der Zeltplane blieb erhoben. Ein Blick auf Reillys leere Colthalfter und den Remington an Larrys Hüfte genügte ihm. Er stellte keine Fragen. Mehrere Sekunden verstrichen, in denen es nur das Prasseln der Lagerfeuer gab. Ein halbes Dutzend durchgeladene Gewehre umschlossen Larry Langtry.
»Bringt ihn rein!«, befahl Morrister kalt. Er trat ins Zelt zurück. Die Plane fiel herab.
Wie ein Mann stürzten sich die Revolverschwinger auf den Ankömmling. Larry wehrte sich nicht, als sie ihn herabzerrten, ihm den Revolver wegnahmen, ihn zum Zelt schleppten. Faustschläge trafen ihn. Verwünschungen schwirrten um ihn herum.
Im Zelt saß Morrister auf einem mit Segeltuch bespannten Klappstuhl. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Karaffe mit mexikanischem Rotwein zwischen Gläsern. Ein Päckchen Spielkarten lag daneben. Larry, der sich innerlich auf das Wiedersehen mit dem Bandenboss vorbereitet hatte, spürte einen Stich, als er die Frau sah. Sie saß an der Schmalseite des Tisches, so bleich und schön, wie Larry sie Stunden zuvor durch sein Fernglas gesehen hatte. Das rotbraune Haar war im Nacken zusammengebunden. Dadurch kamen die klaren Linien ihres Gesichts noch besser zur Geltung. Morrister hatte ihr die Fesseln abnehmen lassen. Ein kräftig gebauter Mexikaner, der einen Patronengurt schräg überm Oberkörper trug, stand als Wächter hinter ihr.
Als die Banditen Larry hineinstießen, machte Linda Coleman eine Bewegung, als wollte sie aufspringen. Ein Aufflackern war in ihren blauen Augen. Ihre weich geschwungenen Lippen öffneten sich. Doch kein Wort kam über sie.
Morrister war ihre Reaktion nicht entgangen. Ein Lauern erschien in seinem Blick. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und wartete, bis das Geschiebe und Gedränge aufhörten. Dann lachte er leise.
»Ich hab in meinem Leben schon viele bunte Vögel gesehen, Coltpoker, aber Sie sind mit Abstand der bunteste.«
»Dann sagen Sie diesen groben Flegeln, sie sollen mir nicht vollends das Gefieder rupfen!«, grinste Larry kaltblütig. »So unfreundlich habe ich mir den Empfang nun auch wieder nicht vorgestellt.«
»Wie denn?«, lächelte Morrister drohend. »Hätten wir einen roten Teppich vor Ihnen ausrollen sollen? Zum Teufel, ich habe vorhin gehört, was mit Henderson und Blake passiert ist! Was erwarten Sie eigentlich, Mann?«
»Den Job, den Sie mir versprochen haben.«
Nun hielt es Linda doch nicht mehr auf ihrem Platz. Sie schnellte hoch.
»Sie Schuft, Sie lumpiger Verräter!«
Die große, braune Hand des Mexikaners senkte sich drohend auf ihre Schulter. Aber sie blieb stehen, keuchend, die brennenden Augen starr auf den jungen Mann gerichtet. Wieder wanderte Morristers Blick lauernd von Larry zu ihr und zurück.
»Wie ich sehe, kennt ihr euch. Aber nun gut, eins nach dem anderen. Ich habe in der Schlucht, in der wir uns zum ersten Mal begegneten, doch deutlich gesagt, Larry, dass ich jedes Angebot nur einmal mache.«
»Sie brauchen es nicht zu wiederholen. Ich wollte nur genug Zeit, um mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen.«
»Zeit, die zwei von meinen Männern das Leben gekostet hat.«
»Wir sind es Henderson und Blake schuldig, dass wir ihn auf der Stelle aufknüpfen, Boss«, hetzte eine wütende Stimme aus dem Rudel.
Mit einem spöttischen und grausamen Lächeln beugte sich der Anführer vor.
»Das ist auch ein Angebot, Coltpoker.«
»Henderson und Blake würden noch leben, wenn sie nicht so auf meinen Skalp versessen gewesen wären«, erwiderte Larry achselzuckend. »Sie können die Kerle ruhigen Gewissens vergessen, Morrister, wenn Sie mich dafür einkaufen.«
Morrister winkte ab, als einer von Larrys Aufpassern fluchend mit der Faust ausholte.
»Ganz schön eingebildet, was?«
»Ich rechne nur, das ist alles. Und meine Rechnung sagt mir, dass Sie sich’s nicht leisten können, mit mir einen der Bäume am Bluebird Creek zu zieren, solange Big Joe Langtry mit seinen Frachtwagen nach Salida unterwegs ist.«
Ein Flimmern erschien in Dean Morristers Augen. Linda presste heftig atmend die Hände vor der Brust zusammen. Morrister wies auf sie.
»Ich hätte gewettet, Larry, dass Sie ihretwegen zurückgekommen sind.«
Larry gab sich innerlich einen Ruck. Es hatte keinen Sinn, diesen durchtriebenen, scharfäugigen Hundesohn hinters Licht führen zu wollen. Die halbe Wahrheit war manchmal besser als eine Lüge.
»Stimmt!«, gab er deshalb zu.
Linda Coleman zuckte erneut zusammen. Ihre Augen weiteten sich. Larry lächelte kühl.
»Sie haben mir zwar einen Job geboten, Morrister, aber keinen konkreten Preis. Well, wenn ich Ihnen die Frachtroute von Canyon City nach Salida verschaffe, dann will ich diese Frau dafür.«
Jähes Erschrecken verdunkelte für einen Moment Lindas Augen. Dann fuhr sie so wild und katzenhaft herum, dass der verblüffte Mexikaner nicht verhindern konnte, dass sie seinen Colt erwischte. Bevor der Bandit zupacken konnte, war sie zur Seite gesprungen. Mit flammenden Augen richtete sie die Waffe auf Larry.
Der hatte sich losgerissen. Ein Panthersatz. Im letzten Moment schlug er Lindas Hand hoch. Der donnernde Schuss hieb ein Loch ins Zeltdach. Blitzschnell entriss Larry der Frau den Colt. Alle im Zelt waren noch wie versteinert, als Langtry zurücktrat und die Mündung des Sechsschüssers auf Morrister deutete. Eine Sekunde, in der alle den Atem anhielten. Dann reichte er, als wäre nichts weiter passiert, die Waffe dem Mexikaner zurück.
»Pass nächstes Mal besser auf, Amigo! Du hast es da mit einer zwar hübschen, aber verflixt gefährlichen Tigerkatze zu tun.«
Schwankend, mit einer Hand an der Kehle, sank Linda auf den Stuhl zurück. Morrister, eben noch zum blitzschnellen Aufspringen bereit, goss Rotwein in das leere Glas, das vor ihm stand.
»Miss Coleman scheint ja nicht gerade begeistert von Ihren Absichten zu sein, Larry.«
»Ich wette, von Ihren noch viel weniger«, grinste der Spieler.
»Was, zur Hölle, wollen Sie?«
»Die