Behindert! "Wie kann ich helfen"?. Adam Merschbacher

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Behindert!

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analysiert hat und damit auch die Situation des Menschen ganz allgemein in Bezug auf seine Empfindung von Glück und Leid beschreibt. Dies betrifft gesunde und behinderte gleichermaßen. Dagegen muss jeder selbst geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. So betrachtet er es (unter Bezugnahme auf Theodor Fontane) als unabdingbar, die menschliche Existenz mit "Linderungsmitteln" und "Hilfskonstruktionen" einer fortlaufenden Modifikation zu unterziehen und legt dar, dass die Menschheit zu diesem Zweck verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung hat, zwischen denen gewählt werden kann. Die im Sinne von Freuds psychoanalytischer Gesamtkonzeption als Mittel der Leidabwehr einzustufenden Methoden stellen sich in Form der Konzepte der "mächtigen Ablenkung", der „Ersatzbefriedigung“ und der Intoxikation“ dar und werden in seinen Thesen näher erörtert.

      Auf diese Umstände aufbauend, lässt sich der Verdacht erhärten, dass es für den Menschen an sich durchaus nicht einfach ist, ein möglichst leidfreies Leben zu führen und somit eine Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz naheliegt. So scheint es wenig verwunderlich, dass sich die Religionen der Welt seit jeher mit diesem Problem beschäftigt haben. Aber betrachten wir lieber die aktuellen, einfachen und naheliegenden Ansichten Betroffener.

      Aus meinen Gesprächen mit vielen Behinderten habe ich deren Erwartungen mit ihnen besprochen, wie sie es gerne hätten, dass man mit ihnen umgehen sollte und dabei interessante Antworten erhalten.

      Ein Satz ist mir dabei sinngemäß in ähnlicher Form immer wieder begegnet:

      „Schließt eure Augen und versetzt euch in meinen Zustand und überlegt mal wie ihr gerne behandelt werden wollt und was ihr dann empfindet und fühlt“.

      Jeder Zehnte in Deutschland lebende Mensch hat eine Schwerbehinderung, weshalb es schwer nachvollziehbar ist, dass sich Leute in ihrer Nähe häufig so unsicher fühlen, wie ein Primaner vor dem ersten Schultag. Um euch diese Unsicherheiten zu nehmen und Menschen mit Behinderung weitere Missverständnisse zu ersparen, fragen wir doch einfach einige von ihnen, um ihre Tipps im alltäglichen Umgang zu erfahren.

       Monika, 32, gehbehindert durch Verkehrsunfall

      „Anfangs hatte ich nach meinem Unfall häufig Weinkrämpfe, Depressionen und Angst aus dem Haus zu gehen. Meine 2-jährige Beziehung hielt meine Gefühlsschwankungen nicht aus und er/sie trennte sich von mir. Davor war ich sehr gesellig und stand mitten im Beruf als Architektin. Meine Familie war mir in dieser Zeit eine große Hilfe. Ich bin sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig. Für mich spielt meine Behinderung keine große Rolle, zumindest keine so große, wie für meine Mitmenschen. Im Gegensatz zu früher, kann ich nicht mehr soweit laufen wie meine Begleiter und hänge hinten oftmals ab. Aber sie warten. Beim Treppensteigen bekomme ich schlecht Luft. Früher hatte ich oft die Situation, dass Leute mich angestarrt haben. Letztes Jahr habe ich Urlaub in den Bergen Südtirols gemacht. Mir ist aufgefallen, dass die Leute dort viel weniger gucken als in Deutschland. Seit einigen Jahren ist mir das aber egal. Am schlimmsten ist es, wenn Kinder weggezogen werden. Manchmal fragen sie ihre Eltern dann, was ich habe. Und sie antworten: "Fragt nicht, das ist ein armer Mensch." Dabei freue ich mich eher, wenn jemand fragt, statt minutenlang zu starren. Besonders Kinder dürfen immer fragen. Die sind eben neugierig. Und arm bin ich natürlich nicht, selbst wenn ich jemandem leidtue.

      Was für mich gar nicht geht: Mitleidig angeschaut werden und von Fremden angefasst zu werden. Das möchten Menschen ohne Behinderung ja auch nicht. Es hat lange gedauert, aber heute bin ich selbstbewusst und stehe zu meiner Behinderung. Gerade wenn ich mit mehreren Menschen gleichzeitig zusammenkomme, diskutiere, lache ich und mache alles so gut es geht mit. Was ich auch nicht mag ist, wenn Menschen behaupten, ich sei eine Inspiration oder meine Behinderung in den Mittelpunkt stellen. Ich bin wie jede andere und möchte auch so behandelt werden.“

       Radmilla, 54 Jahre, ist blind

      „Mein weißer Blindenstock ist mein verlängerter Tastsinn, mit dem ich mich häufig an der Wand entlang taste, um Eingänge und auf die Straße ragende Stufenvorsprünge zu erkennen. Manchmal fassen mich Menschen am Arm und wollen mich in die Mitte des Gehweges lotsen. Sie verstehen nicht, dass sie mir dadurch meine Orientierung nehmen. In der U-Bahnstation stehen sie dann nahe am Bahnsteig und blockieren die Führungslinie, die doch so wichtig für mich wäre. Sehr nett sind auch hilfsbereite, aufmerksame Leute in der Bahn, wenn sie mir einen Sitzplatz frei machen, manchmal stehen sie allerdings auf ohne Bescheid zu sagen und gehen nur einfach weg, dann weiß ich natürlich nicht, ob der Platz nun frei ist. Wichtiger wäre es mit mir zu sprechen.

      Wenn ich die Situation falsch verstehe, kann es schon mal passieren, mich auf den Schoß einer anderen Person zu setzen. Mir würde es schon sehr helfen, wenn Menschen mich in der überfüllten U-Bahn ruhig ansprechen und mir ihre Hilfe anbieten würden. Viele reden laut und schreien einen an, weil sie denken, man sei dazu noch taub. Ganz falsch ist es, mich einfach am Arm zu packen und zu ziehen. Würde man mit mir sprechen, was völlig unschädlich und unverbindlich wäre, könnte ich immer noch Ja oder Nein sagen. Blinde werden aus Unkenntnis ständig angefasst, wie Kleinkinder behandelt oder in der Richtung korrigiert, in der man gar nicht landen mochte. Irgendwann reagiert man dann einfach genervt, gereizt und undankbar. Die Menschen sind dann verärgert und enttäuscht und betrachten mich als undankbar. Das wollte ich aber auf gar keinen Fall. Und schon gar nicht möchte ich daran schuld sein, wenn man künftig lieber nicht mehr helfen möchte.“

       Conny, 22 Jahre, geistig behindert

      "Ich finde, man sollte freundlicher mit Menschen mit Behinderung umgehen. Man sollte ihnen ganz offen begegnen und mich ruhig fragen, wenn es Fragen gibt. Dann kann ich meine Behinderung, wenn ich nicht gerade zu sehr aufgeregt bin, besser erklären. Und man sollte mehr Verständnis haben: Letztens hat mein Mitbewohner in der Straßenbahn angefangen zu schreien – und alle haben ihn angestarrt.

      Es passiert oft, dass Menschen mich nicht ernst nehmen. Neulich war ich im Supermarkt und vor einem Regal lagen Scherben. Ich habe der Verkäuferin Bescheid gesagt, weil ich sogar in eine Scherbe reingetreten bin. Aber sie hat mir nicht geglaubt. Ich denke, das lag an meiner erkennbaren Behinderung. Ich brauche immer etwas länger.

      Ich würde mir wünschen, dass man mir diese Zeit zugesteht. Wenn ich etwas falsch mache, sollte man mir das in einem ruhigen Ton erklären und nicht aggressiv werden. Sonst fühle ich mich echt blöd.“

       Der richtige Umgang mit Menschen mit Behinderung

      Es ist nicht ungewöhnlich, sich im Umgang mit Menschen, die eine körperliche, sensorische oder geistige Behinderung haben, ein bisschen unsicher zu fühlen. Doch sollte sich soziale Kontakt zu Menschen mit Behinderungen nicht von anderen sozialen Kontakten unterscheiden. Wenn Dir jedoch eine bestimmte Behinderung fremd ist, dann fürchtest Du vielleicht, etwas Unangemessenes zu sagen oder zu tun, indem Du Deine Hilfe anbietest.

      Was ist ein angemessener Umgang?

      1. Versetze Dich einfach in jemanden mit Behinderung. Vielleicht fällt Dir der Umgang mit Menschen mit Behinderung leichter, wenn Du Dir vorstellst, selbst eine Behinderung zu haben. Überlege Dir, wie andere Menschen dann mit Dir reden oder umgehen sollten. Wahrscheinlich willst Du genauso behandelt werden wie jetzt auch.

       Deshalb solltest Du mit Menschen mit Behinderung genauso reden wie mit jedem anderen. Heiße einen neuen Kollegen in der Arbeit mit Behinderung genauso willkommen wie jeden anderen auf Deiner Arbeit auch. Starre nie jemanden mit Behinderung an oder handle herablassend oder bevormundend. Konzentriere Dich nicht auf die Behinderung. Es ist nicht wichtig, die Beschaffenheit der Behinderung eines Menschen herauszufinden. Es ist nur wichtig, denjenigen gleichwertig zu behandeln, mit ihm wie mit jedem anderen zu reden und sich so normal zu verhalten wie bei jeder anderen neuen Person, die Du kennenlernst.

      2. Biete

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