Sorgenkind Kita. Petra Görgen

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Sorgenkind Kita - Petra Görgen

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kann. So sind Kindergärten und Schulen dafür verantwortlich und können dies doch häufig aus mehreren Gründen nicht leisten.

      Das DAZ-ler-Kind darf im Alltag soll Spaß an der Sprache entwickeln. Bilderbücher, Lieder, Reime und Spiele sind besonders geeignet zum Spracherwerb. Vor allem aber die persönliche Ansprache und das aufmerksame Zuhören. Nur so können wir beobachten, ob der Spracherwerb wirklich voranschreitet. In jeder Kita sollte mindestens eine Fachkraft da sein, die den Part der Sprachförderung professionell und verantwortungsvoll übernimmt - für alle Kinder! So können z.B. Kleingruppen gebildet werden, in denen zusätzlich spezielle Angebote zur Sprachförderung stattfinden.

      Korrektives Feedback

      Sehr wichtig ist das sogenannte „korrektive Feedback“. Das Kind darf niemals das Gefühl haben, es spräche nicht richtig, sondern es wird lediglich unterschwellig darauf aufmerksam gemacht. Das direkte Verbessern von Fehlern ist für die meisten Kinder unangenehm und hemmt die Sprechfreude. Diese Regel gilt im Übrigen für alle Kinder während des Spracherwerbs! Hier ein Beispiel:

      Wenn das Kind sagt: „Der Peter mich gehaut!“ Dann reagieren Sie bitte mit der korrekten Wiederholung in Frageform: „Der Peter hat Dich geschlagen?“ So haben Sie Satzbau und Ausdrucksweise in einem korrigiert. Sagen Sie niemals: „Sprich mal richtig. Das heißt doch…“

      Kommentieren Sie in der Gegenwart des Kindes oder der Kinder alles, was Sie gerade tun (Sprachbad). Das gilt generell für die Förderung des Spracherwerbs, auch bei Muttersprachlern:

       „Schau mal. Ich schneide den Apfel mit dem Messer in zwei Teile. Er hat eine rote Schale. Und sieh mal - da sind ja auch die braunen Apfelkerne! Der Apfel riecht ganz frisch. Hier – riech mal! Möchtest Du einen halben Apfel haben? Und? Wie schmeckt der Apfel? Süß oder sauer? Magst Du noch ein Stück haben oder bist Du satt?“

      „So. Jetzt decken wir den Tisch. Wir brauchen einen Teller (auf den Teller zeigen oder den Teller hochhalten), eine Gabel (auf die Gabel zeigen oder die Gabel hochhalten), ein Messer (auf das Messer zeigen oder das Messer hochhalten) und ein Glas (auf das Glas zeigen oder das Glas hochhalten). Hilfst Du mir? Stell mal bitte hier den Teller hin. Und das Messer kommt da hin, die Gabel auf die andere Seite. Und nun stellst Du noch das Glas dort hin. Prima! Das hast Du gut gemacht.“

      Reden Sie sich um Kopf und Kragen! So lernt das Kind am besten. Besonders gut eignen sich Wiederholungen. Versuchen Sie, bestimmte Sätze in bestimmten Situationen im selben Tonfall zu zu ritualisieren. Wiederholung (eine der didaktischen Prinzipien) ist ein wichtiger Aspekt des Lernens. Ein Spruch vor dem Mittagessen, ein Gedicht oder Lied vor dem Schlafengehen, ein Vers beim Anziehen… Um dem Kind eine korrekte Grammatik beizubringen, kann man auch wunderbare Spiele erfinden. Hier ein Beispiel für die Beugung von Verben in Kombination mit Bewegung:

       „Ich werfe Dir den Ball zu und Du wirfst mir den Ball zu.“

       „Bin ich mit dem Würfeln an der Reihe oder bist Du mit dem Würfeln an der Reihe?“

      Tischspiele können ebenfalls den Spracherwerb fördern. Beim Memory lernt man nicht nur Begriffe kennen, sondern übt direkt die Plural-Form. Sprechen Sie immer in ganzen Sätzen und fordern Sie dies auch von den Kindern als Spielregel ein:

       „Das ist eine Birne. Und da ist die andere Birne. Jetzt habe ich zwei Birnen!“

      Die wichtigste Regel ist Geduld. Jedes Kind braucht unterschiedlich viel Zeit beim Lernen.

      • Bleiben Sie freundlich.

      • Reden Sie deutlich, sinnvoll betont und langsam.

      • Halten Sie Blickkontakt.

      • Hören Sie aufmerksam zu, auch wenn das Kind undeutlich oder unvollständig spricht.

      • Geben Sie ihm Zeit - lassen Sie es aussprechen!

      • Animieren Sie es zu reden. Stellen Sie Fragen. Lassen sie es Bilderbücher „selber vorlesen“ oder Bildergeschichten erklären.

      • Bieten Sie ihm Möglichkeiten, sich auszudrücken.

      • Stellen Sie es niemals vor anderen Menschen bloß.

      • Bleiben Sie mit den Eltern im Austausch und geben Sie nützliche Tipps.

      Schlussendlich kann man sagen, dass Sprache nur dann erlernt werden kann, wenn man sie fortwährend hört und wenn jemand regelmäßig mit einem kommuniziert. Gute Bücher, Hörbücher, Computerspiele oder Filme sind sehr hilfreich, ersetzen aber niemals ein Gespräch zwischen zwei oder mehreren Menschen. Ob es sich um fremdsprachige Kinder handelt oder um solche, die aus anderen Gründen die deutsche Sprache nicht beherrschen. Spezielle Förderung ist für DAZ-ler sehr wichtig, um später den Anforderungen der Schule und des Lebens gerecht zu werden. Denn leider ist es ungeheuer schwer, all das nachzuholen, was in den ersten sechs Jahren versäumt wurde. Das Kind verliert in der Schule schnell den Anschluss und kann nur mit großer Mühe aufholen, was es braucht, um im Fach Deutsch, und damit auch automatisch in allen anderen Fächern, in denen es sich sprachlich ausdrücken können muss, erfolgreich zu sein. Staat und Familien sind gleichermaßen verantwortlich und sollten sich dessen bewusst sein. Zeigt das Kind auch nach langem Üben keine Verbesserung seiner Sprachkompetenz, müssen rechtzeitig Untersuchungen stattfinden. Erster Ansprechpartner ist der Kinderarzt. Der HNO-Arzt wird das organische Hören und die auditive Wahrnehmung überprüfen. In jedem Fall muss der Ursache auf den Grund gegangen werden. Dies geschieht in engem Austausch mit der Einrichtung, damit die betreuenden Personen auf eine eventuelle Problematik so gut wie möglich eingehen können. Bei all diesen Maßnahmen darf das Kind aber nie ein Gefühl des Versagens empfinden oder Vorwürfe gemacht bekommen. Jeder, der beruflich mit Kindern arbeitet, sollte zumindest eine Schulung bzw. Fortbildung in diesem Bereich absolviert haben, um ein Bewusstsein für die Vermittlung von Sprache zu entwickeln und um sich dessen bewusst sein, wie wichtig wir letztendlich selber als Vorbild in unserem eigenen Sprachgebrauch sind. Wie Sie in besonderem Maße hilfreich auf die Bedürfnisse von Kindern mit Migrationshintergrund sprachlich eingehen können und welche Probleme es dabei in Kindergärten geben kann, lesen Sie im nächsten Kapitel.

      Kinder mit Migrationshintergrund - interkulturelle Arbeit

      Wie bereits im Kapitel „DAZ-ler“ behandelt, stehen die Themen „Erlernen der deutschen Sprache“ und das „Kennenlernen deutscher Kultur“ im Vordergrund. Dies gestaltet sich aus mehreren Gründen sehr schwierig, denn es handelt sich bei Migrantenkindern nicht um solche, deren Eltern sich bewusst zu einer zweisprachigen Erziehung entschieden haben und bereits länger oder schon immer in Deutschland leben. Migrantenkinder haben in jungen Jahren vielleicht viel Schlimmes erlebt und könnten traumatisiert sein. Die Eltern und andere Familienmitglieder sprechen so gut wie kein Deutsch, was nicht nur das Erlernen der Sprache für das Kind erschwert, sondern auch ein großes Hindernis für die Kommunikation zwischen dem Kitapersonal und den Erziehungsberechtigten darstellt.

      Probleme gibt es aber auch zwischen den betreuenden Personen und dem Kind oder unter den Kindern selbst. Ich habe es oft erlebt, dass Kinder, die so gut wie kein Deutsch sprechen, sehr aggressiv reagieren können, wenn sie das Gefühl haben, dass man sie nicht versteht, und sich dann mit Fäusten Gehör verschaffen oder auf diese Art ihrer Verzweiflung Ausdruck verleihen. Andere wiederum ziehen sich eher zurück und wagen es kaum, überhaupt Kontakt aufzunehmen. DAZ-ler-Kinder verstehen anfangs nicht, was man von ihnen möchte. Sie können keinem Gespräch folgen, den Inhalt von Vorgelesenem oder Besprochenem nicht nachvoll-ziehen und somit auch Anweisungen nicht nachkommen. Deshalb brauchen sie deutlich mehr Aufmerksamkeit und Förderung

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