Sorgenkind Kita. Petra Görgen

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Sorgenkind Kita - Petra Görgen

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und Mutter von erwachsenen Drillingen habe ich das Thema Kita von beiden Seiten kennengelernt und sehr viele Gespräche mit Kolleginnen, Kollegen, Eltern und Kindern geführt. Ganz offensichtlich teilen eine Menge Menschen mein Unverständnis und meinen Unmut über die Zustände in Tageseinrichtungen für Kinder. 25 Jahre nach meinem Ausbildungsabschluss entschied ich mich, aus diesem Berufsfeld auszusteigen. So Vieles hat mich im Laufe der Zeit nachdenklich gemacht, irgendwann aber war ich regelrecht verzweifelt. Egal, ob es meine eigenen Erlebnisse waren, die Erzählungen anderer oder die Stimmung, die in den Medien offen zutage tritt. Ob sich hochrangige Experten oder einzelne betroffene Personen äußern - Frust und Wut stehen mit dem Thema Kindergarten eng in Verbindung. Nur selten höre ich durchweg zufriedene Stimmen und auch ich blicke mit gemischten Gefühlen auf meine Berufszeit zurück. Befinden wir uns in einer Duldungsstarre? Sind wir gezwungen, alles hinzunehmen? Und wenn wir etwas ändern wollten, wie sollten wir das anfangen? Dieses Buch ist meine Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit dem Jetzt und mit der Zukunft. Ich lade Sie ein, mit mir zusammen kritisch, nachdenklich und aktiv zu werden. So Manches läuft in unseren Kindergärten grundsätzlich gewaltig schief. Und das hat eine Menge Gründe, die ich aufzeigen und beleuchten möchte. Ich will aber auch ganz klar eine Lanze brechen für all die pädagogischen Fachkräfte, die einen verdammt guten Job machen. Ganz sicher werden sich ein paar meiner Leserinnen und Leser in irgendeiner Form auf die Füße getreten fühlen, werden protestieren und behaupten, dass es ihrer Erfahrung nach ganz anders liefe. Ich möchte betonen, dass ich mich aufrichtig sowohl für all die Kolleginnen, Kollegen und Eltern, als auch für jene Kinder freue, die es glücklicherweise mit optimalen Bedingungen zu tun haben. Und ich freue mich ebenfalls über jede Fachkraft, die ihren Beruf mit Leidenschaft und Profession ausübt. Aber in fast jedem Kita-Team gibt es mindestens ein schwarzes Schaf - im schlimmsten Fall mehrere. Und diese sogenannten Pädagogen/-innen sind nicht nur eine Gefahr für das Seelenheil unserer Kinder, sondern sie beeinflussen damit auch das Verhalten ihrer Mitarbeiter. Erst recht, wenn sie sich in einer leitenden Position befinden. Es darf kein Zufall sein, ob ein Kind in gute Hände oder in schlechte gerät. Denn letztendlich lässt man sich auf ein Glücksspiel ein, wenn man sein Kind in einer Kita abgibt! Es existieren einfach Fakten, die man nicht leugnen kann. Es fehlt letztendlich an Geld, Personal und Raum, aber vor allem sehr häufig an der fachlichen und menschlichen Kompetenz derer, die auf unsere Kinder losgelassen werden. Berichte und einige Fallbeispiele sollen verdeutlichen, wie ein Kindergartentag im Allgemeinen ablaufen könnte, sodass Sie erfahren, was Ihr Kind unter Umständen täglich erlebt, und warum die Kleinen manchmal so unausstehlich sind, wenn sie abgeholt werden. Viele Kolleginnen und Kollegen versuchen den ganzen Tag, eine gute Arbeit zu leisten und kämpfen dabei gegen Windmühlen. Ich möchte bei Ihnen starke Gefühle auslösen, Nachdenklichkeit, Wut, Verzweiflung, aber auch den Mut, Dinge offen anzusprechen. Ich will erreichen, dass Kinder zu ihrem Recht kommen, geliebt, behütet und individuell gefördert zu werden. Denn Kinder sind und waren immer unsere Zukunft und wir haben die Verantwortung für sie sehr ernst zu nehmen.

      Wissenswertes über das Thema Kita und Familie

      Der Kindergarten im Wandel der Zeit

      Von der Kinderbewahranstalt zum Kindergarten als pädagogische Konzeption

      Wann entstand eigentlich der erste Kindergarten der Welt? Friedrich Wilhelm Fröbel war gewissermaßen der Erfinder dieser Einrichtung. Er gründete und eröffnete 1840 den so genannten ersten Kindergarten in Bad Blankenburg (Thüringen). Fröbel war ursprünglich Lehrer und Erzieher in seiner eigenen reformpädagogischen Schule in Thüringen. Er erkannte schnell, dass die geistige und körperliche Entwicklung eines Kindes bereits im Alter zwischen 0-6 Jahren stattfindet. Zwar gab es damals schon Betreuungseinrichtungen für kleinere Kinder (sie hießen "Warteschulen", "Kleinkinderbewahranstalten" oder „Kleinkinderschulen"), doch ging es dort lediglich darum, Kinder in Abwesenheit ihrer Eltern zu betreuen. In von der Kirche getragenen Einrichtungen unterrichtete man die Kinder möglichst früh religiös. Fröbel aber wollte weder belehren noch verwahren. Er beobachtete, dass Kinder aus eigenem Antrieb und in ihrem individuellen Tempo lernen möchten. Erwachsene, also Pädagogen und Eltern, sollten verstehen, wie sie Kinder begleiten können, ohne sie anzuleiten oder übermäßig zu behüten und ihnen damit wichtige Selbsterfahrungen zu nehmen. Kinder lernen durch das Spiel. Deshalb sollte Kindern im Kindergarten in erster Linie ermöglicht werden zu spielen. Die Erwachsenen wurden angehalten, einen solchen Ort für das Kind zu schaffen.

      Ich beschränke mich im nun Folgenden vor allem auf die Zeit während und nach dem Nationalsozialismus, um zu verdeutlichen, wie sehr all das, was Kindern in jeder Form von Einrichtung nahegebracht wurde, von Zeitgeist und Politik geprägt war.

      „Zwischen 1933 bis 1945 stand der Kindergarten im Fokus der nationalsozialistischen Ideologie. Dabei war von besonderer Bedeutung die Erziehung zum typischen deutschen Jungen und Mädchen: „Wir wollen ein hartes Geschlecht heranziehen, das stark ist, zuverlässig, treu, gehorsam und anständig… Der kleine Junge wird einmal ein deutscher Soldat werden, das kleine Mädchen eine deutsche Mutter“. Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Zahl der Kindergartenplätze in Deutschland mehr als verdoppelt (Versorgungsquote 1941:31 %). Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft haben sich die pädagogischen Leitgedanken für den Kindergarten in Ost und West unterschiedlich gewandelt. In beiden deutschen Staaten entwickelte sich die vorschulische Institution immer mehr von einer Aufbewahrungsanstalt zu einer wichtigen Bildungseinrichtung, zu einer Stätte für Reifen und Lernen. Während in der Bundesrepublik Deutschland die Erziehung zu einer „freien Persönlichkeit“ wichtig war, stand für die Kindergärten in der DDR die „sozialistische Moral“ im Vordergrund:„Das Leben in der Gruppe soll von kollektiven Beziehungen gekennzeichnet sein. Die Erzieherin sichert durch Gestaltung des Lebens, dass sich die Kinder mit größerer Verantwortung und Selbständigkeit für die Einhaltung der Lebensordnung einsetzen und ihre Beziehungen mehr und mehr nach Normen der sozialistischen Moral gestalten lernen“. Der Kindergarten der DDR war Teil des allgemeinen Bildungs wesens, der mit anderen gesellschaftlichen Einrichtungen, wie Familie, Schule, Junge Pioniere, Volkspolizei etc. in enger Verbindung stand.“

      Der Kindergarten als Bildungseinrichtung in der heutigen Zeit

      Die Pädagogik der frühen Kindheit und der Kindergarten als klassischer Ort begleitender Erziehung stehen immer wieder im Fokus der öffentlichen Diskussion. Der Kindergarten als wichtige Institution im Bildungsgefüge hat das Interesse der Fachleute, der Politik und weite Kreise der Bevölkerung geweckt. Derzeit vollzieht sich der Wandel vom Kindergarten als pädagogische Einrichtung mit einem ausgeprägten Betreuungsauftrag hin zum Kindergarten als Bildungseinrichtung. Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat hierzu 1999 die weitreichende Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder (oft mit NQI abgekürzt) ins Leben gerufen. Parallel dazu haben verschiedene deutsche Bundesländer Programme zur Verbesserung der Bildungsqualität entworfen. Initiativen wie beispielsweise PIK (Profis in Kindergärten) der Robert-Bosch-Stiftung streben eine Professionalisierung der Arbeit an.

      Bildungspläne der deutschen Bundesländer

      Im föderalen System Deutschlands haben die Bundesländer jeweils eigene Bildungspläne entwickelt, die Bildung in verschiedene Bereiche aufzugliedern, stets aber eine ganzheitliche Sicht von Bildung zu vertreten. Das Kind soll in seinen Anlagen und Entwicklungsstufen ganzheitlich individuell gefördert werden. Dabei stehen die Ressourcen und nicht die Defizite des einzelnen Kindes im Vordergrund. Der Orientierungsplan in Baden-Württemberg beispielsweise betont, dass Bildung nicht als schulische Ausbildung zu verstehen ist und Lerninhalte von der Grundschule nicht in die Kindertagesstätte verlagert werden sollen. Ziel des Orientierungsplanes ist es, die Kindertageseinrichtungen auf der Grundlage der neuesten Erkenntnisse der Kognitionsforschung als primäre Bildungseinrichtungen im Sinne einer ganzheitlichen Förderung auszubauen. Die Kinder sollen ihren individuellen Begabungen entsprechend gefördert und Defizite rechtzeitig erkannt werden. Schwerpunkte liegen in den sogenannten Bildungs- und Entwicklungsfeldern. Hierzu gehören die Bereiche Körper, Sinne, Sprache, Denken, Gefühl und Mitgefühl, sowie Sinn,

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