Ortstermin. Uli Hoffmann
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„Die Spurensicherung hat aber keine Schleifspuren gefunden. Also muss jemand den Toten dorthin getragen haben.“
„Also können wir von einem oder zwei Tätern, eher männlich, ausgehen. Lunde war relativ klein und kein Schwergewicht, aber einen leblosen Körper zu tragen, erfordert schon Kraft.“
„Am besten fahrt ihr jetzt zum Verteidigungsministerium“, sagte Erland Hegge.
„Ihr werdet erwartet von Oberleutnant Mads Haugland. Er ist Verbindungsoffizier und für die Kooperation mit anderen Behörden zuständig. In Sachen Pressekonferenz sprechen wir uns später ab.“
„Geht klar! Anders!“, rief Kjersti.
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Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden stellte Anders Nygard den BMW in der Nähe des Grev Wedels Plass ab und suchte das Gebäude, in dem der Verbindungsoffizier laut Ragnhilds Angaben auf sie wartete. Die beiden betraten das Haus in der Glacisgata und meldeten sich an. Der Soldat in dem kleinen Raum in der Art einer Pförtnerloge telefonierte. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er freundlich, aber in militärischer Knappheit: „Oberleutnant Haugland holt sie ab.“
Die beiden Polizisten warteten und schauten sich in dem spartanischen Eingangsbereich um.
„Hier werden also die Befehle generiert, die ich damals als Wehrpflichtiger auszuführen hatte.“
„Welcher Dienstgrad“, frage Kjersti und simulierte damit Interesse.
„Konstabel der Luftwaffe.“
„Aha“, entgegnete Kjersti, die keine Ahnung hatte, was das genau bedeutete.
Kurz darauf kam ein Mann die Treppe heruntergelaufen und kam in seinem Laufschritt gerade noch vor den Polizisten zum Stehen. Er trug die blaue Uniform der norwegischen Luftwaffe, war bestimmt 1,90 Meter groß und von sportlicher Figur.
„Hei, ich bin Mads Haugland, Verbindungsoffizier und verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit.“
„Hei“, erwiderten die Kommissare und reichten ihm die Hände.
„Schön, dass Sie so schnell kommen konnten, damit wir gemeinsam diese, ich sag mal, unappetitliche Angelegenheit aufklären können.“
Bei Kjersti blinkten bei dieser Bemerkung die Alarmlämpchen: Was dachte der Offizier sich? Verbrechensaufklärung war ihre Sache, und da sich selbiges auf dem erweiterten Terrain des Verteidigungsministeriums ereignet hatte, war es allenfalls ein Gebot der Fairness und Kollegialität, das Militär gleich zu Beginn einzubeziehen und zu befragen.
„Bitte kommen Sie mit in unseren Besprechungsraum!“, sagte Haugland und ging voran.
Die drei gingen über einen schier endlosen Flur, an dessen Ende sich ein Raum befand, in dem etwa ein Dutzend Personen Platz an einem ein langen Tisch gefunden hätten. Am vorderen Teil hatte jemand Getränke bereitgestellt. Anders dachte, wie oft er zu Anfang seiner Militärzeit für seinen Zug Kaffee gekocht hatte.
„Bitte nehmen Sie Platz! Ist schon schlimm, so ein Mord auf dem historischen Boden von Akershus!“
„Herr Haugland, es mag für Sie etwas hypothetisch klingen, aber ich muss Sie fragen, ob Sie und Ihr Ministerium irgendeinen militärischen Bezug zu der Tat und zu dem Opfer sehen.“
„Ist doch selbstverständlich, dass Sie das fragen. Ich habe mich heute Morgen extra mit meinen Vorgesetzten beraten und kann Ihnen sagen, solange wir noch nichts Näheres wissen, sehen wir keinerlei Bezug. Wer war denn der Tote?“
Kjersti überlegte einen Moment, sagte aber dann: „Ein Journalist, Per Lunde. Sagt Ihnen der Name etwas?“
„Ich kenne bzw. kannte Per Lunde im Rahmen meiner Pressearbeit, nicht persönlich, aber von einigen seiner Artikel.“
„Lunde war das, was man ‚Enthüllungsjournalist‘ nennen könnte. Können Sie sich vorstellen, dass er an einer Sache dran war, die Ihr Haus tangiert bzw. in der Vergangenheit einmal tangiert hat?“
Haugland zögerte mit seiner Antwort, als müsste er die Worte abwägen.
„Ich erinnere mich an ein Thema, das ihn wohl zu beschäftigen schien. Er stellte in einer Pressekonferenz mehrere Fragen zu einem Rüstungsprojekt. Nicht ungewöhnlich, danach fragen alle. Aber ich fand seine Hartnäckigkeit schon penetrant. Wenn wir schon einmal bei diesem Thema sind: Gestatten Sie, dass ich einen Kollegen hinzuziehe, Leutnant Hustad vom Norsk Etterretningstjeneste?
„Was sollte das jetzt?“, dachte Kjersti. Ein Mann vom norwegischen militärischen Geheimdienst? Hatten sie bereits in ein Wespennest gestochen?
Haugland telefonierte kurz und dann betrat ein drahtiger Offizier den Besprechungsraum und stellte sich als Børge Hustad vor.
„Es geht um den ermordeten Journalisten, Per Lunde. Die beiden Kommissare möchten wissen, ob der sich für unsere Angelegenheiten interessiert hat“, setzte Haugland seinen Kollegen ins Bild.
„Was Lunde immer interessiert hat, waren Rüstungsprojekte, Aufträge zur Beschaffung, die beauftragten Firmen. Schien wohl sein Steckenpferd zu sein.“
„Und was konnten sie ihm anbieten?“, fragte Anders, der sich in Anwesenheit der beiden Militärs wohlzufühlen schien.
„Natürlich nicht mehr als das, was über die Pressestelle und das Parlament ohnehin an die Öffentlichkeit gelangt ist“, antwortete Hustad.
„Ich hatte damals den Eindruck, Lunde war auf der Suche nach einer Art Skandal, einer Story, die er gern groß rausgebracht hätte. Aber da war nichts.“
„Um welchen Rüstungsauftrag ging es?“, fragte Anders, der die Befragung der Soldaten an sich gezogen hatte.
„Es ging um die Patrouillenboote, über die in der Presse auch berichtet wurde.“
„Und wer hat den Bauauftrag bekommen?“
„Auch das wurde öffentlich gemacht: die Werft Johannessen hier in Oslo.“
Anders warf Kjersti einen flüchtigen Blick zu.
Kjersti fand, dass sie sich wieder in das Gespräch einschalten sollte.
„Eine andere Frage: Gibt es im Bereich des Fundortes beim Denkmal von Otto Ruge Überwachungskameras?“
Der Offizier des Abschirmdienstes sagte nach einer kurzen Zeit des Überlegens: „Selbstverständlich. Ob jetzt genau dort, müsste ich nachsehen. Aber hier auf dem Gelände des Forsvarsdepartementet gibt es mehrere Kameras.“
„Könnten Sie uns die Aufnahmen, die für den Fundort der Leiche relevant sind, zur Verfügung stellen?“
„Da müsste ich zuerst meine Vorgesetzten fragen.“
‚Verdammte Hierarchie!‘, dachte Anders. ‚Da hat sich seit meiner Zeit nicht viel geändert.‘
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag: