Ortstermin. Uli Hoffmann
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„Danke, damit würden Sie uns sehr helfen“, bemerkte Kjersti höflich. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass man Beteiligte, deren Aussagen ihr helfen könnten, nicht unter Druck setzen sollte.
Leutnant Hustad telefonierte mit einem seiner Techniker und bat ihn, Aufnahmen des Bereiches um das Monument herauszusuchen.
„Dann bitte ich Sie, mit mir in den Videoraum zu kommen“, sagte der Offizier.
Die Polizisten sowie Haugland folgten dem Geheimdienstler. Anders war in seinem Element. Technik, noch dazu im militärischen Bereich, hatte ihn immer interessiert.
Das Innere des Videoraumes wurde dominiert von einem Halbrund aus einem Dutzend Monitore, vor dem ein Konstabel Platz genommen hatte und die einzelnen Bildausschnitte heran- oder wegzoomte. Er war offensichtlich der Soldat, mit dem Hustad vorhin telefoniert hatte, denn er begrüßte die Polizisten mit der Information, dass es keine direkt auf das Denkmal gerichtete Kamera gebe.
„Diese hier aber könnte sie interessieren!“, sagte er und deutete auf einen Monitor in der Mitte. Das Bild zeigte einen Ausschnitt im Bereich des Grev Wedels Plass, genauer gesagt, den Eingangsbereich von Gamle Logen, dem Veranstaltungshaus an der Kirkegate.
„Die Aufnahme zeigt den zeitlichen Bereich in den zwei Stunden vor dem Eintreffen der Wagen mit Blaulicht. Ich lasse jetzt den Zeitraffer laufen.“
Die fünf Anwesenden im Raum starrten gebannt auf den Bildschirm. Zu sehen war der bekannt ruhige Verkehr auf der Kirkegata. Etwa zehn Autos bewegten sich mit Schrittgeschwindigkeit an der Parkseite entlang.
„Stop!“, rief Kjersti in die Runde und der Konstabel reagierte sofort. Der Film stoppte in dem Moment, in dem ein dunkelblauer Caddy vor Gamle Logen anhielt.
„Weiter!“, rief Kjersti. Ein Mann stieg aus. Er trug einen dunklen Mantel, dessen Kragen er nach oben geklappt hatte. Dieser sowie Schal und Wollmütze verhinderten den Blick auf sein Gesicht.
Der Mann öffnete die große Heckklappe und holte einen sperrigen Gegenstand heraus.
„Ein Rollstuhl!“, rief Anders.
Der Mann wuchtete ihn aus dem Caddy und die Beobachter vor dem Bildschirm riefen nahezu gleichzeitig: „Scheiße, das sitzt ja schon einer drin!“
Deshalb war ihnen die Bewegungen des Mannes so ungelenk vorgekommen, weil er den Rollstuhl sozusagen samt Insassen aus dem Auto hieven musste. Ganz offensichtlich verfügte der Vermummte über immense Kräfte.
„Können Sie das Nummernschild heranzoomen?“, fragte Anders.
„Könnte schon, aber der hat keins!“, antwortete der Konstabel.
Jetzt sahen es alle im Raum: Die Kennzeichen waren abmontiert worden!
Der Film lief weiter, bis allmählich der dunkelgekleidete Mann, der einen Toten im Rollstuhl vor sich herschob, im Schatten der Bäume in Richtung Ruge-Monument verschwand.
„Nicht viel, aber immerhin“, sagte Kjersti und bedankte sich bei dem Konstabel.
Dann verabschiedeten sich die Kommissare von Haugland und Hustad. Kjersti gab beiden ihre Visitenkarte.
„Bitte sagen Sie mit Bescheid, falls Sie noch etwas haben, das für die Ermittlungen wichtig sein könnte!“
5
Der kleine Presseraum im Polizeigebäude in Grønland war gut gefüllt, als Ragnhild Eikemo, Kjersti Fogersen, Anders Nygard und Erland Hegge an dem langen Tisch gegenüber der versammelten Presse Platz nahmen.
Ragnhild begrüßte die Anwesenden und gab sofort an Kjersti weiter.
„Mein Name ist Kjersti Fogersen, ich leite die Ermittlungen im Mordfall Per Lunde. Wie sie alle sicher wissen, wurde Per Lunde am gestrigen Abend gegen 19: 00 Uhr am Grev Wedels Plass tot aufgefunden. Sein Leichnam lag auf dem Sockel des Denkmals für General Otto Ruge. Laut Obduktionsbefund ist Fundort nicht gleich Tatort. Per Lunde wurde mit mehreren Messerstichen im Brustbereich getötet und dann an den Fundort verbracht. Da der Ort sich im erweiterten Bereich des Forsvarsdepartementet befindet, haben wir uns dort informiert und konnten uns mithilfe eines Videos einer Überwachungskamera davon überzeugen, dass Lunde mit einem Lieferwagen an den Grev Wedels Plass gebracht und mit einem Rollstuhl zum Denkmal gefahren worden und dort abgelegt worden ist.“
„Welche sind Ihre aktuellen Ermittlungsansätze?“, wollte der Vertreter vom Dagbladet wissen.
„In diesem frühen Stadium ermitteln wir in allen Richtungen“, antwortete Ragnhild.
Kjersti ergänzte: „Natürlich müssen wir die Arbeit von Per Lunde der letzten Zeit unter die Lupe nehmen.“
„Was können Sie zur Tatwaffe sagen?“, fragte eine Reporterin von Verdens Gang.
„Es muss sich um ein großes Messer handeln, wie es in Küchen oder bei der Jagd verwendet wird“, ließ sich anders vernehmen.
„Lässt der Fundort vermuten, dass es einen Bezug zum Militär gibt?“, fragte ein Herr Magnussen von NRK.
„Bislang nicht“, sagte Erland Hegge, der Polizeijurist. „Wir kooperieren aber eng mit dem Forsvarsdepartementet.“
Es folgten noch wenige Fragen zum Opfer und zum Fundort, sodass Politistasjonssjef Ragnhild Eikemo die Pressekonferenz um 15: 40 Uhr beendete.
Als Kjersti, Anders und der Polizeijurist wieder in ihrem Büro waren, schlug Kjersti vor: „Lass uns in den Maridalsveien fahren und dem Journalisten Brage Eggen einmal auf den Zahn fühlen! Bitte suche einmal die Adresse heraus, Anders! Und dann trage mithilfe des Zeitungsarchivs zusammen, welche Artikel in den letzten zwei Jahren von Per Lunde veröffentlicht worden sind. Ich fahre mit Erland zu Eggen.“
„Geht klar!“, antwortete Anders. Das mochte sie an ihm, dass er sich stets ohne jede Eitelkeit ins Team einordnete.
Als sich Kjersti und Erland ins Auto setzten, berichtete Aamund Johannessen in der obersten Etage in der Dronning Eufemias Gate seinem Vater vom Tagesgeschehen in der Firma und von dem Mordfall Lunde.
6
Ihren Gesprächspartner hatten sich Kjersti und Bragge anders vorgestellt. Anstelle eines forschen und agilen Journalisten empfing sie ein sichtlich nervöser und unsicherer Brage Egge.
„Guten Tag, Herr Egge, können wir Sie kurz sprechen? Ich bin Kjersti Fogersen und das ist Erland Hegge, unser Polizeijurist.“
„Natürlich. Übrigens kenne ich Sie von einigen Pressekonferenzen. Bitte treten Sie ein!“
Die Polizisten gelangten in ein Wohnzimmer, das wohl gleichzeitig als Arbeitszimmer diente. Sie nahmen in der Sitzgarnitur Platz und Kjersti wollte die gewohnte Eröffnungsfloskel benutzen, als Brage ihr zuvorkam.
„Sie kommen wegen Per, nicht wahr? Ich habe Sie erwartet.“
„Wie gut kannten Sie Per Lunde?“
„Wir haben als Kollegen des Öfteren