Ortstermin. Uli Hoffmann
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„Können Sie uns sagen, ob Lunde zurzeit an einem Fall dran war?“
„Soviel ich weiß, recherchierte er in Sachen Johannessen-Werft. Von irgendeinem Rüstungsprojekt hat er mal erzählt. Genaues weiß ich aber nicht.“
„Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas an Ihrem Freund aufgefallen?“
„Nichts Besonderes. Wir Journalisten haben schon mal Stimmungsschwankungen, je nachdem, wie sich der aktuelle Fall entwickelt:“
„Fühlte sich Per unter Druck gesetzt, gar bedroht?“
„Ich habe jedenfalls nichts bemerkt:“
„Hat Per irgendwann einmal erwähnt, dass er Connections zum Verteidigungsministerium hat?“
„Wir Journalisten haben alle irgendwo eine „Connection“! Ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Job.“
„Fällt Ihnen ein Name ein, den Per einmal erwähnt hat?“
„Ich glaube, er hat hin und wieder den Namen Børge erwähnt.“
In Kjerstis Kopf arbeitete es.
„Eine Routinefrage: Wo waren Sie gestern in der Zeit von 17: 00 bis 20: 00 Uhr, Herr Eggen?“
„Ich weiß, dass Sie das fragen müssen. Ich war hier zu Hause und habe geschrieben. Allein.“
Kjersti und Erland erhoben sich.
„Herr Eggen, bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, wenn Ihnen noch etwas einfällt, das nützlich sein könnte!“, sagte Kjersti, als sie zur Haustür gingen.
Wenn die beiden Polizisten sich umgedreht und durch die Glastür geblickt hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass Eggen im gleichen Moment sein Handy zum Ohr führte, als die Haustür ins Schloss fiel.
7
Als Kjersti Erland im Polizeigebäude abgesetzt hatte, nahm sie ihr Privatauto und fuhr in Richtung Radhusplassen. Gleich würde sie Øyvind Løvland treffen. Sie freute sich auf dieses Treffen, weil sie Øyvinds ruhige Art jetzt brauchte, nachdem sie sich seit gestern Nachmittag in permanenter Anspannung befand. Mehrere SMS von Seiten ihres Mannes hatten keineswegs für Entspannung gesorgt.
„Wann kommst du heute nach Hause? Ich glaube Lillian wird krank“, war der Wortlaut der letzten.
In der Sjøgata bog sie in das Parkhaus ein und stellte ihr Auto ab. Sie genoss es, an den Geschäften und Restaurants vorbeizuschlendern und hielt auf den Klokketårn, den Uhrenturm, am Kai zu. Es war kurz vor fünf, aber Øyvind wartete bereits. Immer noch der alte Pünktlichkeitsfanatiker, dachte sie. Sie umarmte ihren Exkollegen zur Begrüßung und sagte: „Schön, dass du für mich Zeit hast!“
„Wenn ich von allem so viel hätte wie Zeit!“, entgegnete der Pensionär.
Sie gingen in Richtung Fährterminal, als Øyvind fragte: „Sollen wir hier direkt einkehren oder möchtest du noch ein Stück gehen?“
„Gehen wäre gut, ein wenig den Stress rauslaufen“, antwortete die Kommissarin.
Sie reihten sich ein in den Strom der Flanierenden auf Aker Brygge und schlenderten in Richtung Astrup Fearnley Museum.
„Ein ermordeter Journalist also?“, war Øyvinds rhetorische Frage.
„Per Lunde. Kanntest du ihn?“
„Selbstverständlich. Halte mich nicht für pietätlos, Kjersti! Eine Zecke war der!“
„Hoppla, Øyvind, so emotional?“
„Ist doch war! Hatte seine Nase in allem drin und dann noch überheblich über die Polizei herziehen! Mann, hat der oft Stress gemacht!“
„Ich habe schon dergleichen gehört. Ich glaube, er hat sich nicht viele Freunde gemacht durch seine Arbeit.“
„Bestimmt nicht. Also erstochen?“
„Ja, und gefunden am Denkmal für Otto Ruge.“
„Spuren?“, fragte der erfahrene Ermittler beiläufig.
„Kaum“, erwiderte Kjersti.
„Und in welche Richtung ermittelt ihr?“
„In alle!“, sagte die Kommissarin und lachte.
„Ein Anhaltspunkt könnte sein, dass Lunde an einer Rüstungsgeschichte dran war.“
„Soll ich mich mal umhören, Kjersti?“, fragte der alte Kommissar.
„Gern, Øyvind. Vielleicht können wir noch mehr über Lundes journalistische Arbeit in den letzten Monaten herausfinden.“
„Ich kenne jemanden in der Redaktion von Verdens Gang. Bei dem habe ich noch was gut“, sagte Øyvind süffisant.
„Sagt dir der Name Brage Eggen etwas?“
„Auch so’n Schreiberling, nicht wahr? Aber längst nicht von dem Kaliber wie Lunde. Der kriegte anfangs nur das, was ihm Lunde vom Braten übrig ließ.“
„Aber der war doch mit Lunde befreundet, oder?“
„Wohl eher mit dessen Frau!“ Øyvind verdrehte die Augen.
„Schau an, ich hatte es im Gefühl!“, rief Kjersti.
„Ich habe immer gewusst, dass du ein gehöriges Maß an Instinkt hast, um eine gute Polizistin zu sein. Heutzutage werden ja auch andere Eigenschaften gefragt: Umgang mit digitalen Möglichkeiten, Profiling und so weiter. Ich weiß nicht. Zum guten Polizeihandwerk gehören akribisches Arbeiten bis ins kleinste Detail und eben Instinkt. Lass dich also im Wirrwarr eines Falles nicht von irgendwelchen Nebelkerzen täuschen, die von allen Seiten geworfen werden können. Anderes Thema: Wie läufts eigentlich unter Ragnhild?“
Kjersti wusste, dass der alte Haudegen Øyvind so seine Probleme mit weiblichen Vorgesetzten hatte.
„Ganz gut. Sie ist bisweilen pedantisch, aber ich konnte bisher noch immer meine Handlungsspielräume nutzen.“
„Sollen wir hier in der Nähe etwas trinken?“, schlug Løvland vor, als sie am Skulpturparken des Astrup Fearnley Museums angekommen waren.
„Sehr gerne“, sagte Kjersti.
„In Tjuvholmen gibt es ein schönes, kleines Café“, verkündete Øyvind und zeigte in die Richtung, in die sie zu gehen hatten.
Sie fanden einen kleinen Tisch und Kjersti bestellte zwei große Cappuccini. Løvland schaute auf seine Uhr und stellte fest, dass es eigentlich schon Zeit für seine Happy Hour sei, blieb aber mit Rücksicht auf seine Begleiterin bei einem alkoholfreien Getränk.
„Wie geht‘s Magnus und deiner kleinen Tochter?“, fragte Løvland, um das Thema zu wechseln.