Es war einmal ein kleines Mädchen .... Brooke Shields
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Mom fand eine Managerin namens Barbara Jarrett, obwohl ich danach länger keinen großen Modeljob mehr machte. Als ich jedoch dann zwei oder drei Jahre alt war, bekam ich Angebote für Kataloge und wurde die nächsten paar Jahre lang sowohl von Mom als auch von Barbara gemanagt. Ich finde es interessant, dass meine Mom und auch ich schon sehr jung zu arbeiten begonnen haben. Häuser sauber zu machen und zu modeln unterscheiden sich sehr voneinander, aber ein gewisser Arbeitsethos wurde uns bereits früh eingeimpft. Mom war fantasievoll und couragiert als Kind und später war sie eine unverblümte und kreative Mutter. Und nun ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf.
Ich hatte immer noch fast keine Haare, weshalb ich die ersten beiden Jahre in erster Linie als Junge besetzt wurde. Einmal, kurz bevor wir uns auf den Weg zu einem Shooting vor Ort in Jamaika machten, nahm Barbara Mom beiseite und sagte: „Nimm ihr um Himmels Willen bloß nicht den Badeanzug vor irgendjemandem ab, sie denken nämlich, sie ist ein Junge.“
Als Kindermodel wurden wir dafür bezahlt, Aktivitäten nachzugehen, die wir uns unter anderen Umständen manchmal gar nicht leisten hätten können. Die Reisen waren jedes Mal ein Heidenspaß. Die Moms und die Kinder fanden sich sehr zeitig am Morgen an einer Straßenecke ein und bestiegen dort einen großen Campingbus. Man wurde verköstigt und die Fahrten waren immer lustig und verrückt. Die Kinder spielten und sangen Lieder. Ich liebte es, an diversen Locations zu sein oder in zahlreichen tropischen Ressorts abzusteigen. Dort konnte man Eidechsen jagen und in der Sonne sein. In der Regel verreiste immer dieselbe Gruppe von Kindern, unter denen sich mit der Zeit langjährige Freundschaften entwickeln sollten. Das sind ein paar der frühesten und schönsten Erinnerungen daran, ein Model zu sein.
Ich dachte, meine Mom wäre unfehlbar. Ich glaubte, dass sie sogar das Wetter beeinflussen könnte. Eines Tages, als ich ungefähr vier Jahre alt war, kaufte sie mir einen roten Regenmantel aus Lackleder sowie einen dazu passenden Regenhut. Es war ein sonniger Tag, aber ich wollte dennoch meinen neuen Mantel und den Hut tragen. Meine Mom bestand darauf, wie unwahrscheinlich es sei, dass es regnen würde. Sie meinte, dass das Ding heiß und ungemütlich sei. So wie meine Mom die Geschichte erzählte, lief ich aus dem Apartment hinaus und blickte über meine Schulter hinweg zu ihr und erklärte: „Keine Sorge, Mama, du wirst es schon regnen lassen.“ Und als wir schließlich auf die Straße traten – so sagte sie mir –, öffneten sich die Himmelsschleusen und es begann, wie in Strömen zu regnen.
Als ich so etwa neun Jahre alt war, zogen meine Mutter und ich in ein Apartment in der Seventy-Third, zwischen der First und Second Avenue. Es befand sich im sechsten Stock eines weißen Backsteingebäudes namens Morad Diplomat. Ich war meinem Dad nahe, doch mit meiner Mutter fühlte ich mich unglaublich verbunden. Sie war alles für mich. Als wir einzogen, hatten wir nur sehr wenige Möbel. Unsere erste Nacht verbrachten wir auf einer Queen-Size-Matratze, die auf dem Boden an einer Wand lag. Wir hatten Bettbezüge, ein Daunenkissen und eine große, bunte Häkeldecke, die meine Mom von einem Besuch in der Wohnung ihrer Mutter in Newark mitgebracht hatte.
Mom schlief mit dem Rücken zur Wand und ich war das „kleine Löffelchen“. Ich werde mich immer daran erinnern, dass ich friedlich und geborgen einschlief. Es war eine der besten Nächte meines Lebens.
Für mich war es immer das schnellst wirkende Schlafmittel, wenn mich jemand auf diese Weise „löffelte“. Diese Nähe zu meiner Mom gab mir das Gefühl allergrößter Geborgenheit und Sicherheit. Auf gewisse Weise war es so, als wäre ich wieder an die Brust meiner Mutter geschnallt, nur dass wir nun nebeneinander lagen. Ich glaube, dass wir beide annahmen, wir würden für immer in dieser Dynamik existieren. Ich liebte es, wie das Bett an der Wand angrenzte, ich mit meiner Mutter Löffelchen machte und dabei die Tür im Auge behielt. Ich befand mich in einem warmen Kokon und hatte keine einzige Sorge auf der Welt. Wir waren miteinander verbunden und zufrieden.
An einem dieser ersten Abende sagte ich: „Umarme mich!“ Meine Mom packte mich dann ein und legte ihren linken Arm um mich. Sie fragte mich immer, ob ihr Arm zu schwer sei. Das war er nie, aber auch wenn er es gewesen wäre, hätte ich mich zu sehr davor gefürchtet, dass sie ihn weggenommen hätte, wenn ich Ja gesagt hätte. Stattdessen sagte ich immer, dass alles in Ordnung sei. Ich bin nicht sicher, ob Mom das ganze Gewicht auf mir lasten ließ, bevor sie überzeugt davon war, dass ich eingeschlafen war.
Ich war so eng mit meiner Mutter verbunden, dass es sich fast schon auf meine Geschmacksnerven auszuwirken schien. Mir schmeckten Küchlein namens Yodels, bis meine Mutter eines Tages einen kostete und sagte, dass er „wachsartig“ schmecke. Nach dem nächsten Bissen stimmte ich ihr zu und aß fortan nie wieder einen Yodel. Eigentlich weiß ich gar nicht, ob ihr Yodels nicht doch schmeckten. Vielleicht wollte sie nur, dass ich aufhörte, Müll zu essen. Aber egal, wie es tatsächlich war, ihre Meinungen waren ausgeprägt genug, um mich dahingehend zu beeinflussen, wie mir mein Essen schmeckte.
Ich weiß, dass sie auch damals schon trank, aber die Auswirkungen waren für mich in so jungem Alter noch nicht so offenkundig. Wenn überhaupt, dann schien es sie nur lustiger und kreativer zu machen. Meine Mutter war immer so eine tolle Künstlerin und kreative Bastlerin. Jedes Halloween stellte sie ausgeklügelte Kostüme für mich her. Ab meinem dritten Lebensjahr kam sie aber jahrelang recht billig davon, da ich mich immer als Charlie Chaplin verkleidete. Ich gewann oft den ersten Preis für dieses Kostüm und dafür, dass ich den berühmten Watschelgang imitieren konnte und gleichzeitig den Gehstock kreisen ließ. Aber als ich heranwuchs, begann ich, zunehmend feminine Verkleidungen zu bevorzugen. Einmal verwandelte sie mich etwa in eine riesige, blühende Rose. Mein Kopf lugte dabei aus der Mitte vieler Schichten Rosenblütenblätter aus Krepp heraus. Meinen Körper hüllte sie in ein grünes Kostüm und grüne Strumpfhosen, die den Stiel der Rose darstellten, und an jeder Hand brachte sie grüne Blätter aus Krepppapier an. Die Strumpfhosen trug ich über meinen Pennyloafers und am Ende des Abends hatte ich sie durchgescheuert. In einem anderen Jahr fertigte meine Mutter mir eine perfekte Kopie einer Tube der Zahnpastafirma Crest her. Sie übertrug das Design der Tube auf Karton und bastelte mir sogar eine Verschlusskappe. Ich war begeistert von der Präzision ihrer Arbeit, aber es war sehr anstrengend, in diesem Kostüm zu gehen. Ich musste mich in kleinen Schritten fortbewegen, wie eine Geisha, und die Kanten des Kartons schnitten mir von vorne in die Knöchel. Die Schmerzen machten mir aber nichts aus, weil es ein so kreatives Kostüm war und ich so stolz darauf war, dass es meine Mom selbst angefertigt hatte.
Mom investierte so viel Zeit in die Verkleidungen, dass ich anfing, mir zu erwarten, den Kostümwettbewerb in der Turnhalle, wo wir jedes Jahr Halloween feierten, Sokol Hall, zu gewinnen. Da wir in einem Apartmentgebäude wohnten, war es einfach, bei den Nachbarn Süßigkeiten einzusammeln, und ich durfte mich alleine mit einer Freundin auf den Weg machen.
Ich lud eine Mitschülerin ein und wir starteten unsere Runde im obersten Stockwerk beim Penthouse und arbeiteten uns nach unten durch. Das dauerte Stunden und unsere wie Kürbisse geformten Eimerchen quollen bereits über vor Süßigkeiten, wenn wir die Apartments im Erdgeschoss erreicht hatten. Das war die Blütezeit der Panik um Rasierklingen in Liebesäpfeln, weshalb es mir nicht erlaubt war, irgendetwas von meiner Beute zu essen, bevor Mom sie nicht einer gründlichen Prüfung unterzogen hatte. Es war immer alles in Ordnung, weil wir jeden Bewohner des Gebäudes persönlich kannten. Und eigentlich aß ich nie den ganzen Süßkram, den ich geschenkt bekommen hatte. Bevor ich auch nur den halben Eimer fertig gegessen hatte, waren die Sachen darin schlecht geworden.
Eine andere Geschichte, die mir sehr gut gefällt,