Vor und nach der Jägerprüfung. Herbert Krebs
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Als Teilbereich der Physik und Mechanik – »Lehre von den geworfenen Körpern« – beschreibt Ballistik alle Vorgänge, die einen sich durch den Raum bewegenden Körper betreffen, insbesondere die aus einer Waffe verschossenen Projektile (Geschosse). Es wird unterschieden nach Innenballistik (Vorgänge in der Waffe beim Abschuss eines Projektils), Mündungsballistik (auch Übergangs- oder Abgangsballistik = Vorgänge an der Laufmündung beim Schuss), Außenballistik (Vorgänge am Projektil während des Fluges) sowie Zielballistik (Wirkung des Projektils im Ziel). Weitere Aspekte sind Geschoss-, Mündungs- und Auftreffenergie.
285 | Wie wird die Ballistik unterteilt?
In Innenballistik, Mündungsballistik, Außenballistik und Zielballistik.
286 | Welche ballistischen Werte werden bei Büchsenpatronen z. B. auf der Packung meist angegeben?
Geschossgeschwindigkeit (Mündungsgeschwindigkeit V0 und Geschwindigkeiten auf weitere Entfernungen, meist V100, V200, V300); Geschossenergie (Auftreffwucht), ebenfalls in E0, E100, E200 und dergleichen; Gasdruck; günstigste Einschießentfernung (GEE) sowie Angaben, wie weit die Treffpunktlage auf andere Entfernungen abweicht (Hochschuss bis zur GEE, Tiefschuss nach GEE).
287 | Wie genau sind die in Prospekten und auf den Packungen angegebenen ballistischen Werte?
Nur annähernd genau, da von vielen individuellen Faktoren und Einflüssen abhängig. Besonders die mögliche Abweichung der Treffpunktlage auf große Distanzen ist durch Probeschießen zu überprüfen.
Flugbahn eines Einzelgeschosses
288 | Was bedeutet günstigste Einschießentfernung (GEE)?
Es ist diejenige Entfernung, auf der die Flugbahn des Geschosses die Visierlinie zum 2. Mal schneidet.
289 | Welchen Vorteil hat es, wenn eine Büchse auf GEE eingeschossen wird?
Dadurch wird erreicht, dass das Geschoss im Bereich vor der GEE nicht allzu hoch schießt und im Bereich nach der GEE auf jagdlich vertretbare Entfernung nicht übermäßig »fällt«.
290 | Bei welcher Distanz liegt die GEE?
Bei modernen Büchsenpatronen liegt die GEE meist um 150 bis über 200 m, je nach der »Rasanz« (Gestrecktheit) der Flugbahn der betreffenden Laborierung.
291 | Wie kann ich auf GEE einschießen, wenn nur ein 100-m-Schießstand zur Verfügung steht?
Das Gewehr ist im Anhalt an die Schusstafel auf 100 m mit etwas (2 – 4 cm) Hochschuss einzuschießen.
292 | Welchen Nachteil hat eine auf 100 m »Fleck« anstatt auf GEE »Fleck« eingeschossene Büchse?
Auf 100 m »Fleck« einzuschießen verschenkt den Vorteil der gestreckten Flugbahn moderner Geschosse auf eine »möglicherweise doch« notwendig werdende größere Schussdistanz.
293 | Was ist beim Schuss steil bergauf oder bergab zu beachten?
Bei Standardladungen gilt der Spruch: »Bergauf und bergunter, halt immer drunter!«
• Da die senkrecht zur Erdoberfläche wirkende Erdanziehungskraft beim Winkelschuss verkürzt und daher weniger auf die Geschossflugbahn einwirkt als beim horizontalen Schuss, ist die Flugbahn gestreckter. Daraus ergibt sich im Vergleich zum Horizontalschuss ein laborierungsabhängiger Hochschuss. Dieser ist auf jagdliche Distanz am geringsten bei rasantem Geschoss und steilem Winkel, weswegen der Spruch »Bergauf und bergunter, halt drunter!« vor allem für langsame Ladungen gilt.
• Der Wildkörper hat eine Walzenform, sodass ein in der »10« der Scheibe sitzender Treffer auf dem Wildkörper – je nachdem, ob hinauf- oder hinuntergeschossen wird – einen Tief- oder Hochschuss ergeben wird. Das ist beim Abkommen zu berücksichtigen. Das Ausmaß einer Winkelschussabweichung kann nur durch praktisches Schießen mit der entsprechenden Waffen /Montage /Zielmittel /Patronen-Kombination im Gelände ermittelt werden.
• Beim nahen Steilschuss, z. B. von hoher Kanzel, kann die Erdanziehung unberücksichtigt bleiben, jedoch ist der vertikale Abstand zwischen Visierlinie und Geschossbahn zu bedenken – um dieses Maß muss man auf dem Wildkörper höher abkommen.
»Bergauf und bergunter, halt drunter!« gilt vor allem bei wenig rasanten Ladungen.
294 | Was ist beim Schuss im Hochgebirge zu beachten?
Der Luftwiderstand für das Geschoss ist in großen Höhen geringer. Dadurch ergibt sich aus dem im Flachland eingeschossenen Gewehr ein geringer, daher meist vernachlässigbarer Hochschuss. Mehr Augenmerk ist der bei Seitenwind häufig starken Winddrift zu schenken.
295 | Was ist Freiflug?
Mit Freiflug bezeichnet man die Strecke des rotationslosen Geschossweges, auf der das Geschoss sich nicht mehr im Hülsenhals befindet, ohne aber in die Felder des Laufs eingepresst worden zu sein.
296 | Welche Auswirkungen kann Freiflug haben?
Freiflug kann einerseits den Spitzengasdruck senken und andererseits in manchen Fällen die Präzision verschlechtern.
297 | Was ist der rotationslose Geschossweg?
Der Weg, der nach der Patronenzündung (Beginn der Geschossbeschleunigung) vom Geschoss bis zum Eintritt in die Felder zurückgelegt wird. Die Länge des rotationslosen Geschossweges ist ein waffen- und laborierungsabhängiges Minimalmaß und wird bei Fabrikpatronen eingehalten.
298 | Was ist ein Nachbrenner?
Wenn – meist wegen ungenügender Anzündung – die Patrone verzögert zündet. Wie beim hör- und spürbar »schlappen Schuss« ist vor dem Nachladen der Lauf auf Fremdkörper zu überprüfen.
299 | Welche Außeneinflüsse wirken auf die Flugbahn eines Geschosses ein?
Die Erdanziehungskraft, der Luftwiderstand und atmosphärische Einflüsse.
Schematische Darstellung des Freiflugs eines Geschosses
300 | Wie wird eine Waffe eingeschossen?
Da jedes Geschoss sofort nach Verlassen der Laufmündung zu fallen beginnt, muss es mit einer laborierungsabhängigen Überhöhung abgeschossen werden.
301 | Wie wird die Geschwindigkeit des Geschosses bezeichnet?
Mit V (von lat. velocitas) unter Anfügung der Distanz zur Mündung, z. B. V0 (Mündungsgeschwindigkeit), V100 (Geschossgeschwindigkeit auf 100 m) usw.
302 | Welche Faktoren beeinflussen wesentlich