Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane. Alfred Bekker

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Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker

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      „Dann weiß also außer Edith niemand, dass ich auf dich gewartet habe, um dich hierher zu geleiten?“

      „Niemand sonst!“, bestätigte Adele.

      Christian atmete auf, sichtlich erleichtert.

      „Sei mir nicht böse, wenn mich das jetzt tatsächlich irritiert hat, denn das hätte ich von deinem Großvater niemals erwartet. Aber wenn du es sagst... Eigentlich umso besser dann. Wenn niemand weiß, dass wir dich in unserem Hause aufnehmen, gewinnen wir zumindest Zeit, bis deine Großmutter irgendetwas unternehmen kann.“

      Erst nach diesem kurzen Gespräch öffnete er den Diensteingang und ließ Adele vor sich eintreten.

      In dem Raum dahinter, der als eine Art Zwischenlager in der Versorgung des Hauses diente, erwartete Adele eine Überraschung, die dermaßen groß war, dass sie größer und schöner überhaupt nicht mehr hätte sein können:

      Ihre wahrhaft große Liebe Johann wartete hier bereits auf sie!

      Zunächst standen sie sich nur gegenüber und konnten es anscheinend überhaupt nicht fassen. Sie konnten das Glück nicht fassen, das sie allein schon bei ihrem gegenseitigen Anblick erfüllte.

      Und dann fielen sie sich in die Arme und herzten und küssten sich. Dabei vergaßen sie völlig ihre Umgebung. Sie bemerkten gar nicht, dass Gordula und ihr Bruder Christian dem beiwohnten und sie glücklich lächelnd dabei beobachteten. Dieses Glück der beiden war regelrecht auf sie über gegangen. Es war ansteckend.

      Und sie sahen dabei selber, mit eigenen Augen, wie groß die Liebe zwischen den beiden wirklich war. Das war ja gerade so, als hätte man zwei passende Hälften wieder zu einem gesunden Ganzen zusammen gefügt.

      Ja, es war unbestreitbar: Adele und Johann waren füreinander bestimmt! Allen Gewalten zum Trotz. Und Gordula und Christian wussten, dass sie alles tun würden, um dieses Glück der beiden zu unterstützen. Ebenfalls allen Gewalten zum Trotz.

      Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch niemand so recht wusste, wie es denn tatsächlich weitergehen sollte. Nicht nur mit den beiden, sondern eben auch wegen Margarethe Brinkmann und nicht zuletzt den oberen Herren Hieronymus Schopenbrink und Georg Wetken, die sicherlich auch noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatten.

      Oder hatte da vielleicht doch schon jemand eine Idee?

      18

      Johann hatte die Wartezeit, erfüllt von Sehnsucht nach seiner Geliebten, die er bald in die Arme schließen würde, falls ihr die Flucht tatsächlich gelang, in der Tat genutzt. Er hatte immer wieder ganz verschiedene Möglichkeiten insgeheim durchgespielt:

      Falls Adele tatsächlich hier im Hause Schopenbrink aufgenommen wurde und vorausgesetzt, Hieronymus Schopenbrink würde letztlich tatsächlich seine Zustimmung dazu geben... Dann würde er Adele nur hier treffen können, in aller Heimlichkeit. Indem er seinem Vater gegenüber vorgab, sich mit Gordula zu treffen, um in Wahrheit mit Adele zusammen kommen zu können.

      War das wirklich etwas, was sie beide auf Dauer erreichen wollten?

      Und natürlich würde Margarethe Brinkmann das früher oder später in Erfahrung bringen. Sie würde zunächst wohl alles tun, um es nur ja nicht offiziell werden zu lassen, dass ausgerechnet ihre Enkelin Adele abtrünnig geworden war, um in einem anderen Hansehaus Schutz zu suchen. Das war für sie auf jeden Fall wie eine persönliche Niederlage sondergleichen, was sie allerdings niemals ohne Gegenmaßnahmen hinnehmen würde, selbst wenn es ihr nicht gelingen sollte, die Verbreitung dieser Nachricht zu unterbinden.

      Adele und Johann würden also bei aller Heimlichkeit auch das Hause Schopenbrink in Gefahr bringen. Das war unumgänglich. Und es war kaum auszumalen, was das für dieses Hansehaus bedeuten konnte, denn die Methoden von Margarethe Brinkmann waren halt so berüchtigt wie schlimm, was eben jeder wusste.

      Gab es hierzu denn tatsächlich so etwas wie eine Alternative? Und wie konnte diese überhaupt aussehen?

      Um diese Frage zu beantworten, war Johann eine tollkühne Idee gekommen, und er konnte es kaum erwarten nach der überaus herzlichen Begrüßung mit Adele, alle endlich daran teilhaben zu lassen. Obwohl er davon ausgehen musste, dass sie ihn zunächst für völlig irre geworden ansehen würden, egal wie vorsichtig er begann mit der Erläuterung seiner Idee:

      „Wir haben noch vor Stunden sicher annehmen müssen, dass Adele und ich uns niemals wieder in die Arme schließen können, ja, dass es sogar unmöglich sein würde, uns jemals wieder zu begegnen. Dies hat Adele jetzt ändern können, indem sie ihrem goldenen Käfig entfloh. Wer hätte das jemals vorher für möglich gehalten, dass dies tatsächlich gelingen könnte?

      Und natürlich wäre es eine vorläufige Lösung, wenn Adele hier im Hause Schopenbrink Schutz erhalten würde, aber halt nur vorübergehend und nicht auf Dauer eine Lösung, wie ihr zugeben müsst.“

      „Und stattdessen?“, erkundigte sich Christian skeptisch.

      Gordula sah Johann nur erstaunt an. Aber sie sagte nichts, weil sie aus Erfahrung eben wusste, dass niemand Johann unterschätzen sollte.

      „Ich habe meinem Vater weismachen können, dass ich mich in den letzten Wochen und Monaten heimlich mit Gordula getroffen habe und nicht mit Adele, wie ihm berichtet worden war.“

      Ja“, mischte sich jetzt Adele kurz ein, „das haben wir übrigens meinem Großvater zu verdanken: Er handelte im Auftrag seiner Gemahlin.“

      „Wie immer!“, meinte Christian abfällig, doch er winkte sogleich ab. „Tut mir leid, das ist mir jetzt so entschlüpft. Ich wollte keineswegs etwas Schlechtes über deinen Großvater sagen.“

      „Ist schon gut“, meinte Adele nachsichtig. „Du hast ja recht. Es war recht unschön von ihm, doch es tut ihm ehrlich leid. Und wenn es nicht so wäre, hätte er mir nicht geholfen, ungesehen aus dem Haus zu kommen.“

      „Dann wären wir jetzt nicht hier!“, bestätigte Johann und lächelte verkrampft, denn jetzt kam es, was er ihnen eigentlich mitteilen wollte:

      „Wie wäre es denn, wenn ich meinem Vater weismachen würde, dass es mir gelungen ist, den größten denkbaren Schlag gegen Margarethe Brinkmann und ihr Netzwerk aus Intrigen und Verrat zu verüben, den er sich überhaupt vorstellen kann? Denn welcher Schlag gegen den Erzfeind wäre denn eindrucksvoller für jeden, der das erfahren würde, als dass ausgerechnet eine Enkelin von Margarethe Brinkmann sich voll und ganz gegen ihre eigene Großmutter wenden würde, um zum Erzfeind Wetken überzulaufen?“

      Konsterniert starrten sie ihn an. Sie schienen gar nicht begreifen zu wollen, was er da gerade gesagt hatte.

      Und

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