Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich. Alfred Bekker

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Patricia Vanhelsing Sammelband 5 Romane: Sidney Gardner - Übersinnlich - Alfred Bekker

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Damen trugen lange Kleider, die beinahe den Boden berührten. Die Haare waren zu kunstvollen Frisuren aufgesteckt. Juwelen glänzten an ihren Hälsen und den zierlichen Händen, mit denen sie ihre langstieligen Gläser hielten.

      Schwarzgekleidete Diener liefen mit übervollen Tabletts herum und sorgten dafür, dass jedermann zu trinken bekam. Der Geruch von Zigarrenqualm erfüllte den Raum.

      Und dann sah ich sie.

      Jene Frau, die mir im Traum begegnet war. Und vor dem Verlagsgebäude der LONDON EXPRESS NEWS. Dieses geheimnisvolle, blasse Phantom, dessen Haar der Regen nicht zu benetzen vermocht hatte.

      Das blonde Haar fiel ihr bis zu den Schultern herab. Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem farblosen, aber wie aus Elfenbein gearbeiteten Gesicht. Es war eine kalte Schönheit, die sie ausstrahlte. Und die Art und Weise, wie sie lächelte, konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich konnte die mentale Energie spüren, die an diesem Ort vorhanden war.

      Eine sehr starke, sehr geballte übersinnliche Kraft mit einer Intensität, wie ich sie selten zuvor erlebt hatte. Sie ging auf uns zu und ihre Augen hingen wie hypnotisiert an Tom.

      Nichts anderes schien die junge Frau wahrzunehmen. Das langstielige Sektglas, das sie zuvor mit abgespreiztem kleinen Finger in der Rechten gehalten hatte, stellte sie so ungeschickt auf eines der Tabletts, dass der betreffende Diener alle Mühe damit hatte zu verhindern, dass es zu Boden fiel.

      Sie erreichte uns.

      Von mir nahm diese bleiche Lady zunächst nicht die geringste Notiz.

      Ein verklärtes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht, während ihr Blick in den grüngrauen Augen von Tom Hamilton zu versinken schien. Auf eine Weise, die mir einen Stich ins Herz versetzte. Mit wachsendem Unbehagen beobachtete ich, was weiter geschah.

      "Ich habe lange auf dich gewartet, Tom", flüsterte sie voller Inbrunst. "Aber ich habe nie den Glauben verloren. Den Glauben an unsere Liebe, Tom..."

      "Lady Mary Delancie!", entfuhr es Tom. Offenbar kannte er diese Frau tatsächlich!

      So wie ihm auch dieses unheimliche Schloss wohlbekannt zu sein schien. Schatten, die ihn aus einem anderen Leben verfolgten. Einem Leben, von dem ich nichts wusste...

      "Warum so kühl, Tom? Oder bevorzugt Ihr jetzt die förmliche Anrede, Sir William Thomas Millroy?" Sie trat näher an ihn heran, so nahe, dass es mir nicht gefiel.

      Ihre Hand hob sich, berührte das Revers seiner Jacke. Mit einer fast zärtlichen Bewegung strich sie ihm eine Schneeflocke weg.

      "Ihr nanntet mich Mary", flüsterte sie. "Ich werde nie vergessen, mit welcher Inbrunst ihr mir diesen Namen ins Ohr gehaucht habt... Mein Gott, es ist fast nicht zu glauben! Ihr seid wirklich hier. Endlich - nachdem ich mich so lange nach Euch gesehnt habe..."

      Sie näherte sich ihm noch weiter. Aber Tom fasste zart ihre Schultern und schob sie ein Stück von sich weg.

      "Ich bin nicht mehr Sir William Thomas Millroy", sagte er sehr ernst.

      "Natürlich seid Ihr es! Eure Seele mag einen anderen Körper gefunden haben, aber Ihr seid noch immer derselbe! Über den Abgrund von Zeit und Raum hinweg, habe ich Euch gerufen! Und Ihr habt hier hergefunden! Wenn das nicht eine schicksalhafte Fügung ist, dann weiß ich nicht, für welches Ereignis man diesen Begriff sonst gerechtfertigterweise verwenden könnte! Tom!" Sie sah ihn geradezu beschwörend an. Sehnsucht, Angst, Verzweiflung und - ja, auch Liebe spiegelten sich in ihren Augen. "Ihr gehört zu mir! Zu niemand anderem. Ich habe auf Euch gewartet... Eine Ewigkeit lang. Aber jetzt wird wieder Freude und Liebe auf Delancie Castle einkehren. Dieses Haus wird wieder aufblühen - durch Eure Gegenwart..."

      Tom wandte den Kopf in meine Richtung.

      Ich hatte das alles mit wachsendem Unbehagen mitangesehen. Die Art und Weise, wie Lady Mary von Toms Anwesenheit auf diesem Schloss sprach, ließ mich innerlich frösteln. Es hatte etwas Endgültiges.

      Tom trat auf mich zu.

      Er nahm mich bei der Hand. Dann drehte er sich in Richtung von Lady Mary.

      "Darf ich Ihnen Miss Patricia Vanhelsing vorstellen?", meinte er dann.

      Lady Marys bleiches Gesicht musterte mich mit kalter, unter der Oberfläche verborgener Leidenschaft. In Ihren Augen flackerte kurz etwas auf. Etwa, das ich nur als Hass identifizieren konnte.

      Ich reichte ihr die Hand.

      Sie zögerte.

      Dann gab sie mir die ihre.

      Sie fühlte sich eiskalt an. Wie die Hand einer Toten. Ein prickelndes Gefühl durchlief meinen Arm. Der kalte Schauer einer unheimlichen Kraft, die von dieser Frau auszugehen schien. Mir schauderte unwillkürlich. Sie war ohne Zweifel der Ursprung jener geistigen Energie, die ich zuvor gespürt hatte.

      Sie musste übersinnliche Kräfte besitzen.

      "Wir haben uns bereits einmal gesehen, nicht wahr?", sagte ich.

      Sie starrte mich an.

      Lady Mary antwortete nicht.

      "Erinnern Sie sich nicht? Vor dem Gebäude der LONDON EXPRESS NEWS in der Lupus Street, London... Es regnete. Sie starrten mich an..."

      Lady Marys Gesicht versteinerte.

      "Schon möglich", sagte sie dann kühl. "Aber ich erinnere mich nicht. Darf ich fragen, wer Sie sind und welche Rolle Sie in Toms Leben spielen?"

      "Ich bin Journalistin bei den LONDON EXPRESS NEWS."

      "Eine Frau als Journalistin? Sehr unwahrscheinlich." Ihr Lächeln bekam eine grausame Note. "Ich schlage vor, dass Sie versuchen, etwas intelligenter zu lügen, Miss Vanhelsing."

      "Es ist die Wahrheit."

      "Nun, wie auch immer. Ich lese schon seit Jahren keine Zeitungen mehr. Seit der Zeit, als..."

      "Als was?", fragte ich.

      "Seit die Zeitungen nicht sehr günstig über mich zu berichten begannen und nicht nur meinen Namen, sondern auch den meiner Familie hemmungslos in den Schmutz zogen." Ein kurzer Blick glitt zwischen mir und Tom hin und her. Dann setzte Lady Mary hinzu: "Aber Ihr Berufsstand ist nicht der einzige Grund, weshalb Sie nicht mit meiner Sympathie rechnen können, Miss Vanhelsing..."

      "Lassen Sie uns telefonieren, dann sind Sie uns schnell los!", sagte ich. Obwohl ich ahnte, dass das unmöglich war. Aber es war ein letzter, verzweifelter Versuch.

      "Telefonieren? Ich weiß nicht, was das sein könnte, Miss Vanhelsing. Aber eins steht fest: Sie können in dieser Winternacht nicht hinausgehen. Nicht so unzureichend - um nicht zu sagen, unzüchtig - angezogen, wie Sie jetzt sind. Nein, Sie beide werden meine Gäste sein...Es ist alles vorbereitet..."

      Wie sie das letzte Wort aussprach, gefiel mir nicht. Vorbereitet.

      Sie legte eine besondere Betonung hinein.

      Ehe ich etwas erwidern oder fragen konnte, brandete plötzlich Applaus im Salon auf.

      Ich

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