Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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"Wie gut du meine Gedanken kennst, Rena!" Bernhardines Tonfall troff nur so vor Spott. Nimm dich zusammen!, wies sich die Witwe selbst zurecht. Was soll denn diese Bitterkeit, dieser Zynismus? Er zerfrisst dich am Ende nur selbst.
"Das Leben geht weiter, Ma!"
"Ja, das vergesse ich schon nicht!"
"Ma, dein Mann wollte die FF-Boutique kaufen... Ich bin jetzt noch mal darauf angesprochen worden. Es müssen da jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden!"
"Vorerst habe ich mit den Geschäften, die bereits im Familienbesitz sind, genug zu tun", sagte Bernhardine ausweichend.
"Ma, ICH würde mich doch um die Boutique kümmern. Du weißt, das war immer mein Traum."
"Geschäfte betreibt man nicht, um sich Träume zu erfüllen, sondern um Geld zu machen, mein Kind!"
"Gretus wollte es so!"
Bernhardine wirbelte herum.
Ihre Augen wurden schmal.
Die Nasenflügel bebten leicht.
Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises, drohendes Wispern.
"Gretus ist tot! Und wie du selbst gesagt hast, geht das Leben weiter, meine liebe Rena!" Bernhardines Blick ruhte auf Renas festen Brüsten und in Gedanken fügte sie noch hinzu: Zu deinem Unglück bin ich ja gegen die Wirkung deiner beiden Hauptargumente ziemlich immun, liebe Schwiegertochter!
Rena schluckte.
"Was soll das heißen?"
"Dass vorerst an so eine große Investition nicht zu denken ist, Rena."
"Das ist nicht dein Ernst!"
"Das ist mein Ernst!"
"Und Ubbo? Hast du das schon mit ihm besprochen?"
Bernhardine verzog das Gesicht. Ein hartes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. "Du magst ihn ja für ein Muttersöhnchen halten, Rena. Aber rechnen kann er!"
––––––––
6.
Lorant fuhr zum Tatort. Er hatte sich den Weg auf der Karte genau angesehen. Diesmal bog er nicht auf den Parkplatz zwischen Landhaus und Meerwarthaus ab, sondern fuhr ein Stück weiter. Eine Abzweigung führte zu einem Campingplatz. Der Schlagbaum, der sonst den Zugang zum Meer für Fahrzeuge versperrte, war oben. Lorant passierte ihn, fuhr bis zu einer Art Wendehammer. Dort stellt er den Wagen ab.
Ein Fahrrad- und Spazierweg zog sich parallel zum Ufer des Großen Meeres durch Schilfareale, dann weiter in Richtung Meerwarthaus.
Links befand sich der Hafen des Campingplatzes, zu dem auch eine ins Meer hineinragende Halbinsel und ein Stichkanal gehörten. Das verrostete Tor war offen.
Ein paar Surfer schoben ihre Bretter auf Rädern zur Halbinsel. Der Wind hatte spürbar zugenommen. Und er war eisig, passte überhaupt nicht zu dem Sonnenschein, der den ganzen Tag geherrscht hatte.
Rechts befand sich jene Hafenbucht, die sich zwei Segelclubs teilten, wie die Aushänge in einem Schaukasten überdeutlich machten.
Eine Karte machte die Aufteilung klar.
Das Tor war geschlossen.
Die Sonne stand bereits ziemlich tief, hatte sich rot-orange verfärbt und spiegelte sich im glitzernden Wasser. Ein einmaliges Farbenspiel. Wie auf einer Postkarte!, dachte Lorant. Ein Ort, viel zu schön, um zu sterben. Und zu morden! Aber offenbar hatte jedes Paradies seine Schlange. Eine Naturkonstante gewissermaßen.
Lorant ging am Zaun entlang, der das Gelände abschirmen sollte. An den Zaun schloss sich ein Flachdachgebäude an, dem seine Vergangenheit als Sanitär- und Umkleidehaus einer Badeanstalt deutlich anzusehen war.
Im hinteren Teil des Gebäudes war eine Töpferei untergebracht.
Ein Mercedes war über den Spazierweg bis direkt vor die Töpferei gefahren.
Ein grauhaariger, bärtiger Mann, dessen Frisur an die zerzauste Haarpracht eines Wikingers erinnerte, war damit beschäftigt, Kisten aus dem Kofferraum des Wagens heraus ins Innere der Töpferei zu transportieren.
Neben der Töpferei gab es einen freien Durchgang zum Hafengelände.
"Moin!", sagte der Töpfer.
"Hallo!", erwiderte Lorant.
"Kann man hier durch oder kriegt man dann Ärger?", fragte Lorant.
Der 'Wikinger' starrte Lorant etwas verwirrt an.
"Ey, wie meinst du das denn?", fragte er.
Ein Ex-68er!, dachte Lorant. Leicht zu identifizieren an der höflichen und etwas distanzierten Anrede 'ey', kombiniert mit dem Vertrauen schaffenden 'du', selbst bei völlig fremden Personen.
Lorant deutete in Richtung Wasser.
"Da will ich hin!", sagte er.
"Na, warum gehst du dann nich'?"
"Dann werde ich mal gehen!"
"Tu das. Aber die Wiese steht fast ganz unter Wasser. Keine Gummistiefel dabei?"
"Nein."
"Selber Schuld."
Blöder Sack!, dachte Lorant und passierte den ungefähr zwei Meter breiten Durchgang neben der Töpferei. Als der gepflasterte Bereich aufhörte, stand er wenig später bis zu den Knöcheln im Wasser, sank dabei förmlich in den Schlamm ein. So ein Mist!, dachte er und spürte dabei die Feuchtigkeit in seine Turnschuhe hineinkriechen. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
Er fragte sich, warum noch niemand auf die Idee gekommen war, hier Reis anzupflanzen. Lorant erinnerte sich an Reportagen über Südostasien, in denen man mit Reisbauern mit riesigen Strohhüten hinter ihren gewaltigen Zebu-Ochsen her knietief durch das auf ihren Reisfeldern stehende Wasser stapfen sah.
War das nicht eine landwirtschaftliche Alternative für Norddeutschland?
Schließlich gab es in der EU doch Rindfleischberge und Milchseen. Aber von einem Reisüberschuss hatte Lorant noch nie etwas gehört.
Liegt wahrscheinlich am schlechten Wetter, dass man das hier nicht macht!, ging es ihm durch den Kopf.
Beim jedem seiner Schritte entstand ein watschendes Geräusch.
Der 'Wikinger' war mit seinen Packarbeiten offenbar fertig. Jetzt stand er neben dem Eingang seines Töpferladens und beobachtete Lorant.
"Hab'