Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

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Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker

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lenkte es herum. Er sah, dass die Identifizierungsnummer mit dem Krefelder Kennzeichen sich etwas vom Sattel gelöst hatte. Sie zeigte an, dass er die Gebühr bezahlt hatte, mit der die Stadt Krefeld angeblich die Reiterwege instand hielt. Gerath hielt das allerdings für ein Märchen und glaubte vielmehr, dass diese Einnahmen einfach im Meer des kommunalen Haushaltsdefizits untergingen wie Tränen in einem Ozean.

      In einem gemächlichen Tempo ritt er den Weg, den er genommen hatte, wieder zurück.

      Ein Schuss krachte und unterbrach das sanfte und vertraute Hintergrundrauschen der A44.

      Das Pferd wieherte, stob nach vorn und strauchelte. Ein zweiter Schuss donnerte, und die Stute rutschte im selben Moment zu Boden. Peter Gerath konnte sich gerade noch durch einen beherzten Sprung retten, um nicht unter dem massigen Leib des Tieres begraben zu werden. Ein weiterer Schuss peitschte in seine Richtung. Gerath rollte über den weichen, matschigen Boden.

      Die Schulter schmerzte vom Aufprall. Es dauerte einen Moment, ehe er begriff, dass er nicht getroffen worden war. Eine Welle aus Schmerz durchflutete ihn. Die Hände, mit denen er sich abzufangen versucht hatte, waren voller Blut. Es ergoss sich in einer dunkelroten Lache, die schließlich durch das braune Wasser einer Pfütze verdünnt wurde.

      Peter Gerath blickte wie erstarrt auf das Pferd, dessen Bauch von den Kugeln zerfetzt war. Der Blick des Tieres wirkte starr und tot.

      Peter Gerath kauerte am Boden, kroch etwas nach vorn, um hinter dem Pferdekörper eine bessere Deckung zu finden. Dann verhielt er sich ruhig. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Irgendwann musste das ja passieren!, dachte er. Dieser Unmensch! Lag auf der Lauer und erschoss ein unschuldiges Pferd!

      Er wagte es kaum zu atmen, starrte hinüber zum Waldrand. Von dort aus war seiner Meinung nach geschossen worden. Aber konnte er da wirklich sicher sein? Gerath achtete auf jede Bewegung, jedes verdächtige Knacken im Unterholz, das laut genug war, das Rauschen der A44 zu übertönen.

      Aber da war nichts.

      Zumindest nichts, was irgendwie ungewöhnlich gewesen wäre.

      Die Bäume waren zwar kahl, aber trotzdem konnte Gerath niemanden sehen. So sehr er sich auch anstrengte. Er griff an die blutverschmierte Satteltasche. Schließlich gelang es ihm, ein Fernglas hervorzuholen. Damit begann er dann, dass verdächtige Areal abzusuchen.

      Eine kleine Ewigkeit harrte er so aus.

      Schließlich hörte er, wie in der Ferne ein Wagen gestartet wurde. Aber ob das etwas mit den Schüssen zu tun hatte, war reine Spekulation.

      1. Kapitel

      Ein Detektiv namens Berringer

      Robert Berringer spürte die Hitze. Sein Haar wurde förmlich versengt. Er starrte in die auflodernden Flammen. Sie züngelten aus dem Wagen empor, der sich innerhalb von Sekunden in einen explodierenden Glutball verwandelt hatte. Metallteile wurden durch die Luft geschleudert.

      Ein einziger Gedanke durchzuckte Berringers Bewusstsein.

      Sie sind dort, in dieser Hölle! Und es gibt nichts, was ich tun kann.

      Zwei Namen.

      Zwei Tote.

      Bettina.

      Alexander.

      Seine Frau und sein Kind.

      „Robert!“

      Wie ein scharfes Messer schnitt dieser Ruf durch seine Gedanken und hallte vielfach in seinem Kopf wieder.

      „Robert!“

      Schweiß perlte ihm von der Stirn. Er zitterte und spürte, wie Hände ihn an den Schultern fassten.

      „Robert! Was ist mit dir los?“

      Berringer wandte den Kopf und sah in ein Paar braune Augen. Sie gehörten einem Gesicht, das mit der Gegenwart zu tun hatte und dessen Anblick ihn daher auch sofort ins Hier und Jetzt transferierte. Die Hitze war weg. Die Flammen ebenfalls. Nur die Schweißperlen auf seiner Stirn blieben und dazu die Erinnerung an die Hölle, die er durchlitten hatte. Die Hölle von damals.

      Das Gesicht gehörte Vanessa Karrenbrock, einer jungen Frau, die stundenweise in seiner Detektei arbeitete, um Ordnung in seine Buchhaltung zu bringen. Außerdem sorgte sie dafür, dass ausstehende Honorare auch angemahnt und eingetrieben wurden.

      Eines Tages war sie in seinem heruntergekommenen Büro in Düsseldorf Bilk aufgetaucht und ihn mit ihrer Eloquenz davon überzeugt, dass er unbedingt auf ihre Dienste angewiesen wäre. Das ist Kapitalismus, hatte er gedacht. Man überzeugt jemanden davon, Bedürfnisse zu haben, von denen derjenige bis dahin nichts geahnt hat.

      Vanessa war siebenundzwanzig, was, im Vergleich zu Berringers fünfundvierzig Jahren, ziemlich jung, für eine BWL-Studentin im dritten Semester aber schon recht getagt war. Sie hatte alles in ihrem Leben abgebrochen, was man abbrechen konnte, und auch dieses Studium würde sie vermutlich nicht beenden. Außerdem sah in Jeans und T-Shirt nun wirklich nicht so aus, als hätte sie vor, sich dem Lebensstil einer BWL-Studentin wenigstens für Dauer eines kompletten Studiums anzupassen. Da Berringers Büro in der Nähe der Universität lag, hatte er sich oft einen Sport daraus gemacht, einzuschätzen, welcher Fakultät die Studenten angehörten, die dort das Straßenbild prägten. Konservativ-biedere BWLer, elegante Romanistinnen, Sozialwissenschaftler im Grunge-Look oder angehende Psychologen mit Stachelhalsband.

      Berringer hoffte, dass Vanessa den Job zumindest so lange behielt, bis die nächste Steuererklärung beim Finanzamt war, sonst konnte es ziemlich unangenehm für ihn werden.

      Sie hatte sich manche Freiheiten herausgenommen. Zum Beispiel die, ihren Arbeitgeber Robert zu nennen und zu duzen. Berringer hatte nicht früh genug widersprochen, so war daraus etwas geworden, was man ein Gewohnheitsrecht nennen konnte. Berringer wusste, dass er ihr das Duzen nicht mehr würde abgewöhnen können, und darum versuchte er es auch gar nicht erst.

      Er atmete tief durch.

      Sie sah ihn etwas verstört an. Er wich ihrem Blick aus. Der Schock, der in ihren Zügen zu lesen stand, war unübersehbar. Sie hatte ihn nie zuvor in diesem Zustand gesehen, und wenn Berringer es hätte vermeiden können, dann wäre das auch niemals so weit gekommen.

      Er sah an ihr vorbei.

      Jetzt hatte er erst einmal genug damit zu tun, selbst bei Verstand zu bleiben und den Weg zurück in die Realität zu finden, da konnte er sich um das schockierte Gesicht seiner Mitarbeiterin nicht auch noch kümmern. Prioritäten setzen. Darauf kam es an.

      Das

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