Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling
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Читать онлайн книгу Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling страница 56
Ihr Gesicht wirkte in der diffusen Beleuchtung bleich, fast violett. Die verbundenen Arme lagen auf der Decke, und ihr aufgelöstes blondes Haar wirkte bei der bläulichen Beleuchtung wie die Lockenpracht einer Nymphe.
Er schloss hinter sich leise die Tür, ging bis ans untere Bettende und sah sie lange an. Ihre Atemzüge wurden etwas unruhig, als ahne sie, dass sie beobachtet würde.
Wie lange er dort stand, hätte er selbst nicht sagen können. Aber der Wunsch, Inge in die Arme zu nehmen, sie zu küssen, wurde in ihm so stark, dass er dann neben das Bett trat, sich über sie beugte und sie sanft auf die Stirn küsste.
Sie murmelte etwas im Schlaf, begann die Hände zu bewegen und drehte den Kopf zur Seite.
Er dachte an die Stunden, die er mit ihr gemeinsam verbracht hatte, damals vor dem Unglück. Schöne Stunden, und doch war Inge eigentlich nicht einmal völlig aus ihrer Reserve gegangen. Er meinte zu verstehen, warum das so war.
Er beobachtete ihr Gesicht, sah, wie beim Atmen ihre Nasenflügel bebten, und dann öffnete sie plötzlich die Lider. Sie sah ihn aber nicht an, sondern blickte zur Wand.
„Wer ist da?“, fragte sie leise, und ein bisschen Furcht klang in ihrer Stimme mit.
„Ich, Gert“, sagte er ruhig.
Sie wandte ihm das Gesicht zu, sah ihn aber wohl nicht deutlich, da er das Notlicht hinter sich hatte.
„Gert? Warum kommst du noch zu mir? Ich wollte, du würdest begreifen, dass wir nicht zusammengehören.“
„Warum nicht?“
Sie sah wieder zur Seite.
„Nein. Wir gehören nicht zusammen. Du würdest es mir nie verzeihen, was ich getan habe. Vielleicht ist alles, was du jetzt denkst und tust, nichts als Mitleid.“
„Nein, es ist kein Mitleid.“
„Das sagst du so. Man muss sich auch eingestehen können, wenn man einen Fehler gemacht hat. Ich habe das getan. Gestern Nachmittag ... oder war es heute Nachmittag? ... da habe ich über alles nachgedacht. Über uns beide. Ich habe dich immer geliebt, Gert, ich tue es noch heute. Immer. Du bist so ritterlich, so hilfsbereit, aber ich habe dich so oft betrogen. Mit meinen Gedanken betrogen, Gert. Ich habe oft an ihn gedacht. Du weißt, wen ich meine. Er war schlecht. Er war es wirklich. Aber ...“
Sie schloss müde die Augen.
„Es strengt dich an, und du solltest nicht mehr daran denken. Wenn du wieder gesund wirst, Inge, wird alles gut. Wir sind keine kleinen Kinder mehr. Jeder Mensch hat eine Vergangenheit. So oder so. Es gibt nichts zu verzeihen oder zu bereinigen. Es gibt nur einen neuen Anfang, aber der muss gut sein.“
Sie sah zu ihm auf.
„Gert, du bist gut. Zu gut für mich. Ich habe auch mit meiner Mutter gesprochen ... über alles.“
Er sah, dass es sie sehr anstrengte.
„Schlaf jetzt, morgen werden wir über alles reden.“
„Schwester Gerda sagt, dass du morgen nicht da bist“, flüsterte sie.
„Ich werde morgen da sein. Den ganzen Tag, Inge. Und ich habe auch für dich Zeit.“
„Und ... und Fräulein Dr. Schendt?“
Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht.
„Hast du da auch etwas von Schwester Gerda gehört?“
„Nein ... das Fräulein Doktor war bei mir am Nachmittag.“
„Was?“
„Sie hat sich mit mir unterhalten. Sie ist sehr nett.“
In ihm stieg furchtbare Wut hoch gegen Ellen Schendt.
„Was hat sie gesagt?“, entfuhr es ihm wider seinen Willen, denn Inge brauchte Ruhe.
Inge sah wieder zur Seite.
„Sie liebt dich sehr.“
Ihre Stimme klang sehr gepresst.
Er beugte sich über Inge und sah, dass sie weinte.
„Inge!“
Sie schluchzte.
„Inge, sieh mich an!“, bat er.
Sie wandte ihr Gesicht ihm zu, und er küsste ihren Mund. Ihre Tränen benetzten seine Wangen, aber in diesem Augenblick spürte er, dass nichts mehr zwischen ihnen beiden stand. Alle Liebe, alle Sehnsucht, die sie beide beseelte. und die sie voreinander eben noch zu verbergen suchten, lag in diesem Kuss.
Als sie sich trennten, sagte. Dr. Wolf leise:
„Und jetzt schlaf, Inge, es wird wieder gut!“
„Ja, Liebster“, flüsterte sie.
Er richtete sich auf, strich sanft über ihre Stirn und ging leise hinaus. Als er die Tür schloss, sah er keine zehn Schritte weit Fräulein Dr. Schendt mit der Nachtschwester auf dem Flur stehen. Fräulein Dr. Schendt blickte demonstrativ auf ihre Armbanduhr und rief ihm zu:
„Ist etwas mit dieser Patientin?“
„Haben Sie Nachtdienst?“, fragte er bissig.
„Nein, aber ich fühle mich verpflichtet, auch im Vorübergehen auf das Wohl der Kranken zu achten.“
„Reden Sie keinen Kohl und gehen Sie jetzt!“, fuhr er sie giftig an. „Und Sie, Schwester, sollten mal auf die Rufanlage acht geben. Dort hinten brennt schon die ganze Zeit die Lampe über Zimmer 21! Das wäre für Sie besser, mal nachzusehen, als sich die Zeit zu vertreiben.“
Die Nachtschwester bekam einen roten Kopf und ging.
Fräulein Dr. Schendt aber lächelte maliziös und sagte voller Hohn:
„Der liebe Herr Doktor Wolf reagiert also mit Wutausbrüchen, wenn man dahinterkommt, auf welch kuriose Weise er seine Therapie anstellt, wie?“
Dr. Wolf kochte.
„Gehen Sie zum Teufel!“, schnauzte er sie an und ging in sein Büro.
Sie sah ihm nach, lachte leise und sagte vor sich hin:
„Ich bekomme dich doch! Und ob ich dich bekomme!“
*
ELLEN SCHENDT WAR AM nächsten Morgen unausgeschlafen, als sie sich erhob, wusch und ankleidete. Der Tag war grau in grau, und Ellen musste immerzu an das unerfreuliche Gespräch