10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung - Alfred Bekker страница 6
„Wieso hat der Kerl noch Gas gegeben?“, keucht Dalbandio. „Ich höre das immer wieder in meinem Kopf. Wie der Motor aufheult. Warum hat er nicht gebremst?“
„Wir werden den Fahrer kriegen“, versprach ich. „Ganz bestimmt.“
„Das hoffe ich! So einer sollte nicht mehr den Verkehr unsicher machen!“
„Haben Sie den Fahrer sehen können?“, hakte Milo nach.
„Nein, tut mir leid. Das ging alles so schnell...“
Die Diagnose des Notarztes war trotz des erschreckenden Bildes, das sich uns zunächst geboten hatte, recht ermutigend. Schürfungen, Quetschungen, Stauchungen und wahrscheinlich zwei gebrochene Beine und eine starke Gehirnerschütterung lautete die erste Bilanz. Ob es vielleicht noch Schäden an Schädel und Wirbelsäule gab, mussten die Röntgenbilder erweisen.
„Immerhin ist er ansprechbar“, erklärte der Arzt. Die Tatsache, dass George Dalbandio einen guten Helm und Protektoren trug, hatte ihm das Leben gerettet.
Kollegen der City Police sicherten den Tatort vor dem Hotel Lazarr. Mitarbeiter der Scientific Research Division waren unterwegs, brauchten um diese Zeit aber sicher noch eine gute Stunde, bis sie es von ihren Labors in der Bronx bis nach Brooklyn geschafft hatten.
Milo und ich sahen uns in dem Gebäude um, aus dem geschossen worden war.
Es gab eine zum Hinterhof ausgerichtete Laderampe. Das dazugehörige Tor war fest verschlossen, aber der Personaleingang zehn Yards weiter nicht. Jemand hatte die Tür aufgebrochen.
Im Erdgeschoss befand sich ein Lagerraum, den man im Moment wohl eher als Sondermülldeponie bezeichnen musste. Halb verrostete Fässer standen dort, ein Geruch, der an faule Eier erinnerte, hing in der Luft.
Es gab einen großen Lastenaufzug in die oberen Etagen – aber da der Strom abgeschaltet war, funktionierte der nicht.
Wir nahmen eine Treppe. In den oberen Geschossen lagerten vornehmlich Verpackungsabfälle. Vor allem Kunststoff, aber auch vor sich hin rottende Pappe. Ratten huschen über den Boden.
Milos Vermutung, dass aus dem fünften Stock heraus auf Sonny D’Andrea geschossen worden war, stellte sich als richtig heraus.
In eine der Fensterscheiben war ein Loch geschlagen worden, dessen Ränder dunkel verfärbt waren.
Schmauchspuren, so nahm ich an.
Der Boden davor war von einer grauen Staubschicht bedeckt, in der frische Fußspuren zu sehen waren. Außerdem Abdrücke, die von ausgeworfenen Patronenhülsen stammen konnten. Offenbar hatte der Täter Zeit genug gehabt, sie einzusammeln.
„Ich bin sicher, dass von hier aus geschossen wurde!“, sagte Milo. Wir hielten Abstand von dem Bereich vor dem Fenster, um den später eintreffenden Kollegen der SRD nicht die Arbeit zu erschweren.
„Jedenfalls hatte Sonny D’Andrea mit seinen Befürchtungen Recht“, stellte ich fest. „Jemand hat alles daran gesetzt, ihn umzubringen.“
„Dieser Mann und seine Mafia-Vergangenheit sind mir alles andere als sympathisch, aber ich frage mich, weshalb gerade jetzt jemand seinen Tod wollte“, sagte Milo. „Schließlich hatte er sich längst aus dem Geschäft zurückgezogen.“
„Wissen wir das so genau, Milo? Vielleicht war er nur besonders clever.“
„D’Andrea war doch ein Handlanger von Tony Damiani und seiner Familie.“
Der Name sagte mir natürlich etwas, auch wenn ich selbst weder mit den Ermittlungen gegen Damiani noch gegen D’Andrea zu tun gehabt hatte. Damiani hatte sich vor zehn Jahren der Verhaftung durch Flucht entzogen und lebte nach unseren Erkenntnissen wahrscheinlich in Marokko – einem Land, mit dem die USA kein Auslieferungsabkommen hatten. Der Fall war in den letzten Jahren immer wieder einmal in Besprechungen unseres Field Office erörtert worden, weil es je nach außenpolitischer Lage Bemühungen des Justizministeriums gegeben hatte, vielleicht doch noch an Damiani heranzukommen.
„Vielleicht ist da irgendeine uralte Rechnung aus der Zeit offen, als D’Andrea noch für Damiani aktiv war!“, vermutete ich.
„Aber D’Andrea hat sich doch meines Wissens nie versteckt!“, wandte Milo ein.
Ich zuckte mit den Schultern.
7
Die Ermittlungen am Tatort ergaben zunächst keine weitergehenden Erkenntnisse. Immerhin wurden ein Reifenprofil des Maverick und ein Schuhsohlenabdruck des Täters sichergestellt. Nach der Schuhgröße und der Höhe des Schussloches zu urteilen suchten wir nach einem Mann, der mindestens 1,90 m groß war.
Der Ford Maverick war natürlich auch in der Fahndung. Milo und ich hatten uns das Kennzeichen merken können. Es stammte aus New Jersey, aber eine Halterüberprüfung ergab, dass es eigentlich zu einem Toyota aus Patterson gehörte.
Unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina suchten zur selben Zeit Sonny D’Andreas Privatadresse in Riverdale auf.
Sie wurden von unseren Erkennungsdienstlern Sam Folder und Mell Horster begleitet. Zwar verlassen wir uns normalerweise auf die Arbeit, der für alle New Yorker Polizeieinheiten zuständigen Scientific Research Division, aber bei personellen Engpässen oder wenn Ermittlungen besonders aufwändig sind, können wir auch unsere eigenen Erkennungsdienstler hinzuziehen.
Clive parkte den Chevrolet aus den Beständen der FBI-Fahrbereitschaft vor D’Andreas Haus. Der flachsblonde Italo-Amerikaner und sein Kollege stiegen aus. Wenig später trafen Mell und Sam ein.
„De gelbe Lamborghini in der Einfahrt ist auf D’Andreas Namen zugelassen“, stellte Orry fest. „Das habe ich überprüft. Allerdings besaß D’Andrea seid drei Jahren keinen gültigen Führerschein mehr und hätte wegen einer ganzen Latte von Verkehrsdelikten wohl auch Schwierigkeiten bekommen, eine neure Lizenz zu bekommen.“
Sam deutete auf die Reifenspuren in der Einfahrt, die recht frisch wirkten. „Der Wagen muss aber vor kurzem bewegt worden sein.“
„Ärger mit der Highway Patrol gehört sicherlich nicht zu den größten Problemen, die D’Andrea hatte!“, warf Clive ein.
Mell Horster öffnete fachmännisch die Tür. Eigenartigerweise war bei der Leiche von Sonny D’Andrea kein Schlüsselbund gefunden worden.
Clive ging voran.
Schon nach einem Schritt griff er zur