Fabelmacht Bundle. Kathrin Lange

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Fabelmacht Bundle - Kathrin Lange

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trat an die Brüstung der Terrasse und ließ seinen Blick über die umliegenden Dächer schweifen. Täuschte sie sich oder wirkte er besorgt? Mila ertappte sich dabei, dass sie versuchte, einen Blick unter seinen Mantel zu erhaschen.

      Ob er eine Waffe bei sich trug wie der Typ auf dem Friedhof?

      Er beendete seine Überprüfung der Umgebung und wandte sich zu ihr um. »Mila, du hast nicht die geringste Ahnung, was hier vor sich geht«, sagte er.

      »Stimmt.« Sie spürte, dass ihr Blick ärgerlich flackerte. »Ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht. Aber ich vermute mal, du bist hier, um mir in deiner überaus großmütigen und herzensguten Art alles zu erklären.«

      Der Mond spiegelte sich in seiner Iris, ließ seine Augen aussehen wie winzige Sternenhimmel.

      »Ich bin hier, weil ich dich vor den … weil ich dich beschützen will. Jemand namens Villain Caruel macht Jagd auf dich.« Er wischte sich eine Haarsträhne aus den Augen. Dabei fiel ihr wieder ein, wie seine Nase unter ihrem Ellenbogen geknackt hatte. Bis auf einen frischen Cut an seiner Unterlippe wirkte sein Gesicht jedoch völlig unverletzt.

      Sie strich über die Schürfwunde an ihrem eigenen Daumen. »So?«, sagte sie. »Na, dann bin ich ja froh, dass du da bist. Ich komme ohne dich nämlich nicht im Geringsten klar. Und weil ich so klein und dumm bin, hilfst du mir mal am besten auf die Sprünge und gibst mir ein paar Antworten. Fangen wir doch mit besagtem Villain Caruel an. Wer ist er?«

      Bevor Nicholas darauf antworten konnte, schob Eric sich ein Stück vor. »Du wirst ihm doch wohl nicht trauen? Was, wenn das hier eine Falle ist? Er kann genauso gut zu denjenigen gehören, die dich verfolgen.«

      Sie verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, dass sie ja auch ihm traute. Und das, obwohl er noch vorgestern versucht hatte, sie zu beklauen. »Ich traue ihm nicht.«

      Aber war das wirklich so?

      Nicholas’ Blick streifte sie und sie musste sich zusammennehmen. Er war dem Nicholas aus ihren Geschichten so ähnlich. Auch dort versuchte er ständig, sie zu beschützen, und auch dort fiel es ihm irgendwie schwer zu akzeptieren, dass sie nicht wie eine Prinzessin behandelt werden wollte. Einmal hatte sie ihm das an den Kopf geschleudert und er hatte sie lange schweigend angesehen, bevor er schlicht gesagt hatte: »Nur wie eine Prinzessin? Ich würde dich wie eine Königin behandeln, wenn du mich lassen würdest.«

      »Doch, du traust mir«, sagte er nun leise. Sein Blick fühlte sich ganz genauso schwer und lebendig an wie der in ihren Geschichten. »Und irgendwo in deinem Inneren weißt du das auch.«

      »Echt jetzt?«, stöhnte Eric und Mila wusste nicht, ob er mit ihr oder mit Nicholas sprach.

      Sie ließ Nicholas nicht aus den Augen. Er erwiderte ihren Blick. Schließlich riss er sich los, um den Kopf zu wenden und zu lauschen. »Wir sollten besser von hier verschwinden. Es wird bald –«

      Unten auf der Straße fuhr ein Polizeiwagen mit eingeschalteter Sirene vorbei.

      »Nein!«, entfuhr es Nicholas. Und nur einen Sekundenbruchteil später hechtete er vorwärts. Prallte gegen Mila. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Ein dumpfer Knall ertönte. Etwas schien glühend heiß Milas Wange zu streifen, dann gab es ein sirrendes Geräusch.

      Eric schrie auf, aber es war ein Laut der Überraschung, nicht des Schmerzes.

      Der harte Aufprall und Nicholas’ Gewicht, das auf ihr landete, trieben Mila die Luft aus den Lungen. Nicholas jedoch kümmerte das nicht. Er zerrte sie wieder auf die Beine. »Los! Weg von hier!« Er packte sie unsanft, stieß sie herum und in die Deckung eines Mauervorsprungs. Ein zweiter Knall ertönte, wieder sirrte es und diesmal kapierte Mila, dass es Querschläger waren, die sie hörte.

      Jemand schoss auf sie!

      »Deckung!« Nicholas packte Mila im Genick und drückte sie nach unten. Sie wollte protestieren, aber ein dritter Schuss bewies ihr, dass es klüger wäre, die Klappe zu halten. Ihr Herz schien nicht ganz bei dem mitzukommen, was gerade geschah. Aus irgendeinem Grund schlug es nicht heftig und schnell, sondern ganz und gar langsam. Wie betäubt. Und genauso fühlte sie sich auch. Als würde das alles hier jemand anderem passieren, einer Figur aus einer ihrer Geschichten, und nicht ihr.

      »Hoch!«, kommandierte Nicholas. »Schnell!« Er wies den Tritt entlang, über den Mila und Eric auf die Dachterrasse gelangt waren. »Beeilt euch!«

      Halb geduckt rannten sie den schmalen Steg entlang bis zur Dachluke.

      »Weiter!«, befahl Nicholas, als Mila schon hineinsteigen wollte. »Nicht ins Haus. Da warten sie schon. Auf der anderen Seite vom Dach gibt es eine alte Feuerleiter.«

      »Woher weißt du das alles?« Eric klang gehetzt, ungläubig und extrem misstrauisch.

      Nicholas beachtete ihn nicht. Er hatte jetzt Milas Oberarm gepackt und dirigierte sie zu der Feuertreppe. Als sie unter ihren Füßen die Metallstufen spürte, entwand sie Nicholas ihren Arm. »Du tust mir weh! Außerdem kann ich allein laufen.«

      Er nickte knapp, warf einen Blick zurück. »Los! Schneller! Bis ganz nach unten und dann nach rechts.«

      Die Treppe war alt und nicht besonders vertrauenerweckend. Sie ächzte in ihren Verankerungen, sodass Mila übel wurde.

      Eric jedoch schien das nicht das Geringste auszumachen. Er griff nach dem Handlauf, schwang sich darüber und stand im nächsten Moment eine Etage unter Mila. Prüfend rüttelte er an den Verstrebungen. »Keine Angst, das hält«, versicherte er.

      Mila spreizte die Beine ein wenig, um die Schwankungen der Treppe auszugleichen. Als sie hinter Eric her nach unten eilte, spürte sie die Erleichterung fast körperlich.

      »Wer sind diese Typen?«, rief er im Laufen.

      Nicholas, der den Abschluss machte, verzichtete zum ersten Mal, seit er sich auf der Terrasse zu erkennen gegeben hatte, darauf, ihn zu ignorieren. »Villain Caruels Leute«, antwortete er knapp.

      Ja, dachte Mila. Das wusste sie schon.

      Eric nahm drei Stufen auf einmal. »Was wollen sie von Mila?«

      »Sie töten.«

      Auch das wusste Mila schon, aber der Schock darüber, wie ruhig Nicholas es aussprach, war fast noch größer als auf dem Bahnhof, wo sie es zum ersten Mal gehört hatte. Unwillkürlich fasste sie sich ins Gesicht, an ihre Wange, die seit dem ersten Schuss fies brannte. Aber da war kein Blut. Der Schuss hatte sie nicht gestreift, doch er musste ihren Kopf nur um wenige Millimeter verfehlt haben. Vor Schreck über diese Erkenntnis kam sie ins Stolpern. Nicholas und Eric wollten beide zugreifen, aber bevor einer von ihnen sie festhalten musste, hatte sie sich schon selbst wieder gefangen.

      »Weiter!«, befahl Nicholas. Er warf einen Blick durch die metallenen Stufen nach oben, um zu sehen, ob sie verfolgt wurden. »Serge kann gar nicht genug davon bekommen, dir quer durch die Stadt hinterherzujagen.«

      Mittlerweile hatten sie den Fuß der Feuertreppe erreicht.

      Mila spürte ein unangenehmes Stechen in der Seite. Sie atmete unregelmäßig. Wie Nicholas gesagt hatte, wandten sie sich nach rechts und rannten in eine schmale Gasse. Es war extrem dunkel hier, das Mondlicht zu schwach, um den mit Unrat übersäten Boden zu erreichen. Es roch unangenehm nach Pisse und Schimmel.

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