Fabelmacht Bundle. Kathrin Lange

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Fabelmacht Bundle - Kathrin Lange

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durch die Nase. »Wer ist also dieser … Villard Caruel? Und warum will er Mila töten?«

      »Villain«, korrigierte Nicholas. »Er heißt Villain. Klingt, als hätte ich ihm den Namen gegeben, oder? Ist aber nicht so.«

      Villain, übersetzte Mila im Stillen für sich ins Deutsche, war das französische Wort für Bösewicht.

      »Warum, Nicholas?«, hakte sie nach und dabei hatte sie das Gefühl, dass für einen Sekundenbruchteil seine Maske ins Rutschen kam.

      »Ich fürchte, das ist meine Schuld«, murmelte er.

      Eric schnaubte. Dann wandte er sich an Mila. »Also, wenn du mich fragst, dann ist das alles hier nur ein Trick. Vielleicht spielt er irgendein fieses Spiel mit dir.« Er funkelte Nicholas an. »Was beweist uns, dass wir dir trauen können?«

      Nicholas zupfte seine Hemdmanschette unter dem Ärmel hervor. »Nichts. Abgesehen vielleicht von der kleinen Tatsache, dass ich Mila eben das Leben gerettet habe.«

      Mila blieb die Luft weg bei der Erinnerung daran. »Danke dafür, übrigens«, sagte sie leise.

      Nicholas grinste sie an. »Ich hab gehört, nichts macht einen schneller zum Helden, als sich in eine Schussbahn zu werfen. Vorausgesetzt, man bleibt dabei am Leben.«

      Der Schmerz, den die Flammenschrift verursachte, war fies und Milas Gegenwart verwirrte ihn so unfassbar, dass er nicht anders konnte, als sich in Ironie und Sarkasmus zu flüchten. So fühlte es sich also an, wenn man jemanden über alles liebte?

      Es kam ihm eher vor wie eine Krankheit, die ihn angeflogen hatte. Herzjagen und ein flaues Gefühl im Magen, dazu etwas, das genauso gut auch Fieber sein konnte.

      Zu Risiken und Nebenwirkungen …, dachte er spöttisch, nur um sich gleich zur Ordnung zu rufen. Albernheit half ihm nicht weiter.

      Weil er sich für eine Weile besinnen musste, war er froh, als Eric und Mila sich in einen anderen Raum der weitläufigen Kelleranlage zurückgezogen hatten. Weniger froh war er allerdings, dass sie offenbar miteinander diskutierten, ob sie ihm vertrauen sollten oder nicht.

      Eigentlich hätte Mila sich der Geschichte zufolge gerade genauso fühlen müssen wie er, aber ganz offenbar tat sie es nicht. Er dachte daran, wie sie ihn auf der Terrasse angegiftet hatte.

      Hast du keine Angst mehr, dass ich mich in dich schockverliebe, hatte sie ihn gefragt.

      Es war gewesen, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben. Dabei hätte er doch eigentlich froh darüber sein sollen. Immerhin bewies es, dass seine Geschichte nicht solche Macht über sie hatte wie befürchtet.

      Er seufzte leise.

      Mit schief gelegtem Kopf lauschte er dann dem leisen Gemurmel der beiden und als das Flammenmal erneut ein Stück wuchs, schob er den Mantelärmel zurück und sah zu, wie es sich millimeterweise in Richtung Ellenbogen brannte. Wie aus den wenigen Worten ein Satz wurde.

      Der Tod ging über seine Mitternachtsaugen hinweg, stand dort jetzt.

      Nicholas presste die Lippen aufeinander. Klar. Die Flammenschrift wuchs, wenn er etwas anderes tat, als die Geschichte vorsah. Er hätte in diesem Moment mit Mila in einem Baum im Parc des Buttes-Chaumont hocken und sich vor Serge und seinen Männer verstecken müssen. Die ihn dort aber natürlich gefunden hätten, wenn Villain dafür gesorgt hatte, dass sie die ganze Geschichte kannten. Und danach sah es aus, denn sonst wären sie nicht auf das Abbruchhaus gekommen.

      Nicholas hatte daraufhin ausprobiert, ob er die Geschichte mit einem anderen Versteck verändern konnte – und tatsächlich war es ihm gelungen. Als dann der brennende Schmerz gekommen war und ihm Gewissheit verschafft hatte, dass die Geschichte sich wehrte, war seine Erleichterung ungeheuer gewesen.

      Aber er wusste nicht, wie lange er das noch würde durchhalten können. Die Schmerzattacken hinderten ihn daran, klar zu denken – und das war ein Problem. Zu viel stand auf dem Spiel und zu wichtig war es, dass er die Übersicht behielt.

      Er lächelte bei dem Gedanken, wie Serge und Michel die nächsten Stunden damit verbringen würden, jeden einzelnen Baum in dem Park abzusuchen.

      Die Flammenschrift wuchs ein weiteres Stück seinen Arm hinauf und um sich wenigstens für einen Augenblick von den Schmerzen abzulenken, nahm er sein Notizbuch aus der Manteltasche und zog ein Foto zwischen den Seiten hervor.

      Behutsam faltete er es auseinander.

      Es zeigte eine Frau und einen kleinen Jungen, die Hand in Hand einen Hügel hinabliefen und dabei aus vollem Hals lachten. Das Foto war bei Nacht aufgenommen worden und aus so einem ungewöhnlichen Winkel, dass der Vollmond hinter den beiden riesig wirkte. Auf den ersten Blick sah es aus, als würden die beiden quer über das Gesicht des Mondes laufen.

      Der Junge auf dem Bild war Nicholas. Die Frau seine Mutter.

      Nicholas ließ es in den Schoß sinken, lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen.

      Er sah friedlich aus. Zum ersten Mal, seit sie ihn auf dem Bahnhof getroffen hatte, hatte sich über seine Gesichtszüge ein halbwegs entspannter Ausdruck gelegt und wieder wurde Mila klar, wie gut er aussah. Seine schmalen, ebenmäßigen Züge, die gerade Nase und die hohen Wangenknochen hatte sie mehr als einmal beschrieben. Mit einem engen Gefühl in der Kehle stand sie nun in der Kellertür, blickte auf ihn hinunter und dachte daran, wie oft er sie in ihren Geschichten in den Arm genommen hatte. Wie oft er sie sanft auf die Stirn – und auch auf den Mund – geküsst hatte. Und wie intensiv sie stets dabei gefühlt hatte. Mit den Fingerspitzen fasste sie an ihre Lippen, weil sie seine Berührung auch jetzt dort zu spüren glaubte.

      Sie kannte ihn so gut.

      Sie räusperte sich leise und da zuckte er zusammen, schob hastig etwas in sein Notizbuch.

      »Ist das hohe Gericht zu einem Urteil gekommen?«

      Und schon schob sich wieder die Maske über sein Gesicht. Wieso nur abermals der sarkastische Unterton? Ihr Nicholas war lustig, manchmal auch spöttisch, aber nie so bitter und sarkastisch. Auch wenn er dem Jungen aus ihren Geschichten äußerlich so unglaublich stark glich: Das hier war nicht ihr Nicholas. Natürlich nicht!

      »Für den Moment macht Eric mit«, sagte sie, um seine Frage zu beantworten. Sie raffte ihre Haare im Nacken zu einem losen Pferdeschwanz. »Ich hab ihn gebeten, dass ich kurz allein mit dir sprechen kann.«

      Eric war natürlich dagegen gewesen, aber sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie mehr von Nicholas erfahren würde, wenn er nicht dabei war. Abgesehen davon brauchte sie keinen der beiden als Beschützer.

      Jedenfalls nicht, solange keine Pistole auf sie gerichtet war.

      Nicholas blickte zur Tür, als erwarte er, Eric hinter ihr auftauchen zu sehen. Der allerdings hielt sich an sein Versprechen, nebenan zu bleiben, damit Mila in Ruhe mit Nicholas sprechen konnte.

      Weil sie plötzlich nicht mehr wusste, was sie sagen sollte, wies sie auf das Notizbuch. Als Einstieg zu einem Gespräch war das ebenso gut wie alles andere. »Du schreibst?« Es fühlte sich komisch an, ihn so weit zu überragen, und so ging sie neben ihm in die Hocke.

      »Nein«, sagte er.

      Es bedeutete: Ich will nicht mit dir darüber reden.

      Unangenehme,

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