Sammelband 4 Fürstenromane: Liebe, Schicksal, Schlösser. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sammelband 4 Fürstenromane: Liebe, Schicksal, Schlösser - Alfred Bekker страница 19
»Hat er dir damit etwa gedroht?«
»Direkt nicht«, erklärte sie. »Er hat nur gesagt, dass er, wenn ich ihn verlasse, nicht mehr leben möchte.«
»Meine Güte, dass ist so ein Allerweltsspruch, den jeder Verliebte seiner Angebeteten auftischt«, meinte Alexander. »Ich könnte das jetzt genau so zu dir sagen, tu es aber nicht, weil ich es für kindisch halte. Jeder Mensch kann weiterleben, wenn ihm etwas Liebes genommen wird. Er muss es einfach, weil ihm letztlich gar keine andere Wahl bleibt.«
»Das habe ich ihm ja auch klarzumachen versucht«, entgegnete Jenny. »Er wollte es nicht einsehen und hat mich mit seiner unerträglichen Eifersucht genervt. Ich wurde wütend und habe mich ziemlich kühl von ihm verabschiedet. Und jetzt stellt sich im Nachhinein heraus, dass er mit seiner Eifersucht gar nicht so unrecht hatte. Ich bin auf dem besten Weg, die versprochene Treue zu brechen, habe es eigentlich längst schon getan. Wenn nicht durch Taten, abgesehen von dem Kuss gestern, dann doch in Gedanken.«
»Du musst ihn anrufen«, schlug Alexander vor. »Du musst ihm sagen, was geschehen ist.«
»Ja, das werde ich wohl irgendwann tun müssen«, erwiderte Jenny. »Aber nicht jetzt und nicht heute. Heute möchte ich nur noch ein bisschen glücklich sein mit dir.«
Diese Worte verstand Alexander als Einladung, sie in die Arme zu nehmen und voller Zärtlichkeit zu küssen. Diesmal stieß sie ihn nicht von sich, und es störte sie auch nicht, dass einige Leute stehenblieben und sie verständnisvoll schmunzelnd beobachteten. Sie bekam es gar nicht mit.
7
Sie verbrachten auch den Abend in der romantischen Stadt am Neckar. Fürst Boris hatte ihnen kein Limit gesetzt, wann sie zurückzukehren hatten. Er war selbst in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs, die wahrscheinlich auch noch den nächsten Tag beanspruchen würden. So riefen sie lediglich in Schloss Hambach an und informierten den Butler, dass sie auswärts speisen würden. Butler Karl verlor kein Wort darüber, dachte sich aber seinen Teil.
Es machte Spaß, einen Bummel durch die zum Teil schon recht alten Studentenkneipen zu unternehmen. Alexander und Jenny zogen von Kneipe zu Kneipe, amüsierten sich prächtig und hatten sich viel zu erzählen. So erfuhr das Mädchen unter anderem, dass die Mutter ihres Begleiters in St. Annen ein kleines Hotel betrieb. Dieses Wissen sollte später von großem Nutzen für sie sein.
Gegen Mitternacht landeten sie dann doch noch in einem sehr ursprünglichen Lokal, das es schon seit Ewigkeiten gab. Hier hockte ein Mann am verstimmten Klavier und sang mit rauchiger Stimme alte Lieder, in die viele der Gäste begeistert einstimmten. Eine bierselige Stimmung, die an den Film und das Musical Alt Heidelberg erinnerte.
»Es war herrlich«, schwärmte Jenny, als sie später nach Hause fuhren. »Genau so habe ich mir Heidelberg vorgestellt.«
»Genau so stellen es sich unzählige Amerikaner vor«, meinte Alexander trocken. »Vielleicht ist dir ja aufgefallen, dass in den Straßen fast mehr Englisch als Deutsch gesprochen wurde.«
»Und Japanisch«, fügte Jenny lächelnd hinzu. »Es ist ja auch wunderschön hier. Die Zeit ist nur so geflogen. Es ist später geworden, als ich dachte. Wesentlich später.«
»Bist du müde?«, fragte Alexander.
»Ach was«, winkte Jenny ab. »Aufgekratzt bin ich. Ich könnte noch so richtig einen draufmachen.«
»Dann tun wir’s doch«, schlug Alexander vor. »Bei mir. Ich habe noch ein gutes Fläschchen Wein im Angebot.«
»Ich weiß nicht so recht«, zögerte Jenny und blickte ihren Begleiter unsicher von der Seite an. »Wenn jemand mitbekommt, dass du und ich allein ... Schon geht das Getratsche los.«
»Um diese Zeit ist keiner mehr wach auf Schloss Hambach«, vermutete Alexander. »Außerdem steht mein Haus etwas abseits. Oder hast du etwa Angst vor mir?«
Jenny lachte, aber es klang nicht besonders fröhlich.
»Ach was«, verneinte sie. »Ich nehme doch an, dass du ein Gentleman bist?«
»Aber das ist doch selbstverständlich«, versprach Alexander. »Oder meinst du, ich möchte dich verlieren, bevor ich dich überhaupt für mich gewonnen habe?«
»Also gut«, willigte Jenny ein.
»Trinken wir halt noch ein Glas Wein bei dir. Aber höchstens auf ein Stündchen. Schließlich musst du morgen früh pünktlich zum Dienst erscheinen.«
»Das lass mal meine Sorge sein«, entgegnete er. »Wann, wo und ob ich erscheine, ist allein meine Sache. Außerdem brauche ich nicht viel Schlaf. Zu meiner Studentenzeit - und das ist ja noch nicht so lange her - haben wir oft die Nächte durchgefeiert und saßen am nächsten Morgen rechtzeitig im Hörsaal. Das soll uns also nicht abhalten, noch für eine Weile zusammen zu sein.«
Aber gerade dieses Zusammensein war es, vor dem Jenny ein wenig Angst hatte. Natürlich traute sie Alexander. Er würde bestimmt nichts von ihr verlangen, das sie nicht zu geben bereit war. Doch inwieweit konnte sie sich selbst trauen? Sie sehnte sich mittlerweile mit jeder Faser ihres Herzens nach ihm, und je länger sie mit ihm zusammen war, umso stärker wurde das Gefühl.
Was würde er von ihr denken, wenn sie ihm heute schon schenkte, wonach er vermutlich ebenfalls Verlangen hatte wenn sie sich einem Mann, den sie noch gar nicht richtig kannte, nach so kurzer Zeit schon hingab?
Dabei hatte sie das noch nie getan, obwohl viele es versucht hatten. Selbst Ted hatte sich lange in Geduld fassen müssen, bis sie ihm mehr als einen Kuss gestattet hatte. Vielleicht kommt es ja gar nicht dazu, hoffte sie und hoffte es auch wieder nicht. Warten wir’s doch einfach ab!
Auf Schloss Hambach war alles ruhig, überhaupt kein Licht brannte mehr. Der einzige, der sich meldete, war Beppo, der alte Schäferhund, der bei den Stallungen seinen Zwinger hatte. Als er Schorschis Motorengeräusch erkannte, beruhigte auch er sich gleich wieder.
»Tritt ein, bring Glück herein!«, bat Alexander, nachdem sie vor dem Verwalterhaus angehalten hatten und ausgestiegen waren. »Schau dich aber nicht so genau um! Es sieht hier ziemlich chaotisch aus.«
So unaufgeräumt, wie Alexander angedeutet hatte, war es gar nicht. Über einem Sessel im Wohnzimmer hingen ein paar Kleidungsstücke, daneben lagen einige Zeitungen und auf dem Tisch im angrenzenden Esszimmer stand noch das Geschirr vom Mittagessen. Ansonsten war die Wohnung sauber.
Alexander forderte Jenny auf, Platz zu nehmen, während er den Wein holte.
»Wenn du möchtest, kannst du