Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake

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und Versorgung mit Wehrmaterial zuständig war, und mit der Verantwortung für die Barackenkantine in Kettering, Northamptonshire, betraut. Auch setzte er seine Theaterkarriere fort: „Alle zwei Monate fanden auf dem Militärstützpunkt Shows statt. Als sie dort herausfanden, dass ich als Bühnenarbeiter tätig gewesen war, half ich mit, sie zu veranstalten.“

      Grant unterstützte die Navy, Army and Air Force Institutes (NAAFI) bei ihren Bühneninszenierungen, indem er sich darum kümmerte, dass sie dieselbe Beleuchtung und dieselben Vorhänge benutzten wie das Croydon Empire.

      Grant war hocherfreut, als der Nachkriegs-Comedian und Schlagzeuger Max Bacon für eine Show gebucht wurde, und stellte sicher, dass er die bestmögliche Bühnenproduktion vorfand. Im Sommer 1955 wurde Grant vom einfachen Soldaten zum Obergefreiten befördert und beendete seinen Wehrdienst im darauffolgenden April.

      Er hatte seine Pflicht getan, aber nun musste sich der 21-Jährige zuhause wieder nach Arbeit umsehen. Grant kehrte ins Hotelgeschäft zurück. So trat er nach einem Urlaub auf der Insel Jersey seinen Dienst als Entertainment-Beauftragter im selben Hotel an, in dem er dort untergebracht gewesen war. Schon bald buchte Grant ein paar derselben Gesangs- und Tanz-Acts, die ein Jahrzehnt zuvor das Empire beehrt hatten. Doch die Unterhaltungsbranche entwickelte sich langsam weiter.

      In jenen Tagen dominierten Tanzbands und heimische Schnulzensänger wie Dickie Valentine oder ihre geschmeidigen amerikanischen Entsprechungen Al Martino und Dean Martin die britische Popmusik.

      Im August 1955 erschütterte der amerikanische Export Bill Haley and His Comets mit „Rock Around the Clock“ diesen sanftmütigen Status quo. Haley und seine Mannen verdingten sich hauptsächlich als Jazz- und Swing-Musiker, die auf schlaue Art und Weise schwarzen Rhythm and Blues für ein junges weißes Publikum umfunktionierten. Es zahlte sich aus. Bandleader und Schnulzensänger waren angewidert und hofften, dass diese Musik nur ein vorübergehender Trend wäre.

      Doch dann erschien Elvis Presley auf der Bildfläche: zwanzig Jahre alt, zuckende Hüften, Pomade im Haar und mit jeder Menge Testosteron ausgestattet. „Dieser Mann ist gefährlich“, verkündete die britische Filmzeitschrift Picturegoer. „Seine kräftige Stimme erhebt sich über den Krawall wie ein Balzruf im Dschungel.“ In Europa fand Elvis’ Musik umgehend ein Zuhause bei Radio Luxemburg, dem kommerziellen Rivalen der staatlichen BBC um die Gunst der britischen Hörer. So wie alle anderen Jugendlichen oder Leute in ihren frühen Zwanzigern hörte auch Grant den Sender.

      Elvis’ Effekt auf eine Generation britischer Teenager war unmittelbar und tiefschürfend. Seine britischen Hits aus dem Jahr 1956 wie „Heartbreak Hotel“ oder „Blue Suede Shoes“ machten ihn zu einem Elternschreck, Sex-Symbol und Aushängeschild für eine glamouröse neue Welt ohne Bombenkrater und Bezugsscheinhefte.

      Andere Rock’nʼRoll-Stars wie Jerry Lee Lewis, Chuck Berry, Gene Vincent und Little Richard folgten schon bald nach. „Beim Rock’n’Roll ging es um Sex und darum, reichlich davon abzubekommen – quasi als echter Hound Dog mit seinem Pudel zur Sache zu kommen!“, erklärte Malcolm McLaren. „Schon die Wörter ‚rock‘ und ‚roll‘ standen für einen sexuellen Akt.“

      In einem Schlafzimmer im verschlafenen Surrey war ein zwölfjähriger Junge namens Jimmy Page, einst der Anführer von Led Zeppelin, ebenfalls äußerst angetan. „Es war alles so urtümlich“, sagte er. „Junge Leute fühlten sich davon angezogen. Da war ich keine Ausnahme.“

      Auch Grant ließ sich verführen. Barrie Keeffe, der erste Drehbuchautor, den McLaren für den Film über Grants Leben engagierte, interviewte Peter noch in den Achtzigerjahren. Grant zeigte ihm ein signiertes Foto von Elvis und sagte: „Ich habe alles dafür getan.“

      Elvis sollte Grants Leben auf eine Art beeinflussen, die 1956 noch ganz undenkbar erschien. Später sollte er den King persönlich treffen, sich mit dessen Manager Colonel Tom Parker anfreunden und versuchen, Presley erstmals für eine Tour durch Großbritannien zu gewinnen.

      „Eines der größten Highlights meines Lebens war, zu einem Auftritt von Elvis nach Los Angeles zu reisen“, sagte er. „Seine Band war komplett aus dem Takt geraten und er unterbrach sie. Er wandte sich ans Publikum und erklärte: ‚Wir haben heute Led Zeppelin hier und werden jetzt noch mal von vorne loslegen, damit wir so aussehen, als würden wir wissen, was wir da tun.‘“

      Sein nächster Job brachte Grant 1957 wieder einen kleinen Schritt näher zur Welt eines Elvis Presleys. Das Café 2iʼs in der Old Compton Street 59 war nach seinen beiden Gründern, den Brüdern Freddie und Sammy Irani, benannt. Nach der Einführung der Espresso-Maschine von Gaggia bemühten sich Gaststätten wie das 2iʼs, etwas kosmopolitische Farbe und Abwechslung in die Hauptstadt zu bringen. „Soho verwandelt sich ins Espresso-Land“, erklärte etwa Sunday People, eine der ältesten britischen Sonntagszeitungen, „mithilfe farbiger Neonbeleuchtungen.“

      Im Frühling 1956 wurde das 2iʼs von zwei aufstrebenden Unternehmern übernommen, Ray Hunter und Paul Lincoln. Beide waren erst unlängst aus ihrem Heimatland Australien eingetroffen, wo sie als Freistilringer gearbeitet hatten. Lincoln spielte eine entscheidende Rolle bei Grants nächstem Kar­riereschritt.

      Es war Lincolns Idee, Sänger und Bands im winzigen Keller des Lokals auftreten zu lassen, dessen Bühne aus Milchkästen und ein paar Holzbrettern bestand. Kurze Zeit später trat dort schon Tommy Hicks auf, ein 21-jähriger Seemann aus Bermondsey im Süden Londons. Hicks unterzeichnete einen Plattenvertrag und änderte seinen Namen zu Tommy Steele. Seine erste Single „Rock With the Caveman“ versuchte mit aller Gewalt, amerikanischen Rock’nʼRoll zu imitieren, wobei er nicht an die Vorlage herankam, was aber nicht weiter wichtig war. Der Song wurde im Sommer 1956 zum Hit und weitere sollten folgen.

      Die Teenager fühlten sich inspiriert. Viele träumten zwar davon, der nächste Elvis zu werden, tendierten aber dazu, sich einem realistischeren Ziel zu widmen. Im Großbritannien der Fünfzigerjahre existierte das Skiffle-Phänomen eine kurze Zeit lang parallel zum Rock’n’Roll-Boom. Skiffle hatte seine Wurzeln in den amerikanischen Musikrichtungen Blues und Country und wurde auf billigen akustischen Instrumenten gespielt. Ein altes Waschbrett und eine einzelne Saite, die zwischen einen Umzugskarton und das Ende eines Besenstiels gespannt wurde, lieferten oftmals den Rhythmus. Skiffle war roh und primitiv und jeder konnte ihn spielen.

      1955 führte Skiffle die britischen Charts an, wofür dessen neuer König, der Jazzmusiker und nun auch Sänger Lonnie Donegan, verantwortlich war. Sein Debüt-Hit „Rock Island Line“ inspirierte auch spätere Mitglieder der Beatles, von The Who und Led Zeppelin. 1957 trat der Teenager Jimmy Page zum ersten Mal im britischen Fernsehen der BBC auf, wo er mit seiner JG Skiffle Group auf der Akustikgitarre schrammelte und sang.

      Nun strömten Nacht für Nacht Jugendliche ins 2iʼs, um entweder der großen Wurlitzer-Jukebox im Erdgeschoss oder den Skiffle-Gruppen und Rock’n’Rollern im Keller zu lauschen.

      Mit dieser neuesten Ausprägung des Showgeschäfts ließ sich sogar Geld verdienen. So verlangte Paul Lincoln einen Schilling Eintritt. Obwohl offiziell nur für sechzig Besucher vorgesehen, zwängten sich an einem Samstagabend über 150 ins 2iʼs. Talentsucher der Plattenfirmen frequentierten das Lokal auf der Suche nach dem nächsten Lonnie Donegan – oder gar einem englischen Elvis.

      Lincoln managte schon bald zwei heimische Sänger. Weder Terry Dene noch Wee Willie Harris konnten Elvis in puncto Star-Qualitäten das Wasser reichen, doch eine Zeit lang fabrizierten beide Hits.

      Dene war vielleicht das erste Opfer, dass der Rock’n’Roll forderte. Er erlitt während seines Wehrdiensts einen Nervenzusammenbruch und ließ das Musikbusiness für immer hinter sich. Harris, der gerade einmal einen Meter siebenundfünfzig groß war, machte seine mangelnde Körpergröße mit frenetischen Auftritten und grell gefärbten Haaren wett.

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