Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake

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Frühling 1958 war das neu eröffnete Londoner Planetarium die jüngste Touristenattraktion der britischen Hauptstadt. Innerhalb des Kuppelbaus in der Marylebone Road starrten Besucher auf eine bunte Auswahl von Galaxien und Sternen, die sich über ihren Köpfen auftat.

      Zuhause auf der guten alten Erde trafen sich die Männer, die mit der Aufgabe betraut wurden, Amerikas Rock’n’Roll-Stars zu chauffieren, in der Fah­rerkantine auf dem Allsop Place. Peter Grant ging dort oft ein und aus. Hier trank er Tee und tauschte sich mit seinen Kollegen aus, bevor er seine Acts einsammelte und sie in seinem Bus Platz nahmen.

      Da gab es die amerikanischen Headliner-Bands, die in der Kälte bibberten und sich größte Mühe geben mussten, um dem britischen Zungenschlag folgen zu können. Daneben die Vorgruppen: Teenager mit beachtlichen Haartollen und übergroßen Gitarren. Und dann waren da noch die Varieté-Künstler – Entertainer, die sich mit besagten Musikern den Agenten teilten und darauf hofften, dass der Rock’n’Roll-Glanz ein wenig auf sie abfärben würde.

      Ein paar Jahre lang fuhr Grant sie alle: von Gene Vincent über Little Richard bis hin zu Cliff Richard und den Shadows. Die Komiker-Geschwister Mike und Bernie Winters genauso wie den jodelnden Schnulzenbarden Frank Ifield. Sein Job war es, sie zu ihren Gigs zu befördern, auf die Bühne zu scheuchen und anschließend dafür zu sorgen, dass sie auch bezahlt wurden.

      In Grants Reisepass war als Beruf „Theatermanager“ angegeben. Das roch ein wenig nach Wunschdenken. Im Frühling 1960 verbrachte er vier Monate mit Wee Willie Harris in Italien. Die britische Pop-TV-Show Six-Five Special hatte Willies theatralische Bühnenshow in die Wohnzimmer der Nation übertragen. Harris fehlte die einstudierte Coolness eines Elvis’ oder Gene Vincents. Mit seinen orangegefärbten Haaren und seiner an einen Höhlenmenschen erinnernden Leopardenfell-Tunika ähnelte er einer zum Leben erwachten Comicfigur.

      Zu Harris’ Begleitmusikern während seines Italien-Gastspiels gehörte auch der Gitarrist Derek Berman, der das Pseudonym Derek Burns benutzte. „Wir reisten in einem Alfa Romeo Superlight Sprint und Peter Grant fuhr uns mit der Ausrüstung im Van hinterher“, erinnert er sich. „Wir spielten jeden Abend und ich glaube nicht, dass irgendjemand Schlaf fand. Es waren 16 Wochen in der Hölle.“

      Die Band, gekleidet als urbane britische Gentlemen im Nadelstreif und mit Melone auf dem Kopf, gab vor, schockiert zu sein, wenn Harris auf der Bühne erschien. Seine dürren weißen Beinchen schlotterten unter dem mit einem Tierfellmuster bedruckten Lendenschurz. Die Wirkung blieb niemals aus. Willie war unglaublich populär in Italien, wo er in jenem Jahr auch in zwei Filmen mitwirkte: im Roadmovie/Reisebericht Mondo di Notte und in der Brachial-Komödie Tototruffa ’62.

      In Großbritannien echauffierte sich ein Regierungskomitee jedoch darüber, dass er „jugendliche Dekadenz“ verherrlichen würde. Grant erzählte der Presse später, dass der Papst persönlich interveniert hätte, um einen Auftritt von Harris’ im italienischen Fernsehen zu verhindern. Ob das nun stimmte, war egal. Es trug zum Mythos bei.

      Derek erinnert sich an Grant als zuverlässigen und unermüdlich komischen Burschen. „Ich weiß nicht, was es mit diesem anderen Peter Grant auf sich hatte. Bezüglich der ganzen Geschichten, die ich später hörte, kann ich nur annehmen, dass das mit den Drogen und den Leuten, mit denen er sich abgab, zu tun hatte. Auch weiß ich noch, dass er sich abmühte, um über die Runden zu kommen. Er hatte rein gar nichts. Niemand verdiente auch nur irgendetwas.“

      Drei spezifische Ereignisse versinnbildlichen Grants Arbeitsleben in diesen Tagen ganz gut. In den späten Fünfzigerjahren spielte der Teenager Phil Carson für Cal Danger, der sich selbst frech als „britischen Gene Vincent“ vermarktete, Bassgitarre. Danger überzeugte einen Veranstalter davon, dass er sogar der echte Gene Vincent wäre, was wiederum Don Arden erzürnte, der das Original vertrat. Arden kümmerte sich darum, dass diesem Scharlatan bei seinem nächsten Auftritt das Handwerk gelegt wurde.

      Carson erinnert sich, wie er im Van, einem Austin Somerset, saß, als das Gefährt auf dem Weg zur Show plötzlich anhielt: „Die Fahrertür wurde geöffnet und Cal nach draußen gezerrt. Der Drummer und ich saßen hinten und hörten die Klopperei. Wir waren Teenager und hatten die Hosen gestrichen voll. Dann ging die Beifahrertür auf und ein großer Kopf erschien. ‚Wer zum Geier seid ihr denn?‘, fragte dieser. ‚Wir sind Cal Dangers Band‘, flüsterten wir kleinlaut. ‚Das war einmal. Raus mit euch.‘ Das war meine erste Begegnung mit Peter Grant.“

      Hätte Phil Carson am 6. Dezember 1960 ferngesehen, dann hätte er denselben Mann in einer Comedy-Serie der BBC namens Citizen James bestaunen können. In dieser Folge, die den Titel „The Money“ trug, veranstaltete der Schauspieler Sid James in der Rolle eines Aufschneiders aus Soho eine Lotterie, bei der es 250 Pfund zu gewinnen gab. Grant war darin in einer Rolle ohne Text als einer der Losbesitzer zu sehen. Keine schlechte Besetzung! Schließlich war Grant abseits des Bildschirms ein Mann, der 250 Pfund bitter nötig gehabt hätte. Außerdem war er ständig auf der Suche nach Wegen, an Geld zu kommen.

      Im selben Jahr löste der amerikanische Sänger Chubby Checker mit Hits wie „The Twist“ und „Letʼs Twist Again“ einen neuen Tanztrend aus. Der 15-jährige Jeff Dexter, der später als Club-DJ und Festival-Conferencier von sich reden machen sollte, wurde aus dem Londoner Lyceum geworfen, weil er den von Checker besungenen Twist getanzt hatte. „Angeblich war das obszön“, sagt er heute. Allerdings brachte ihm diese Publicity einen Job beim Cyril Stapleton Orchestra ein und einen Besuch von Peter Grant. „Ich kannte Peter als diesen Typen aus dem 2iʼs“, erklärt Dexter. „Ich sah ihn in Soho. Nachdem ich einen meiner Auftritte mit Cyril absolviert hatte, kam er im Lyceum hinter die Bühne, um mich zu sprechen.“ An diesem Tag befand sich Grant in Begleitung des zukünftigen DJs und Fernsehmoderators Jimmy Savile. Nach dessen Tod im Jahr 2011 kam ans Licht, dass dieser ein notorischer Triebtäter war. „Damals wusste aber niemand, dass er ein solcher Perversling war“, versichert Dexter.

      In jenen Tagen betrieb Savile einen Tanzschuppen und kämpfte zeitweise als Wrestler. Die beiden Männer machten Dexter einen Vorschlag: „Peter, Gott schütze ihn, meinte, dass ich viel mehr Geld verdienen könnte, wenn ich als twistender Wrestler mein Glück versuchen würde – gleichzeitig kämpfen und tanzen. In so einem Badeanzug.“ Dexter winkte ab und so verlief ein weiterer Plan, ans große Geld zu gelangen, im Sand.

      Ende 1961 arbeitete Grant nun auch ab und an als Fahrer und Bühnenmanager für die Noel Gay Agency im Londoner West End. Rock’n’Roll war nun endgültig angekommen, aber noch nicht überall so richtig durchgestartet. Noel Gay vermittelte neben Gesangs- und Tanznummern auch Trampolin-Akrobaten und Zauberer, die in Ferienlagern, Arbeiterheimen und den nunmehr glanzlosen Embassy-Ballsälen englischer Küstenstädte auftraten.

      Einer dieser Acts waren die Jeanettes, drei junge singende Schwestern namens Jean, Sue und Gloria Cutting, die aus Hull in Yorkshire stammten. Peter traf das Trio bei ihren Proben in der Denmark Street, wo sie sich für eine bevorstehende Tour durch den Norden und Süden von Wales in Form brachten. Gesponsert wurde die Konzertreise von Gallaher Cigarettes. „Meiner Mum fielen zuallererst die Augen meines Dads auf“, erzählt Grants Tochter Helen.

      Wenig später waren Peter und Gloria bereits ein Paar. Das Branchenblatt der Unterhaltungsindustrie, The Stage, berichtete über die Tour: „Die Reisegesellschaft umfasst den Conferencier Larry Burns, die Jeanettes, den jungen ungarischen Magier Kovari, Jimmy Rodgers aus Preston, der sich als Klavierspieler verdingt, sowie den Bühnenmanager und Fahrer Peter Grant, der schon in vielen Filmen und Fernsehproduktionen mitgespielt hat und bekannt ist für seine Rollen als zäher Bursche – immerhin ist er einen Meter achtundachtzig groß und 115 Kilo schwer!“

      Die Tour umfasste insgesamt 162 Auftritte in 14 Wochen und erstreckte sich bis Ostern 1962. Grant fuhr die Acts von Stadt zu Stadt, übernachtete in denselben Pensionen und schloss sich ihnen sogar auf der Bühne an, um mit ihnen beim großen Finale, wenn auch falsch, mitzusingen.

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