Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake

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angeheuert. Umso wütender war Arden, als der seine Entscheidung schließlich revidierte und in seinen alten Job zurückkehrte.

      Little Richards Begleitband war die britische Gruppe Sounds Incorporated, die von Arden gemanagt wurde. Nach einer Show in London gesellte sich Hutchins auf einen Drink zu ihnen in ihr Hotel in Kensington. Um 2 Uhr morgens alarmierte der Portier Hutchins, dass er dringend ein Telefonat entgegennehmen müsste. So begab er sich an die Rezeption, wo er von Peter Grant empfangen und in ein Auto geschubst wurde. Grant fuhr den Journalisten nach Brixton, wo er von Arden stundenlang angeschrien, beschimpft und verhört wurde, weil der davon überzeugt war, Hutchins wolle ihm Sound Incorporated abspenstig machen, um sie selbst zu managen.

      „Ich weiß nicht mehr genau, was er mir drohte“, schrieb Hutchins 2005 in seinen Memoiren Mr. Confidential. Aber ich kann mich noch an die feindselige Stimmung erinnern. Ich war mir jedenfalls nicht sicher, ob ich den Raum in einem Stück verlassen würde.“

      Als schließlich die Dämmerung über dem Süden Londons hereinbrach, akzeptierte Arden Hutchins’ Unschuld und wies Grant an, ihn nachhause zu bringen. Die beiden Männer begaben sich daraufhin auf eine unangenehme Fahrt zu Hutchins’ Wohnung in Chelsea.

      Abgesehen von der Geiselnahme an sich, empfand es Hutchins als besonders verstörend, dass er sich noch wenige Wochen zuvor im selben Raum ganz normal mit der Familie Arden unterhalten hatte. Über Nacht war er für nichts und wieder nichts vom Freund zum Feind mutiert.

      Das spätabendliche Kreuzverhör war kein außergewöhnliches Szenario im Hause Arden. „Es spielte sich ständig irgendein Drama ab“, räumte Sharon Osbourne ein. „Irgendjemand hatte meinem Vater eins ausgewischt und schon drohte er damit, die Mistkerle umzulegen. Solange ich mich erinnern kann, hatten die Leute Angst vor ihm.“

      Grant und Simmonds waren auch in jener Nacht zugegen, als Don einen Journalisten attackierte, nachdem der ihn vor seinem Sohn David beleidigt hatte. Rückblickend lassen sich Parallelen zu Grants Verhalten gegenüber einem Ordner ziehen, der seinen Sohn Warren in einem amerikanischen Backstage-Bereich niedergestoßen hatte. „Ich verhaute ihn ordentlich und sah, wie sich seine Füße vom Boden in die Luft hoben“, prahlte Arden. „Er landete schließlich auf meinem Wagen.“

      „Ich hörte niemals auf, ein Performer zu sein“, erklärte Don. „Aber statt auf der Bühne zu stehen, performte ich nun im echten Leben.“

      Erzählungen von Ardens Drohgebärden und Gewaltausbrüchen, ob nun real oder erdichtet, zirkulierten vielerorts: in der Redaktion des Melody Maker, unter den Musikverlegern in der Denmark Street sowie im De Hems, dem Ship und all den anderen Bars im West End, wo sich Schreiber, Musiker und ihre Betreuer über den Weg liefen. Die Anekdoten wurden bei jeder Neuauflage ein wenig weiter ausgeschmückt. „Die Musikindustrie besteht aus zwei Gruppen – den Drama-Queens und den Möchtegern-Gangstern“, erklärte Arden. „Und natürlich tratschen sie alle miteinander.“ So wie Arden die Dinge sah, paradierte er nach wie vor durch die Straßen von Manchester und schwenkte ein paar tote Ratten an ihren Schwänzen durch die Luft. Nur zog er diese Show nun eben im Londoner Musikbusiness ab. Es ging alles um die „Macht der Angst“ – ein Trick, den Grant später zu seinem Vorteil nützen würde.

      1962 existierten die Berufsbezeichnungen „Roadie“ und „Tourmanager“ noch nicht. „Don oder Colin Berlin steckten mir eine Reiseroute zu“, erzählte Grant. „Ich holte dann den Act am Flughafen ab, buchte das Hotel, brachte sie dazu, ihren Kram aufzubauen, kutschierte sie zu ihren Gigs und achtete darauf, dass sie bezahlt wurden.“

      Grant musste sich jedoch auch um die Probleme kümmern, wenn etwa ein Clubbetreiber die tatsächliche Anzahl der verkauften Eintrittskarten manipulierte, wenn ein Sänger zu besoffen war, um aufzutreten, oder ein liebestrunkener weiblicher Fan mit dem Hauptact geschlafen hatte und nicht wahrhaben wollte, dass der betreffende Star nicht beabsichtigte, sie zu ehelichen. Außerdem gab es skrupellose Veranstalter, die Gruppen zunächst an mehreren aufeinanderfolgenden Abenden buchten. Sie zahlten pünktlich und lullten deren Agenten mit einem falschen Gefühl der Sicherheit ein. Anschließend buchten sie denselben Act in einem riesigen Konzertsaal, verkauften mehr Eintrittskarten als je zuvor und versprachen die Gage per Scheck auszuzahlen. Der Scheck kam jedoch nie an und der Veranstalter tauchte ab. Diejenigen, die ihre Schuld leugneten, fanden in Don Arden einen zähen Kontrahenten. Wie Peter Rachman war auch Arden dafür bekannt, Geldeintreiber zu beschäftigen, die eine hundertprozentige Erfolgsquote aufwiesen.

      Manchmal uferten Streitereien wegen Geldes und Rivalitäten zwischen Veranstaltern auch in Handgreiflichkeiten aus. Eines Abends trafen Grant und Mickie Most in einem Club in Hitchin ein, wo gerade eine Gang den Rausschmeißern mit Macheten drohte – ein Racheakt für irgendein Fehlverhalten des dortigen Veranstalters.

      Mitunter waren die Auseinandersetzungen aber eher komischer als bedrohlicher Natur. Als sich Arden und Rik Gunnell verkrachten, entsandten die beiden Promoter jeweils einen Schlägertrupp in das Büro des anderen. Grant erinnerte sich, wie sich die beiden Gangs in der Curzon Street 35 begegneten: Ardens Männer kamen gerade die Treppe herunter, als Gunnells Vollstrecker hinaufstiegen. Als sie realisierten, dass sie alle schon im Voraus bezahlt worden waren, machten sie sich zusammen auf den Weg ins nächste Pub, um sich dort volllaufen zu lassen.

      Für die Unterhaltungskünstler selbst unterschied sich die neu entstehende Welt der Popmusik nicht besonders stark von der sterbenden Welt des Varietés. Alle jagten nach wie vor dem Geld, dem Sex und der Aufmerksamkeit hinterher – und alle versuchten, der Eintönigkeit der Fahrten zwischen den einzelnen Gigs entgegenzuwirken. „Es war die gleiche Art Irrsinn, derselbe Blödsinn eben“, plauderte Grant aus dem Nähkästchen. Grant hatte einmal zugesehen, als ein gelangweilter Tubby Hayes, ein umjubelter Jazz-Saxofonist, seine Fürze in einer Garderobe in Brand steckte.

      Später, als Amerikas neuester Pop-Teenieschwarm Brian Hyland durch Großbritannien tourte, musste Grant ihn aus dem Odeon in Guildford schmuggeln, nachdem sich ein paar Mädchen gewaltsam Zutritt zu seiner Garderobe verschafft und ihn dabei mit Glasscherben übersät hatten.

      Mit jeder Woche, die verging, wurde Grant Zeuge von schwindligen Aktionen oder Betrügereien. Bei einer seiner letzten Ausfahrten chauffierte er 1962 B. Bumble and the Stingers auf einer einmonatigen Tour durch die Provinz. Die amerikanische Gruppe hatte gerade mit einer aufgepimpten Version von Tschaikowskis „Marsch der Zinnsoldaten“ mit dem Titel „Nut Rocker“ einen Hit gefeiert. Als Grant sie vom Flughafen abholen sollte, fand er eine Gruppe unglamouröser Session-Musiker vor und keine Popstars. „Nut Rocker“ war offenbar das Werk eines Produzenten und einiger angeheuerter Helfer. Als die Platte zum Hit avancierte, stellte das Label eine Mogelpackung zusammen, die die Nummer als Band promoten sollte. Vier Jahre später lieferte Grant selbst eine ähnliche Aktion mit der New Vaudeville Band und ihrem Hit „Winchester Cathedral“.

      B. Bumble and the Stingers mochten zwar nicht ganz authentisch gewesen sein, doch von Gene Vincent konnte man das nicht behaupten. Und weder Tubby Hayes’ Flatulenzen noch Brian Hylands wilde weibliche Fanbase konnten Grant auf das Leben mit Vincent einstimmen.

      1955 hatte sich der als Eugene Vincent Craddock in Norfolk, Virginia, geborene Sänger gerade freiwillig zur Navy gemeldet. Dann passierte jener Motorradunfall, der seinem linken Bein einen dauerhaften Schaden zufügte und seine Militärlaufbahn jäh beendete. Ein Jahr später hatte Craddock seinen Namen in Gene Vincent geändert und einen Plattenvertrag in der Tasche. Die erste Single von Gene Vincent and His Blue Caps, „Be-Bop-A-Lula“, mitsamt ihrem stotternden, gedehnten Gesang war eine ihrer großartigen Rock’n’Roll-Nummern und verkaufte sich innerhalb eines Jahres ganze zwei Millionen Mal.

      Es sollten noch weitere Hits folgen. Vincents Auftritt in der britischen Musikshow Boy Meets Girl sowie seine darauffolgende Tour im Dezember 1959 verhalfen ihm zu einem Karrierehoch in Großbritannien, als er sich in seiner Heimat Amerika gerade im

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