Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake

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abseits der Bühne war in der Regel noch düsterer.

      Gene hatte sich den Empfehlungen seiner Ärzte widersetzt, sein arg ramponiertes Bein amputieren zu lassen und litt nun unter chronischen Schmerzen. Auch hatte er sich mit Osteomyelitis angesteckt, einer infektiösen Knochenmarkentzündung, was zur Folge hatte, dass das Bein verfaulte. Er kombinierte daraufhin Schmerzmittel mit Alkohol. Eine riskante Mischung. Nur wenige, die ihn im Tooting Granada sahen, wussten, dass er den Mikroständer benötigte, um sich abzustützen. Wenn das Adrenalin und die Pillen nicht länger wirkten, benutzte er Krücken zum Gehen.

      1963 hatte Vincent seinen Lebensmittelpunkt bereits nach Großbritannien verlegt und wurde von Don Arden gemanagt. Er war regelmäßig zu Gast in der Angell Road und brachte Sharon Osbourne später sogar das Schwimmen bei. „Sein seltsames, deformiertes Bein trieb im Wasser“, erinnert sie sich. In England befand sich der Sänger außerhalb der Reichweite seiner beiden Exfrauen und des amerikanischen Finanzamts. Dort lernte er auch seine nächste Ehefrau kennen, eine englische Tänzerin und früheres Showgirl im Murrayʼs namens Margie Russell. Binnen kurzer Zeit waren Arden und Peter Grant für jeden beruflichen und privaten Aspekt im Leben des Sängers verantwortlich.

      Als Peter das Ruder übernahm, gab ihm Don eine simple Anweisung mit auf den Weg: „Pass auf, dass der Scheißer in einem Stück zu den Konzerten kommt und sich vom Whisky fernhält.“ Grant war bereits zuvor Zeuge von Vincents explosivem Verhalten geworden. Im Mai 1962 war Gene zusammen mit dem karibischen Sänger Emile Ford getourt und hatte seine Garderobentüre mit Ku-Klux-Klan-Symbolen versehen.

      Die meisten Tage begannen mit einer kleinen Stärkung in Form eines Shots Scotch oder Wodka. Das ging dann so weiter, bis ihm der Schnaps ausging oder Grant ihn konfiszierte. Sobald er aus seiner Wohnung oder seinem Hotelzimmer gescheucht worden war, ließ er sich ungelenk auf dem Beifahrersitz neben Peter nieder. Irgendwo am Körper hatte er immer ein alkoholisches Getränk bei sich. Wenn ihm Peter nicht schnell genug fuhr, dann half er nach, indem er mit einer Krücke das Gaspedal durchtrat.

      „Eines Tages, so sagte mir Peter, hatte er sämtlichen Alkohol entsorgt, aber Gene ließ sich immer noch volllaufen“, erinnert sich Barrie Keefe. „Peter hatte keine Ahnung, woher der Alk kam. Dann schnappte er sich Genes Krücken und ihm fiel auf, dass die eine leicht und die andere schwer war. Die schwerere Krücke war gefüllt mit Mini-Flaschen Martini.“

      Der Musikjournalist Keith Altham wurde Zeuge einer weiteren großartigen Peter-Grant-Anekdote, als er zwei von Vincents Konzerten in einem Saal in Aylesbury verfolgte. Während Grant nach der ersten Show die Gage kassierte, kam es im Bus zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Gene und Margie. „Gene zog seine Frau an den Haaren und schlug ihren Kopf gegen das Fenster“, berichtet Altham. „Peter sprang in den Bus und trennte die beiden. Er war fuchsteufelswild und schrie: ‚Ich versuche hier die verdammte Kohle einzutreiben.‘“ Als er wieder ausgestiegen war, ging der eheliche Disput in die nächste Runde. „Nur dieses Mal donnerte seine Ehefrau Genes Schädel gegen die Scheibe.“ Grant ging erneut dazwischen.

      In der Stunde bis zum nächsten Auftritt konsumierte Vincent den Großteil einer Flasche Wodka, kippte um und verkeilte sein gutes Bein zwischen seinem Sitz und einer senkrechten Stange. Grant musste eingreifen und die Stange verbiegen, um das angeschwollene Bein zu befreien.

      Da Arden sich Genes Benehmens bewusst war, inkludierte er eine Klausel in dessen Vertrag, dass er nur auf der Bühne erscheinen müsse, um bezahlt zu werden. Grant stellte den Star auf seine Beine und obwohl dieser nun gleich zwei schadhafte Beine hatte, manövrierte er ihn rechtzeitig, als der Vorhang sich hob, auf die Bühne. Grant hatte eine kuriose Methode gefunden, um ihn aufrecht zu halten. „Er stopfte den Mikroständer hinten durch Genes Jacke“, erzählt Keeffe. „Das reichte gerade so aus, um ihn zu stabilisieren.“ Offenbar krächzte Vincent nur ein paar Zeilen der ersten Nummer, bevor er das Bewusstsein verlor. Grant sammelte ihn ein, trug ihn von der Bühne „wie ein Schwein am Spieß“ und holte dann die Gage ab.

      Während einer von Vincents frühen Tourneen durch Großbritannien kursierte das Gerücht, dass in Schottland statt ihm ein Imitator auftreten würde. Aufgebrachte Teddyboys stürmten die Garderobe der Hawick Drill Hall, wo ihnen der echte Gene Vincent mit einer geladenen Schusswaffe entgegentrat. Gene war auf makabre Weise von Waffen fasziniert. So trug er oft einen Revolver, ein Messer und später auch mal eine Peitsche bei sich, die er ohne Rücksicht auf alle, die sich in seiner Schlagdistanz aufhielten, knallen ließ. An seinem ersten Weihnachten in London präsentierte er sich besonders schießwütig. So wie Don Arden die Geschichte erzählte, rief ihn Genes neue Frau Margie in Panik an und behauptete, dass ihr Mann sie mit einer Knarre bedrohe. Gene war gerade von einer Tour heimgekehrt und beschuldigte sie der Untreue.

      Arden und Grant eilten zur Wohnung des Paares. Gene war inzwischen zur Erkenntnis gekommen, dass seine Frau eine Affäre mit dem Nachbarn hätte, und war losgezogen, um diesen damit zu konfrontieren. „Gene schob den Lauf der Waffe durch den Briefschlitz und feuerte munter drauflos“, berichtete Arden. „Er gab drei oder vier Schüsse ab, bis Peter ihn zu Boden gerungen hatte.“

      Angeblich verschaffte sich Grant gewaltsam Zutritt zur Wohnung, um nachzusehen, ob Vincent jemanden getroffen hatte. Zum Glück war der Mieter über Weihnachten verreist. Als er zurückkehrte, kam Arden für den Schaden auf.

      Offenbar musste Peter Gene Vincent noch öfter entwaffnen. Im Büro von Swan Song Records wurde erzählt, dass Grant Vincent eine Startpistole abnahm, nachdem dieser in einem Hotel in Brighton damit auf Leute geschossen hatte. Die Polizei versuchte, ihn zur Aufgabe zu ermuntern. „Peter drängte an den Bullen vorbei und rief ‚Gene, du dämliche Fotze!‘ und konfiszierte das Schießeisen“, berichtet jemand, dem die Geschichte erzählt worden war.

      Auch kam es vor, dass sich Vincent gegen seinen Aufpasser wandte – und vice versa. Eines Nachts steuerte Gene Peters Wagen über einen Kinoparkplatz und versuchte, ihn zu überfahren. In Italien, so behauptete Don Arden, seien die beiden aneinandergeraten, woraufhin Peter versehentlich auf Genes Bein landete, was sein bereits versehrtes Bein weiter in Mitleidenschaft zog. „Das hätte Gene fast das Leben gekostet“, so Arden. „Er wurde bis zur Hüfte eingegipst und musste nach London zurückgeflogen werden.“

      Für Grant gehörten all diese Vorfälle zu einer lebenswichtigen Erfahrung. „Wenn ich nicht mit Gene Vincent und den anderen auf Tour gewesen wäre, hätte ich wohl nicht gewusst, wie ich mit den Ereignissen der letzten vier oder fünf Jahre hätte umgehen sollen“, erzählte er dem Melody Maker, als Led Zeppelin in voller Blüte standen.

      Grant verdankte Vincent auch sein erstes demoliertes Hotelzimmer. Dieses befand sich im Cumberland am Londoner Denkmal Marble Arch und war noch nicht einmal Vincents eigenes Zimmer, sondern das seines Co-Stars Eddie Cochran. Nach einem Anruf des besorgten Hotelmanagers traf Grant ein und fand die ausgehängte Zimmertür im Flur. Nachdem sich Eddie geweigert hatte, Gene Vincent einzulassen, hatte der die Tür aus den Angeln gerissen. „In meinen Augen waren das verdammte Irre“, sagte Grant. „Ich begab mich also zum Manager und handelte eine Lösung mit ihm aus. Später erklärte ich den beiden, dass wir uns in England nicht so aufführten. Es ging bei der Sache um ein Mädchen.“

      Die Arbeit mit Vincent offenbarte Grant außerdem Ardens heißgeliebtes Konzept rund um die „Macht der Angst“. „Peter gab vor, eine Pistole bei sich tragen“, erzählt Ed Bicknell. „Gene Vincent und all diese Acts hatten das Problem, dass sich die Jungs im Publikum darüber ärgerten, welchen Effekt sie auf ihre Freundinnen hatten. Peter erzählte, dass sie mitunter von Typen angemacht wurden, also versuchte er sie einzuschüchtern, indem er auf seine Jackentasche klopfte und vortäuschte, bewaffnet zu sein. Das funktionierte jedes Mal.“

      Grant behauptete hingegen, tatsächlich gelegentlich eine Pistole getragen zu haben, da Vincent darauf bestanden hätte. Vor einem Gig in Rotherham Baths fand sich Grant in seinem 57er Chevy von „einer Gruppe ortsansässiger

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