Plastik im Blut. Heike Schröder

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Plastik im Blut - Heike Schröder

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Grenzwerte, doch diese basieren auf einer Einzelbewertung der Substanzen. Die schädliche Wirkung von Phthalaten erhöht sich aber in Verbindung mit anderen chemischen Substanzen im Körper. Und mittlerweile lassen sich Phthalate überall in der Umwelt nachweisen, von wo sie schließlich in unseren Körper gelangen können. Aus vielen Lebensmitteln und anderen Quellen wie Bodenbelägen oder Tapeten nehmen wir zwar vielleicht nur geringe Belastungen auf, aber letztlich summieren sich die Wirkungen der Chemikalien in unserem Körper.

      Auch einige Medikamente, vor allem magensaftresistente Kapseln und Tabletten, enthalten Phthalate als Hilfsmittel. Die Weichmacher bilden einen säureresistenten Schutz gegen zu frühe Zersetzung der Medikamente im Magen, sodass der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Patienten, die auf diese Medikamente eingestellt waren, zeigten eine überdurchschnittlich hohe Konzentration an Weichmachern im Blut. (Eine Liste mit einigen dieser Medikamente finden Sie unter http://internet-apotheke-freiburg.de/arzneimittel/dep.html)

      Studie: Wenn Weichmacher aus Plastik Mäuse dick macht

      Um die Wirkung von Weichmachern zu belegen, haben Forscher an der Universität Leipzig Mäusen zehn Wochen lang DEHP im Trinkwasser verabreicht – in Mengen, die vor ein paar Jahren noch jeder EU-Bürger zu sich nahm. Die Studie hatte ein eindeutiges Ergebnis: Vor allem die weiblichen Mäuse wurden fett. Ja, richtig fett! An dem Blut dieser dicken Mäuse konnte man erkennen, dass der Anteil der Fettzellen erhöht und der Zuckerstoffwechsel gestört war.

      Professor Martin von Bergen, Leiter des Departments Molekulare Systembiologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), schließt daraus, dass Weichmacher ganz offensichtlich massiv in den Hormonhaushalt eingreifen und mitschuldig daran sind, dass es immer mehr fettleibige Menschen gibt und dass diese Diabetes vom Typ 2 entwickeln.

      Der in der Studie verwendete Weichmacher DEHP ist zwar seit 2007 für Verpackungen fetthaltiger Lebensmittel verboten und seit 2015 EU-weit zulassungspflichtig, doch kann DEHP als „Modell“ angesehen werden, denn die anderen Weichmacher, die stattdessen eingesetzt werden, sind diesem relativ ähnlich. Außerdem könnten Lebensmittel, die von außerhalb der EU importiert werden, wegen ihrer Verpackungen weiterhin mit DEHP belastet sein.

      Ob die Ergebnisse dieser Studie auf Menschen übertragbar sind, ist noch nicht klar, weil Mäuse einen anderen Stoffwechsel haben. Zunehmend erhärtet sich aber der Verdacht, dass Weichmacher Übergewicht und Diabetes mitverursachen können. Tatsächlich gibt es Zusammenhänge zwischen Übergewicht und einer erhöhten Konzentration von Umweltgiften im Fettgewebe.

      Tipps: Vermeiden Sie Weich-PVC, denn darin sind immer Weichmacher enthalten, die sich mit der Zeit herauslösen. Verwenden Sie Duschvorhänge aus gewachster Baumwolle, vermeiden Sie PVC-Böden (besser Kork oder Holz), vermeiden Sie generell Plastikspielzeug (vor allem aus China) und tragen Sie Flip-Flops aus Naturkautschuk.

      Flammschutzmittel sind Chemikalien, die Kunststoffen zugesetzt werden, damit deren Brandsicherheit erhöht wird. Die meisten Kunststoffe sind leicht brennbar – unser Alltag wäre ohne diesen Zusatz also um ein Vielfaches gefährlicher. Allerdings sind viele dieser Chemikalien gesundheits- und umweltschädigend.

      Flammschutzmittel werden eingesetzt in Sitzmöbeln, Matratzen, Gehäusen von Computern oder Fernsehern, in Elektrokabeln, Teppichrückenbeschichtungen, Dämmstoffen und Montageschäumen. Sie sind in Kuscheltieren mit Kunstfell enthalten und in Elektronikspielzeugen. Diese Chemikalien können aus dem Kunststoff entweichen und belasten dann die Innenraumluft und den Hausstaub. Im menschlichen Blut und in Muttermilch findet man seit Jahren ebenso steigende Konzentrationen einiger dieser Chemikalien wie im Hausstaub. (Umweltbundesamt 2008) Die Hauptbelastung erfolgt in der Regel über die Nahrung, vor allem durch fetthaltige Lebensmittel wie Fisch und Muscheln, Fleisch, Milch und Eier. Pflanzen können diese Gifte über den Boden aufnehmen, sodass auch Wurzelgemüse belastet sein kann. Viele polybromierte Flammschutzmittel sind seit Langem im Einsatz, sie sind schwer abbaubar, einige reichern sich in der Umwelt an, gelangen in die Nahrungskette und sind sogar in entlegenen Gebieten im Fettgewebe von Tieren zu finden.

      In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass polybromierte Flammschutzmittel das Nervensystem schädigen und Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität auslösen können. (Eriksson 2001) Einige Flammschutzmittel stehen im Verdacht, krebsauslösend zu sein und eine hormonähnliche Wirkung zu haben.

      Tipps: Bevorzugen Sie elektronische Geräte, Baustoffe und Ähnliches mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“. Diese enthalten keine polybromierten Flammschutzmittel. Achten Sie auf das Zeichen „Emissionsarme textile Bodenbeläge“ oder „Öko-Tex“ für Textilien.

      Experimente: Chemikalien lösen sich aus Kunststoffen

      Mit den beiden folgenden Experimenten können Sie selbst zu Hause ganz leicht nachweisen, dass Chemikalien sich aus Kunststoffen lösen. Sie können die Chemikalien schmecken und Sie können sie riechen.

      Geschmackstest

      Wir benötigen:

      • eine Kunststoffflasche (oder einen Kunststoffbecher)

      • eine Glasflasche (oder ein Trinkglas)

      • kochendes Wasser

      Füllen Sie die Kunststoffflasche und die Glasflasche mit kochendem Wasser und lassen Sie das Wasser mehrere Stunden lang auf Zimmertemperatur abkühlen. Trinken Sie zunächst das Wasser aus der Glasflasche in kleinen Schlucken, dann das Wasser aus der Kunststoffflasche.

      Ergebnis: Das Wasser aus der Kunststoffflasche schmeckt anders als das Wasser aus der Glasflasche, denn durch die Hitze des kochenden Wassers haben sich Chemikalien aus dem Plastik gelöst und sind in das Wasser übergegangen.

      Geruchstest

      Wir benötigen:

      • einen Wasserkocher, der zumindest innen mit Kunststoff beschichtet ist

      • einen Kochtopf

      Bringen Sie circa 1 Liter Wasser im Wasserkocher zum Kochen und gleichzeitig etwas Wasser in einem Kochtopf – beides so lange, bis Dampf aufsteigt. Dann riechen Sie vorsichtig am Wasserdampf aus dem Topf – so sollte reiner Wasserdampf aus Leitungswasser riechen. Lassen Sie den Wasserkocher abermals kochen, öffnen Sie den Deckel und riechen Sie vorsichtig (!) am Wasserdampf.

      Ergebnis: Der Wasserdampf aus dem Kunststoffwasserkocher riecht anders – im schlimmsten Fall direkt nach Kunststoff. Durch den Kochvorgang haben sich Chemikalien aus dem Kunststoff des Wasserkochers gelöst und sind in das erhitzte Wasser übergegangen. Kochendes Wasser beschleunigt die Freisetzung von Chemikalien.

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      Spielzeug steht nach Erkenntnissen der Europäischen Kommission auf der Liste der gefährlichen Produkte ganz oben. 2015 musste die EU-Kommission vor mehr als 2000 Produkten warnen – über ein Viertel davon war Kinderspielzeug, bei dem „chemische Risiken“ am häufigsten gemeldet wurden. Mit Spielzeugen kommen Kinder intensiv in Berührung, sie stecken sie in den Mund und nehmen sie mit ins Bett. Aber wohl jedes Kind hat heutzutage mehrere Spielzeuge im Kinderzimmer, die belastet sind.

      Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fand in acht von

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