Hamburgliebe. Stefanie Thiele
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Frei nach dem Motto: »Zu dir, zu mir oder zum Fischmarkt?« Wo trifft man Sie in Hamburg und wo garantiert nicht?
Ich war, glaube ich, in den 90ern einmal auf dem Fischmarkt. Ich bin einfach zu schlapp, um bis morgens durchzuhalten. Und mir wird die »Busreise-Musical-Besuchskultur« auch immer ein Rätsel bleiben. Ich habe mal eine Hälfte von »Sister Act« gesehen, es war, als würde man lebendig skalpiert. Wo ich hingegen wirklich dauernd bin, ist das »Abaton« im Uni-Viertel. Das ist ein Restaurant beim gleichnamigen Kino.
Das letzte Hemd hat ja bekanntlich keine Taschen. Wofür lohnt es sich, in Hamburg Geld auszugeben?
Für die Klamotten bei »Ladage & Oelke«, ein hanseatischer Old-School-Laden, und Kleidung aus der ersten Etage vom »Tropenhaus Brendler« (da gibt es Parkas und Seemannsjacken), und auch das Essen im »Café Paris« ist toll. Auch lohnt sich alles, was im »Mojoclub« stattfindet. Und sein Geld in der »Gloria-Bar« zu verprassen, das finde ich auch genau richtig.
Sie waren von 2006 bis 2012 Chefredakteur des Hamburger Magazins der Süddeutschen Zeitung. Wer war die interessanteste Persönlichkeit, die Sie in dieser Zeit getroffen haben?
Rocko Schamoni, das ist keine sehr überraschende Antwort, ich weiß. Alle lieben ihn ja, ich finde vollkommen zurecht. Es fällt mir echt schwer, zu sagen, was ihn so toll macht. Vermutlich ist es eine Mischung aus klug, kreativ, scharfzüngig und sehr gut gekleidet. Er ist einfach ein cooler Hund.
Gibt es aus dieser Zeit auch noch eine Geschichte, die Sie nicht verges-sen werden?
Eine Autorin von uns, Sara Mously, ist mit einem Paddelboot von der Alster bis zur Nordsee gefahren. Das war mutig, sie hat toll davon berichtet und man wollte das sofort nachmachen. Touristen denken ja oft, Hamburg läge am Meer. Tut es ja nicht, aber in Saras Text merkt man, wie schön die 100 Kilometer bis zur See sind.
Welche Frage wurde Ihnen in einem Interview noch nie gestellt, obwohl Sie schon lange darauf warten?
Ich stamme ja aus Bielefeld und baue der Stadt, wie ich finde, total berechtigterweise einen Schrein aus Anbetung in meiner Kolumne. Ich habe mich manchmal gefragt, warum ich aus Bielefeld überhaupt weggezogen bin, wenn es dort so toll ist.
Und wie lautet die Antwort darauf?
Ich bin weggezogen, weil meine damalige Freundin in London gelebt hat und ich eine Stadt mit Flughafen brauchte. Und ich wollte auf dicke Hosen machen: »Schau, ich wohne jetzt auch in einer Großstadt!« In Wahrheit denke ich oft, dass das Leben in Bielefeld langfristig auch toll gewesen wäre, nah bei meinen beiden großen Brüdern zu leben und bei meiner Mutter. Na ja, so ist es eben. Andererseits: Hamburg und Berlin sind natürlich tolle Orte, in denen man auf gute Ideen kommt.
Wenn Sie eine Person nach Wahl treffen dürften, egal, ob tot oder lebendig, wer wäre es? Welche wäre Ihre erste Frage?
Ich hatte mal einen Interviewtermin mit John Irving, dem Schriftsteller. Ich musste den Termin aber absagen, weil ich mit dem Hamburg Magazin zu beschäftigt war. Das fand ich damals sehr schade. Irving hat eine kleine Insel, dort wäre ich gern mal und es wäre interessant, wirklich Zeit miteinander zu verbringen, also ein paar Tage. Ich würde ihn fragen, wie er die Spannung in seinen Büchern erzeugt und dann, ob wir was essen wollen. Er sieht aus wie jemand, mit dem man gut essen und trinken kann.
Sie sind Autor, Dozent an der Akademie für Publizistik und auch im Fernsehen zu sehen. Auf was können wir uns als Nächstes von Ihnen freuen?
Das ist jetzt etwas schräg, aber ich habe die Sache, die ich beruflich unbedingt machen wollte, im letzten Jahr gemacht: Die Entwicklung eines Männermagazins, das nicht so auf Testosteron und dicke Autos setzt, sondern auf Freundschaft und Entschleunigung. Das Heft hieß erst »Wolf«, dann »Cord«, dann wurde es eingestellt. Das war mein absolutes Lieblingsprojekt. Und in Zukunft, hm, manchmal denke ich, ein Kinderbuch wäre toll. Aber vielleicht überschätze ich mich hier auch.
Sie leben gerade in Berlin. Was ist in Ihren Augen der Unterschied zwischen den beiden Städten?
Mein Freund Daniel sagt immer, in Berlin ist man schon overdressed, wenn man sich nur die Zähne putzt. Da ist was dran. Hamburg ist viel formeller und dadurch auch nicht so locker. Aber gleichzeitig hat Hamburg dadurch auch etwas sehr Erwachsenes, das Sicherheit gibt.
Die Stadt ist ja so gebaut, dass man über weite Strecken nur durch Schönheit fährt und viele meiner besten Freunde leben dort. Ich finde, Berlin ist nicht so auf die Arbeit fixiert wie Hamburg. In Berlin muss man viel ausblenden – den Dreck, die hässlichen Gebäude, die Armut, um dann zwischen dem ganzen Rummel die Dinge zu sehen, die toll sind. Da sind dann natürlich die Leute mit den oft kurios verquirlten Biografien in Berlin. Und Berlin ist ganz einfach im Vergleich zu Hamburg immer noch billig: Miete, Kita, Essen gehen, in allen Bereichen. Wir könnten uns als Familie mit zwei Kindern ein Leben, sagen wir im Univiertel in Hamburg, kaum leisten. In Berlin ist immer noch mehr Platz.
Sie sind ja auch Vater. Hamburg mit Kind: Ja oder nein? Wenn ja, was kann man erleben?
Natürlich kann man mit Kindern viel Tolles in Hamburg machen. Ich war mit unserem siebenjährigen Sohn gerade auf Hafenrundfahrt, wir waren im Miniatur wunderland und Schnitzel essen im »Abaton«. Und in »Planten un Blomen« beim Feuerwerk und auf der Schaukel am Westufer der Alster. Er fand all das super. Mein Berliner Freund Nick war mit seiner Tochter, sie ist 8, in Hamburg zu Besuch. Sie sagte: »Ich wusste nicht, dass es so eine schöne Stadt gibt.«
Die Kedelkloppersprook – eine Geheimsprache
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Hamburger Hafen den Beruf der Kesselklopfer. Diese klopften den Kesselstein, ein Gemisch aus Schmutz, Kalk und Ruß, mit Hämmern aus den Kesseln der Dampfschiffe. Der Berufsstand war nicht sehr angesehen unter den anderen Arbeitern, sie verrichteten quasi die niedrigsten Arbeiten.
Um sich bei der Enge und dem Lärm besser zu verständigen, entwickelten sie ihre eigene Form der Sprache, basierend auf dem Plattdeutschen. Später war diese ebenfalls von Bedeutung, man benutzte sie, um von Hitlertreuen nicht verstanden zu werden oder um in Kriegsgefangenschaft Ausbruchspläne zu schmieden. Der Anlaut bei Konsonanten, also der erste Laut eines Wortes, wird ans Ende gesetzt und ein »I« angehängt. Plattdeutsch: »Hest du al wat eten?« Kedelkloppersprook: »Esthi udi ali atwi eteni?« Hochdeutsch: »Hast du schon etwas gegessen?« Das älteste Tondokument, das die Kedelkloppersprook belegt, ist eine Aufnahme des Sängers Charly Wittong aus dem Jahre 1925. Auch im Film »Große Freiheit Nr. 7« kommen die Kedelklopper vor. Hans Albers singt dort das »Kedelklopperlied«.
Interview mit Susanne Krieg – Frau Elbville
Susanne ist Bloggerin, Autorin und Journalistin mit Wohnsitz in Hamburg. Auf Ihrer Instagram-Seite »frau elbville« hat sie ihre persönliche Liebeserklärung an Hamburg geschaffen. Doch das ist noch nicht alles: Auch in Textform gibt es Susannes Tipps, und zwar auf hamburg-companion.com, ein wundervoller Blog zur schönsten Stadt der Welt. Ich habe mit Susanne gesprochen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, die Welt an deinem Leben in Hamburg teilhaben zu lassen?
Über ein paar Umwege. Ich habe erst vor Kurzem das Fotografieren und Bloggen für mich entdeckt. Meine Obsession, die Stadt Ham burg abzulichten und über sie zu schreiben, hat sich erst in den letzten drei