Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane - Alfred Bekker страница 14
"Ich hab doch Augen im Kopf!", meinte er. "Net genug, dass du den Toni des nachts freundlich empfängst, auch noch zum Stelldichein beim Heustadel lässt du es kommen!"
"Nein, Max!"
Die Marianne war verzweifelt. Wie sollte sie ihrem geliebten Jäger nur klarmachen, das das Ganze doch nichts weiter als ein dummer Zufall war und sie mit dem Toni gar nichts im Sinn hatte?
"Vielleicht sollte ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich euch hier in eurer Zweisamkeit gestört hab!"
"Es war Zufall!", beteuert die Marianne. "Ich war bei der Sägemühle vom Pflügler und auf dem Rückweg..."
"Spar dir deine Entschuldigungen!", schimpfte Max ziemlich ungehalten.
Das Madel wandte sich in ihrer Verzweiflung an den Toni und forderte: "Erkläre du ihm doch, wie die Sach' wirklich ist, Toni!"
Der Toni verzog das Gesicht.
"Ich?", fragte er scheinheilig.
"Ja, du!", rief Marianne. "Dir muss er doch glauben!"
Jetzt funkelte es in den Augen vom Toni böse. "Ich sag' nix", erklärte er.
"Aber Toni!", rief die Marianne.
"In euren Streit misch' ich mich net ein!", brummte er und wandte sich um.
Während Toni dann zurück zum Heustadel ging, sagte der Max bitter: "Er braucht auch gar nix mehr zu sagen! Für mich ist jetzt alles klar!"
"Max!", rief die Marianne. "Hast denn gar kein Vertrauen zu mir?"
"Ha!", machte der Jäger. "Vertrauen! Fang du auch gerade an, von Vertrauen zu reden!" Er atmete tief durch und sah sie traurig an. "Aber ehrlich hättest du wenigstens zu mir sein können!", setzte er dann noch hinzu. "Und ich hab' geglaubt, wir wär'n uns einig!"
"Aber, Max!"
"Vielleicht hat aber auch alles sein Gutes! So weiß ich jetzt wenigstens, woran ich mit dir bin, Madel!"
Und damit drehte der junge Jäger sich um und ging davon.
Er lief ziemlich schnell, fast noch eiliger, als er gekommen war.
"Max, so wart' doch!", rief ihm die Marianne hinterher. Sie wollte ihm zunächst folgen, aber dann wurde ihr klar, dass sie wohl im Moment nichts bei ihm ausrichten konnte.
Wie ein Stier läuft er dahin!, dachte sie wütend und traurig zugleich, während ihr ein paar Tränen über die Wangen rannen.
"Warum hast du denn nix gesagt, du Lump!", rief sie dann zum Toni hinüber.
Der zuckte nur die Schultern.
"Was hätt' ich denn schon sagen sollen?", meinte er.
"Das weißt du ganz genau!", behauptete sie.
"So wie mein Bruder und ich im Moment zueinander stehen, hätte er mir sowieso net ein einziges Wort geglaubt!", gab der Toni zurück. "Außerdem - wenn er dich wirklich lieben würde, der Max, dann hätte auch net solche Zweifel an dir? Oder habe ich da net recht?"
"Schmarrn!", schimpfte die Marianne.
Aber in Wahrheit war ihr bereits derselbe Gedanke gekommen.
Schließlich kann das ja auch net die wahre Liebe sein, wenn man einander net wenigstes ein bisserl vertraut!, ging es ihr traurig durch den Kopf.
10
Als Max Krainacher später noch ins Dorf ging und beim Laden des alten Surbacher vorbeischaute, wollte der gerade schon für heute zumachen.
"Grüß dich, Max! Ist lang her, dass du mal bei mir was zu besorgen gehabt hättest!", meinte der Surbacher und lächelte dabei. Er war schon weit in den Siebzigern, machte aber noch immer einen unverwüstlichen Eindruck, auch wenn sein Bart inzwischen schlohweiß geworden war.
Ein anderer hätte sicher daran gedacht, sich aufs Altenteil zurückzuziehen.
Nicht so der Surbacher.
Der kleine Laden war sein Lebensinhalt - und seitdem seine Frau vor zwei Jahren gestorben war mehr denn je. Er führte das Geschäft jetzt zusammen mit seiner Großnichte Anne, die der Surbacher als halbwüchsiges Madel bei sich aufgenommen hatte, nachdem ihre Eltern bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen waren.
Inzwischen war aus dem Madel eine hübsche, gutaussehende junge Frau geworden, die aber ein sehr zurückhaltendes Wesen auszeichnete.
Max hörte von drinnen ihre Stimme. Sie summte leise vor sich hin.
Der Jäger blickte durch das Fenster hinein und sah das Dirndl, wie es drinnen mit dem Besen über den glatten Holzboden ging.
"Ja, ohne das Madel wüsst' ich gar net, wie ich das Geschäft noch weiterführen sollte", sagte der Surbacher und zuckte die Schultern. "Man wird ja auch net jünger mit den Jahren!"
Der Max hörte nur halb hin.
So vieles ging ihm durch den Kopf. Die Marianne wollte ihm einfach nicht aus dem Sinn gehen.
Als Anne zu dem Jäger hinsah, grüßte er sie freundlich, aber kurz. Dann wandte er sich an den Alten und kam auch gleich zur Sache.
"Ich bin net hier, um etwas zu kaufen oder ein wenig mit dir zu plaudern, Surbacher!", sagte er ernst.
Der Surbacher hob leicht die buschigen Augenbrauen und strich sich den Bart glatt.
"Net?", fragte er. "Das ist aber schad'!"
Max holte das Messer hervor, dass er droben auf der Lichtung im Hochwald gefunden hatte.
"Kommt das aus deinem Laden, Surbacher? Sag' schon! Es ist sehr wichtig für mich!"
"Ja, ja, net so eilig!", erwiderte der andere.
Der Alte nahm das Messer, hob es etwas ins Licht und betrachtete es genau.
Dann nickte er entschieden. "Ja, das kann gut sein. Ich habe noch einige von der Sorte, allerdings net mit dem gleichen Bildmotiv..."
"Wem hast du dieses Messer verkauft, Surbacher?", forderte Max ungeduldig.
Aber