Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker

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Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane - Alfred Bekker

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ob jemand gestürzt ist!, durchzuckte es den Jäger wie ein Blitz.

      Max ließ den Blick umherschweifen, konnte aber niemanden sehen. Mit schnellen Bewegungen kletterte er dann in die Richtung, aus der er den Schrei gehört hatte. Das Gewehr und die Jagdtasche ließ der junge Mann zurück, um schneller voran zu kommen.

      Wenn hier wirklich jemand abgestürzt war, dann ging es um jeden Augenblick.

      Vielleicht kam auch schon jede Hilfe zu spät, aber daran mochte Max nicht denken.

      "Hallo!", rief er laut, als er auf ein Felsplateau kam und ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. "Ist da jemand?"

      "Hier!", ächzte eine Männerstimme.

      Und dann hörte Max erneut, wie irgendwo Geröll und Steine in die Tiefe gingen.

      Jetzt gab es für den jungen Grünrock kein Halten mehr.

      Das Plateau mündete in einen Schmalen Steig. Auf der einen Seite befand sich eine steil aufragende Felswand, auf der anderen ein Abgrund.

      Einen Augenaufschlag später verschlug es Max schier den Atem.

      "Mein Gott, Toni", murmelte er fassungslos.

      Mochte der Himmel wissen, was der Jungbauer hier zu suchen hatte!

      Der Krainacher-Toni war offenbar von dem schmalen Steig abgerutscht. Glatt genug war das Gestein ja. Und nun hing Toni über dem Abgrund. Nur ein zäher Strauch gab ihm noch Halt, aber es war lediglich eine Frage der Zeit, wann dessen Wurzelwerk das Gewicht eines erwachsenen Mannes nicht mehr halten konnte.

      "Hilfe!", ächzte Toni.

      Max verlor keine Zeit und kam zu so schnell wie möglich zu dem schmalen Steig. Und dabei musste er sehr aufpassen. Das Gestein war wirklich sehr glatt. Manche Brocken waren einfach herausgebrochen und in die Tiefe gestürzt.

      "Toni!", rief der Jäger. "Halte durch! Es dauert net mehr lang!"

      "Mei, dich schickt der Himmel, Bruder!", kam es von unten herauf.

      Max war inzwischen an der Unglücksstelle angelangt. Die Aufgabe, die vor ihm lag, war alles andere, als einfach. Er musste selbst sicheren Halt haben, sonst konnte seinen Bruder nicht heraufziehen.

      Am Ende würden sie noch beide in der Tiefe landen. Und wer diesen Abgrund hinabgestürzt war, der hatte keine Überlebenschance.

      Der Genickbruch war einem da fast sicher.

      Max versuchte, sich gut festzuhalten und gleichzeitig mit dem rechten Arm, hinab zu seinem Bruder zu reichen. Zu kurz!

      Es reichte nicht.

      "Max!", rief indessen der Toni. "Ich kann net mehr!"

      "Halte durch!", wies der Jäger seinen Bruder an. Ihre Blicke begegneten sich und Max sah in Tonis Augen nichts als blanke Verzweiflung. "Net aufgeben, Toni!", versuchte er ihn zu ermutigen.

      Was sollte der Krainacher-Max tun?

      Er hatte kein Kletterseil dabei, das er zu dem Bruder hätte hinablassen können. Und außerdem rann ihm die Zeit davon.

      So nahm er kurzentschlossen den ledernen Gürtel ab, den er um seine grüne Jacke trug und ließ das eine Ende hinab zu seinem Bruder gleiten.

      "Hier Toni! Ich ziehe dich hinauf!", rief er. Aber der Toni zögerte. Erst als der Strauch, an dem er hing, erneut nachzugeben begann, wagte er es und klammerte sich an den Gürtel.

      Max musste sich gut festhalten, nicht zusammen mit seinem Bruder in die Tiefe gerissen zu werden. Stück um Stück ging es vorwärts, bis der Toni endlich auf dem Steig war. Er atmete erleichtert auf und auch Max war froh, als es endlich geschafft war.

      Ein paar kleinere Steinbrocken rieselten noch in die Tiefe.

      Erst nach einigen Augenblicken konnte man sie unten aufschlagen hören.

      "Mei, das war knapp", stellte der Toni fest "Net einen Augenblick später hättest kommen dürfen, Bruder! Sonst läg' ich jetzt da unten!"

      "Schon gut", murmelte der junge Jäger, dem ein einziger Gedanke nicht aus dem Kopf ging: Was hatte sein Bruder hier oben zu suchen? War er etwa wieder unerlaubterweise auf die Pirsch gegangen?

      Ein Gewehr oder anderes Jagdzeug hatte der Toni nicht dabei. Aber das musste nichts heißen. Entweder es war ihm in die Tiefe gefallen, als er auf dem Steig abgerutscht war, oder aber er hatte seine Sachen ohnehin hier oben, in einer sicheren Felsspalte versteckt!

      Toni setzte sich indessen auf, ächzte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      "Es ist net zu fassen!", war die Stimme des Jägers zu hören.

      "Ich hab' dich eindringlich gewarnt! Ich hab' dir das Messer gezeigt, dass ich auf der Lichtung gefunden hatte - aber das alles konnte dich net abhalten, doch wieder loszuziehen..." Max schüttelte fassungslos den Kopf. "Ich versteh dich net, Bruder!"

      "Max!", rief der Toni und hob hilflos die Arme.

      Aber der Bruder wollte ihm kein Gehör schenken. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.

      "Zapperment! Spar dir deine dummen Ausflüchte! An die glaubst doch selbst net mehr wirklich!", schimpfte Max. "Ich habe gehofft, dass es net wahr ist. Aber nun scheint es ja wohl klar auf der Hand zu liegen! Es tut mir weh, das sagen zu müssen, Toni: Du bist ein Wildschütz! Aber glaub ja net, dass du jetzt glimpflicher davonkommst, als jeder andere, den ich hier oben hätte erwischen können, hörst du? Ein Verfahren werd' ich dir net ersparen können!"

      "Nein!", rief der Toni. "Du irrst dich!"

      "Das glaub' ich net! Aus welchem Grund solltest du wohl sonst hier oben sein!"

      "Jedenfalls net, um zu wildern! Oder siehst du vielleicht ein Gewehr in der Nähe! Ich hab' keine Flinte dabei! Und auch sonst nix, was man zur Jagd so braucht!"

      Max deutete in die Tiefe.

      "Vielleicht finden wir deine Sachen dort unten", murmelte er düster.

      "Das ist net wahr! Du kannst gerne nachschauen!"

      "Dann hast die Sachen hier irgendwo versteckt! Hier oben gibt's ja mehr als genug Orte, an denen man so etwas sicher ablegen kann!"

      Toni machte ein verzweifeltes Gesicht. Alles sprach gegen ihn und es schien keine Möglichkeit zu geben, den Bruder zu überzeugen.

      "Du irrst dich, Max!"

      "Und das Messer?"

      "Ich hab's verloren!", behauptete der Toni. "Am selben Tag, an dem ich es kaufte! Das ist die reine Wahrheit, bei allem was mir heilig ist!"

      Max machte eine verächtliche Geste.

      "Was ist dir denn noch heilig, Bruder!" Er seufzte. "Es gab mal eine Zeit, da haben wir zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Nix und niemand konnt' uns auseinanderbringen. Weißt noch, wie wir oben auf Bergtour

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