Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane - Alfred Bekker страница 19
"Mei, das würde er mir net so offen sagen! Aber ich hab's in seinen Blick gesehen, dass er zweifelt!" Er ballte die Hand zu Faust und meinte dann. "Erst wenn der richtige Wildschütz gefasst ist, wird es wieder Klarheit geben, fürchte ich. Aber ist zu geschickt! So einfach lässt der sich net kriegen - und jetzt, wo der der Verdacht sich auf mich konzentriert, hat der um so leichteres Spiel!"
"Ich würde dir gerne helfen, Toni!"
"Das ist nett, Anne. Aber das kannst du net. Ich wüsst' jedenfalls net wie." Dann lächelte er. "Aber meine Nägel, die könntest du mir trotz allem geben, sofern ihr sie vorrätig habt!"
"Natürlich."
Sie ging hinter den Tresen, suchte die Nägel heraus und gab sie Toni in einer Schachtel.
"Ich schreib's für euch an, wenn du willst", meinte Anne dann und der Toni nickte.
"Der Bauer wird Ende der Woche vorbeikommen und alles begleichen, was noch aussteht!", versprach er.
"Gewiss doch!", erwiderte Anne.
Dann verabschiedete sich der Toni knapp und ging zur Tür.
Der Anne brannte noch eine Frage auf den Lippen, aber sie zögerte damit, sie auch zu stellen.
Aber ich kann ihn net so ziehen lassen!, ging es ihr durch den Kopf. Net, ohne ihm die Frage gestellt zu haben!
Toni wollte gerade zur Tür hinaus, da fasste sich das Madel doch noch ein Herz.
"Toni!", rief sie und spürte, wie ihre Stimme dabei vibrierte. Ihr Mut überraschte sie selbst am meisten. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, so machte sie sich klar.
Der Jungbauer blieb stehen und drehte sich noch einmal zu dem Madel herum.
"Was ist noch?", erkundigte er sich.
Sie wurde etwas rot im Gesicht und rieb verlegen die Hände aneinander. "Ich wollte nur fragen, was denn die Marianne zu der Sache zu sagen hat...", murmelte sie dann ganz leise und bereute es im nächsten Moment auch schon fast wieder.
Toni sah sie einen Augenblick lang fragend an.
"Die Marianne?", fragte er dann. Seine Stimme klang bitter dabei und er schüttelte schließlich den Kopf. "Sie weiß davon wahrscheinlich noch gar nix", murmelte er düster. Er zuckte leicht die Schulter. "Wahrscheinlich interessiert es sie auch gar net. Ich weiß auch net, aber irgendetwas muss ich wohl falsch gemacht haben, sonst könnt' es doch net sein, dass sie nix von mir wissen will!"
Er sagte das scheinbar mehr zu sich selbst, als zur Surbacher-Anne.
Dann ging er ohne noch ein Wort zu sagen hinaus.
14
Der Krainacher-Max war an einem der folgenden Tage wieder einmal auf der Pirsch. Es gab immer genug zu tun im Hochwald, aber insgeheim hoffte er natürlich, den Wilderer stellen zu können.
Selbst wenn mein Bruder etwas damit zu schaffen hat! Ich kann keine Nachsicht üben!, ging es ihm durch den Kopf.
Aber der Toni war ja nun gewarnt. Und wenn er klug war, dann hatte er zum letzten Mal gewildert und ließ er es von nun an bleiben!
Max stieg hinauf zum Hochwald.
Zwischendurch ging sein Blick immer wieder zum Himmel, an dem jetzt Wolken aufgezogen waren. Max hoffte nur, dass das Wetter nicht umschlagen würde.
Schließlich hatte er die Lichtung erreicht, auf der er den Wildschütz zum letzten Mal gesehen hatte.
Er kann sich damals doch net in Luft aufgelöst haben!, ging es dem jungen Jägersmann durch den Kopf. Aber offenbar war genau das geschehen! Auch wenn es unglaublich schien!
Max sah sich noch ein wenig um und folgte noch einmal dem Weg, von dem er glaubte, dass der Wildschütz ihn genommen hatte.
Er durchquerte den Wald, stieg immer steilere Hänge empor und war am Ende dort, wo der Wald aufhörte. Schroffe Felsen erhoben sich hier und schmale Pfade führten weiter hinauf.
Wer hier umherkletterte, musste schon die Geschicklichkeit und den sicheren Tritt einer Berggemse mitbringen, wollte er sich nicht ernsthaft in Gefahr begeben.
Früher waren sie oft hier oben in den Felsen gewesen, die beiden Krainacher-Buben.
Mit sicherem Instinkt hatten sie immer ihren Weg gefunden und so manche schöne Stunde im Angesicht der fernen, schneebedeckten Gipfel verbracht.
Aber die Zeiten hatten sich geändert.
Der Beruf ließ Max, dem Jäger, kaum noch Zeit, um einfach nur so zum Vergnügen zu herumzuklettern. Und seinem Bruder ging es nicht anders, seit er beim Vater auf dem Hof voll eingestiegen war.
Und was, wenn der Kerl doch seine Beute hier oben versteckt, und dann irgendwann später abgeholt hat?, ging es Max durch den Kopf.
Er hatte das ursprünglich nicht für möglich gehalten, aber jetzt, da er den Toni in Verdacht hatte, begann er umzudenken.
Der Toni war - genau wie er selbst - ein hervorragender Kletterer. Und wenn es einem zuzutrauen war, mitsamt seiner Jagdbeute hier her, in diese zerklüftete Felslandschaft zu flüchten, dann dem Toni!
Etwas umsehen kann ich mich hier ja mal!, sagte sich der Jäger, hängte sich das Gewehr auf den Rücken und machte sie sich daran, die steilen Hänge zu erklimmen.
Über einen schmalen Grat ging es dann weiter, vorbei an engen Felsspalten.
Ein Versteck besser als das andere!, dachte der Max grimmig.
Aber all diese Spalten zu durchsuchen, das war kaum möglich, es sei denn, der junge Jäger würde eine ganze Woche hier oben verbringen.
Es ist aussichtslos!, sagte eine Stimme in ihm, aber eine andere Stimme hielt ihn an, nicht aufzugeben und trotz allem weiterzusuchen.
Vielleicht fand er ja doch etwas, das ihn weiterbrachte.
Und wenn es am Ende auch nur der pure Zufall war, der ihm jetzt weiterhelfen musste!
Ein Geräusch ließ den Jäger dann auf einmal zusammenfahren.
Irgendwo stürzten ein paar Brocken in die Tiefe. Im nächsten Moment schrie jemand laut auf und es gab einen