Camp 21. Rainer Wekwerth

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Camp 21 - Rainer Wekwerth страница 15

Camp 21 - Rainer Wekwerth

Скачать книгу

behauptete Linda.

      Mike bemerkte, wie sie und John sich einen Blick zuwarfen.

      »Was ist los?«

      »Nichts«, antwortete John. »Wir sollten mit dem Reden aufhören. Salisbury ist schon auf uns aufmerksam geworden. Er beobachtet uns.«

       Was verheimlicht ihr mir?

      Hinter ihm ertönte ein Warnpfiff. Mike konzentrierte sich wieder auf den Lauf. Er würde später nachhaken, was Linda gemeint hatte.

      Nach dem Lauf ging es zum Duschen. Mike hielt nach seinem Bruder Ausschau, aber der war noch nicht zurück. Das beunruhigende Gefühl in seinem Magen war stärker geworden. Während er sich das heiße Wasser über den Körper laufen ließ, dachte er darüber nach, was er als Nächstes tun sollte. Mike entschloss sich, einen der Betreuer nach Ricky zu fragen.

      Er war so in Gedanken, dass ihm erst nach einer Weile auffiel, dass einer der anderen Jungs ihn anstarrte. Es war Steve, der große, rothaarige Typ, der immer Schwierigkeiten machte. Die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, beobachtete er ihn.

       Was ist denn mit dem los?

      Mike wandte sich ab, um den anderen nicht zu provozieren, aber auch danach spürte er dessen brennende Blicke in seinem Rücken. Mike beeilte sich mit dem Waschen und schlüpfte danach rasch in seine Klamotten.

      In der Umkleidekabine herrschte jede Menge Trubel. Die Jungs lachten und alberten herum. Es wurde mit Handtüchern aufeinander geworfen. Alle wirkten ausgelassen. Mike begann, sich langsam zu entspannen. Plötzlich tauchte John neben ihm auf. Während er sich bewusst langsam trocken rieb, beugte er sich zu Mike.

      »Steve glotzt dich die ganze Zeit an«, flüsterte er.

      »Ja, ist mir aufgefallen. Was ist los mit dem Typ?«

      »Das weiß hier keiner so richtig.«

      »Ist er schwul?«

      »Steve?« John schüttelte leicht den Kopf. »Nein, er spricht den ganzen Tag von Mädchen und wie viele er schon hatte, aber so recht glauben will ihm das keiner. Alle halten ihn für ein Großmaul. Allerdings ist er ein kräftiges Großmaul, daher sagt keiner etwas zu ihm.«

      »Warum macht er das?«

      »Vielleicht will er dich beeindrucken, gleich mal klarstellen, wer hier der Boss ist.«

      »Und ist er das?«

      »Hier gibt es keinen Anführer. Ich bin der Saalälteste, was Steve gewaltig stinkt. Den Titel hätte er gern, aber daraus ist natürlich nichts geworden, weil er ständig Probleme macht. Am Anfang hat er mich permanent provoziert, aber als ich mich nicht darauf eingelassen habe, hat er irgendwann aufgegeben. Nimm dich trotzdem vor ihm in Acht, bei Steve weiß man nie. Es gibt Gerüchte, dass er hier im Camp jemanden zusammengeschlagen hat, aber das war vor meiner Zeit, ich hab also keine Ahnung, ob da was dran ist. Mach dich jetzt fertig. Gleich geht’s zum Frühstück, danach beginnt der Unterricht und fürs Zuspätkommen gibt es Strafen.«

      »Was hat das Mädchen vorhin gemeint, als sie sagte: ›Wenn Ricky Glück hat‹?«

      »Ach, die quatscht doch nur.«

      »So klang das aber nicht.«

      »Egal, lass uns jetzt nicht darüber reden.«

      Als Mike nachhaken wollte, wandte sich John ab und ging zu einer Gruppe Jungs hinüber.

      Als Kayla ausstieg, fühlte sie sich steif und ihr Nacken schmerzte. Neben dem Auto blieb sie stehen, streckte ihre Arme und ließ den Kopf rollen, erst dann blickte sie sich um.

      Vor ihr lag ein weitläufiges Gelände mit flachen Gebäuden, hinter dem sich dunkler Wald erstreckte. Manche der Häuser waren größer als andere und Kayla vermutete, dass sich darin die Schlafsäle befanden.

      Auf dem Weg hierher hatten ihr die beiden Betreuer erklärt, wie es im Camp ablief, sie selbst hatte kaum gesprochen. Die Regeln waren einfach: Tu, was man dir sagt, dann, wenn man es dir sagt, und mach keinen Ärger.

      Kayla sorgte sich um Tom. Wie ging es ihm? War er noch auf der Intensivstation oder hatte man ihn bereits verlegt?

       Wenn ich doch nur bei ihm sein könnte. Oder wenigstens mit ihm telefonieren dürfte.

      Aber das würde nicht geschehen. Sie war von allen Informationen abgeschnitten und würde an diesem Ort die nächsten Wochen verbringen. Wenn sie hier rauskam, konnte Tom sonst wo sein. Oder tot.

      Heißer Zorn wallte in ihr auf. Sie fluchte stumm und schimpfte über ihre Eltern, die ihr das antaten. Was sollte sie jetzt tun? Was konnte sie tun?

       Ich will nicht in diesem Scheißcamp bleiben, aber wie komme ich hier weg?

      Kayla presste die Lippen aufeinander, bis sie wehtaten. Sie war so wütend, aber da war auch die Angst vor dem, was sie erwartete.

      »Wir müssen dich anmelden. Der Direktor will dich begrüßen«, sagte die weibliche Betreuerin, die sich als Ms Kean vorgestellt hatte.

      Der Name des Mannes neben ihr war Robertson. Er war ein schweigsamer Typ, hager mit verkniffenem Gesicht, der nur wenig sprach, und wenn er es tat, dann mit kratziger Stimme, als habe er zu viel geraucht in seinem Leben.

      Kayla nickte und folgte den beiden zu einem Haus, das aussah wie der Empfang einer Ferienanlage. Es war im Blockhüttenstil erbaut mit groben Balken, einem Hirschgeweih über der Tür und Drehständern mit bunten Prospekten davor, die mit Sicherheit das Camp in den höchsten Tönen lobten.

      Sie betraten einen Vorraum, der einer Hotellobby ähnelte. Eine Frau in mittleren Jahren saß hinter dem Tresen an einem Computer und blickte auf, als Kayla und die Betreuer hereinkamen.

      »Hi, Sam. Hi, Lucy«, begrüßte sie Kaylas Begleiter. »Ihr könnt gleich rein.« Sie nickte in Richtung einer Holztür, die Kayla bisher nicht aufgefallen war.

      Das Zimmer des Direktors wirkte sauber, aufgeräumt und machte einen warmen Eindruck. Der Schreibtisch, hinter dem ein Mann um die fünfzig mit schütterem Haar saß, war aus Naturholz, ebenso wie sämtliche Stühle im Raum. An den Wänden hingen Fotos von Angelausflügen und Fangerfolgen. Auf ihnen allen war der Mann zu sehen, stets hatte er ein Lächeln im Gesicht, so wie auch jetzt. Im Gegensatz zu den Fotos wirkte es allerdings professionell und einstudiert. Als Kayla vor ihm stehen blieb, stand er auf und reichte ihr die Hand.

      »Ich bin Direktor Wilson. Du musst Kayla sein.« Er hob einen schmalen Ordner so hoch, dass Kayla ihren Namen darauf lesen konnte. »Wir erwarten dich bereits. Nimm Platz.«

      Er deutete auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand. Die beiden Betreuer verließen den Raum.

      Wilson setzte sich und schlug den Ordner auf. Kayla war sich sicher, dass er den Inhalt bereits kannte, aber so lief das Spiel nun mal.

      »Deine Eltern schicken dich für sechs Monate zu uns. Sie hoffen, dass du deine Einstellung ihnen gegenüber änderst und den Umgang mit Personen einstellst, die nicht gut

Скачать книгу