Camp 21. Rainer Wekwerth

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Camp 21 - Rainer Wekwerth

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      »Sechs Monate.«

      »Sechs Monate? Seid ihr verrückt geworden? Jetzt beginnen die Prüfungen. Wenn ich die versäume, verliere ich dadurch ein ganzes Schuljahr.«

      »Das ist uns bewusst.«

      »Ihr könnt das nicht machen.« Kayla warf den Kopf zurück. »Ich gehe nicht. Auf keinen Fall.«

      »Unten sind zwei Betreuer. Sie werden dich ins Camp bringen. Sie haben gesagt, entweder du ziehst dich an oder sie nehmen dich so mit, wie du bist.«

      »Ihr seid verrückt!«

      Ihre Mutter verschloss die Reisetasche und stellte sie neben der Tür ab. »Kayla, diesmal gibt es keine Wahl für dich. Zieh dich an.«

      »Mom«, versuchte es Kayla noch einmal, aber ihre Mutter wandte sich ab, nahm die Tasche und sagte: »Du hast zehn Minuten.«

      Wie betäubt saß Kayla auf dem Bett und versuchte zu begreifen, was ihre Mutter ihr gerade eröffnet hatte. Weil sie sich ihren Eltern widersetzt hatte, wurde sie fortgeschickt. Für sechs Monate. Einhundertachtzig Tage. Sie würde an einen Ort kommen, an dem sie nicht sein wollte, mit Menschen, die sie nicht kannte.

      Sie war noch nicht einmal nach ihrer Meinung gefragt worden. Der Gedanke war bitter.

      Und Tom? Was war mit Tom?

      Er brauchte sie. Gerade jetzt.

       Mach dir nichts vor. Du kannst ihm nicht helfen. Er wird vom Krankenhaus aus direkt zum Entzug in eine Klinik gebracht werden. Und vielleicht kommt er sogar ins Gefängnis.

      Kayla fluchte stumm. Gestern um diese Zeit war noch alles in Ordnung gewesen und heute war sie auf dem Weg in ein Jugendcamp.

      Ein metallischer Geschmack hatte sich in ihrem Mund ausgebreitet. Sie schluckte. Mit schwerfälligen Schritten ging sie zu ihrem Kleiderschrank und suchte eine Jeans, Unterwäsche und ein bequemes Sweatshirt aus. Als sie in ihre Turnschuhe schlüpfte, wich der Schock der Traurigkeit.

      Warum hatten ihre Eltern nur so wenig Verständnis für sie?

       Was ist mit uns schiefgelaufen?

       Liebt ihr mich nicht mehr?

       Dann kann ich auch gehen.

      Kayla putzte sich noch schnell die Zähne und richtete ihren Beautycase. Schließlich holte sie tief Luft und ging nach unten.

      Im Wohnzimmer standen ein hochgewachsener Mann und eine hart aussehende Frau neben ihrem Vater, der ihr ohne jede Gefühlsregung entgegenblickte. Kaylas Mutter saß auf dem Sofa. Sie weinte nicht, hatte aber das Gesicht abgewandt.

      Kayla straffte die Schultern. »Ich bin so weit.«

      Die Tür des Vans wurde aufgerissen. Salisbury packte Ricky und zog ihn grob aus dem Wagen. Ricky schrie schmerzerfüllt auf, aber der Betreuer ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern schob ihn auf ein Haus zu, das wie eine Blockhütte aussah. »Campleitung« stand über dem Eingang.

      »Los, raus aus dem Wagen«, knurrte Brown Mike an.

      Mike war etwas durcheinander. Er war eingenickt, obwohl er versuchte hatte, wach zu bleiben, aber die Ereignisse der letzten Stunden und die Aufregung forderten ihren Preis. Er fühlte sich schwach und übel war ihm auch.

      Seit die beiden Betreuer Rickys Fluchtversuch vereitelt hatten, war mit ihnen nicht mehr zu reden gewesen. Mit verkniffenen Gesichtern saßen sie vorn und starrten stumm in die Nacht. Sie hatten Mike ebenfalls die Hände auf den Rücken gefesselt und es war unangenehm gewesen, so den Rest der Fahrt hinter sich zu bringen.

      Mike war klar, dass sich ihre Situation wesentlich verschlimmert hatte. Was er nicht wusste, war, welche Konsequenzen das für sie hatte. Eine Zeit lang hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Schließlich hatte er erschöpft aufgegeben. Alles, was kam, lag nicht mehr in seiner Hand.

      Während er neben Brown die wenigen Stufen zum Eingang des Hauses hochging, nutzte er die Gelegenheit, sich kurz umzusehen.

      Im Licht starker Scheinwerfer erkannte er einige flache Gebäude. Vor den Häusern lag ein weitläufiger asphaltierter Platz, auf dem mehrere Fahrzeuge standen. Weiter hinten vor dem Umriss des nahen Waldes machte er einen Sportplatz aus. Mitten in der Nacht wirkte das Gelände düster und feindselig, mehr wie ein Kriegsgefangenenlager als ein Jugendcamp.

      Vor ihm wurde die Tür aufgehalten und Mike trat über die Schwelle. Sie befanden sich in einem Vorraum. Hinter einer massiven Holztheke stand ein Schreibtisch mit einem Computerbildschirm darauf. Auf einem kleinen Tisch neben dem Eingang lagen Flyer mit aufgedrucktem Camplogo. Das hier war also der Empfangsbereich für Gäste und Eltern. Alles sah aus wie in einem Feriencamp, aber dieser Eindruck wurde durch den Mann zerstört, der vor der Theke stand und Ricky und ihn finster anstarrte.

      »Ihr seid die Sanders-Brüder«, sagte der Mann. Es war keine Frage. »Mein Name ist Wilson, ich bin der Direktor dieses Camps. Wie ich von meinen Mitarbeitern höre, habt ihr versucht zu fliehen.«

      Mike öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Es gab nichts zu erklären.

      Salisbury meldete sich zu Wort. »Es war der jüngere.« Er stieß Ricky gegen die Schulter, sodass er einen Schritt nach vorn stolperte. »Der andere hat versucht, es ihm auszureden.«

      Wilsons Blick streifte Mike kurz, dann wandte er sich Ricky zu. »Euer Dad hat euch für die nächsten zwanzig Wochen mir übergeben und mir die Vollmacht erteilt, jedes Mittel einzusetzen, um eure Erziehung voranzubringen. Strafen sind ausdrücklich erlaubt und es steht in meiner Macht, sie einzusetzen, wie ich es für richtig halte.«

      Er schaute zwischen Ricky und Mike hin und her.

      »Ihr seid hier, weil ihr Drogen nehmt, euch undiszipliniert und aufsässig zeigt. Noch dazu habt ihr euch einer Verhaftung widersetzt und wurdet auf richterliche Anordnung zu mir geschickt. Ihr habt euer Leben nicht im Griff und daher trage ich ab sofort die Verantwortung für euch.« Seine Stimme wurde noch härter. »Es gibt hier Regeln. Einfache Regeln. Tut, was man von euch verlangt, wann man es von euch verlangt. Fügt euch ein und macht keine Schwierigkeiten, dann geht die Zeit hier rasch vorbei. Habt ihr das verstanden?«

      Mike überlegte, ob er etwas dazu sagen, sich und seinen Bruder verteidigen sollte. Außerdem war da noch das brutale Verhalten der beiden Betreuer gegenüber Ricky, aber Mike spürte, dass dies kein guter Zeitpunkt war, es anzusprechen. Sein Protest würde nur als Widerstand gedeutet werden. Besser war es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und erst einmal abzuwarten, bis sich alles ein wenig beruhigt hatte. Stumm nickte er.

      Neben ihm starrte sein Bruder verbissen in die Luft.

      »Was ist mit dir?«, fragte ihn Wilson.

      Ricky presste die Lippen aufeinander.

      »Nun gut«, meinte der Direktor. »Mike, du gehst mit Mr Brown zum Schlafsaal. Ricky verbringt die Nacht im Isolationsraum.«

      Plötzlich kam Leben in Ricky. Sein

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