Camp 21. Rainer Wekwerth

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Camp 21 - Rainer Wekwerth

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waren zwei Männer, groß, muskulös. Sie trugen schwarze T-Shirts mit der Aufschrift »Black Hill Camp«. Beide hatten harte Gesichter und lächelten nicht, als sie sich als Mr Brown und Mr Salisbury vorstellten.

      »Ich bin Mike, das ist mein Bruder Ricky«, sagte Mike.

      »Wir bringen euch jetzt ins Camp. Seid ihr bereit?«, fragte Brown.

      Nein, das waren sie nicht, aber was sollte er schon sagen, also nickte Mike.

      »Nehmt eure Taschen. Der Wagen steht auf dem Parkplatz.«

      Der Wagen entpuppte sich als Minivan, schwarz wie die T-Shirts der Männer und mit dem gleichen Schriftzug, nur dass darunter noch der Slogan »Welcome to nature« stand. Wer immer sich diesen Spruch ausgedacht hatte, wusste anscheinend nicht, dass so etwas Jugendliche abtörnte, aber hier ging es ja auch nicht um einen freiwilligen Aufenthalt.

      Salisbury lud die Taschen in den Kofferraum. »Irgendwelche technischen Geräte? Handys? MP3-Player?«

      »Ja«, sagte Mike. Ricky schwieg beharrlich, auch wenn er aufmerksam alles um sich herum verfolgte.

      »Gebt mir die Sachen.«

      »Unsere Handys?«, fragte Mike.

      Salisbury nickte. »Ihr kriegt sie zu bestimmten Zeiten wieder, damit ihr nach Hause telefonieren könnt, aber ansonsten gilt Handyverbot im Camp.«

      »Aber da ist meine ganze Musik drauf«, protestierte Mike.

      Salisbury zuckte mit den Schultern.

      Mike fasste in seine Hosentasche und reichte ihm das Mobiltelefon. Gerade erst hatte es ihm eine Polizeibeamtin wiedergegeben, nun war es schon wieder weg.

      »Was ist mit dir?«, fragte der Mann Ricky.

      »Das gebe ich nicht her.« Ricky hatte die Lippen zusammengekniffen und blickte Salisbury trotzig an.

      »Junge, mach keine Schwierigkeiten. Wir haben eine lange Fahrt vor uns und die kann so oder so verlaufen. Außerdem nehme ich dir das Ding ab, ob du willst oder nicht, nur dann wird es für alle etwas unangenehm.«

      »Gib ihm das Scheißding«, sagte Mike, der nicht fassen konnte, dass sein Bruder schon wieder bereit war, Ärger zu machen.

      Ricky sah ihn an. »Dann kann ich nicht mit Ashley telefonieren. Wenn ich mich nicht melde, wird sie denken, ich will nichts mehr von ihr.«

      Ashley war seine neueste Flamme. Mike wusste nichts Genaues, vermutete aber, dass die beiden seit einer Woche zusammen waren. So richtig.

      »Kann mein Bruder kurz telefonieren?«, fragte Mike.

      Salisbury schüttelte den Kopf. »Kein Kontakt zur Umwelt. Anordnung des Richters. Und jetzt her damit.«

      Mike flehte seinen Bruder mit Blicken an, das Handy zu überreichen. Ricky gab nach einem Moment des Zögerns nach und Mike seufzte erleichtert auf.

      »Steigt ein, Jungs. Beide auf die Rückbank«, sagte Brown.

      Mike musterte den Mann. Brown wirkte nicht unfreundlich, aber distanziert, wie ein Wächter im Gefängnis, der Abstand zu den Gefangenen hielt.

       So etwas Ähnliches sind wir jetzt ja auch.

      »Wie lange fahren wir?«, fragte er.

      »Sir!«

      »Was?«

      »Du sprichst mich mit Sir oder Mr Brown an.«

      »Entschuldigung.« Mike war etwas verwirrt über die Kompromisslosigkeit, mit der diese Worte ausgesprochen wurden. Vielleicht hatte er Brown doch falsch eingeschätzt und er war ein Arschloch.

      »Entschuldigung, Sir!«, wiederholte Brown.

      Mike stieß die Luft aus. »Entschuldigung, Sir.«

      Brown nickte zufrieden und deutete auf den Van. »Einsteigen.«

      »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Sir«, hakte Mike nach.

      Ein Blick wie aus geschmolzenem Eisen traf ihn. »Drei Stunden. Und jetzt rein in die Karre, bevor ich ungemütlich werde.«

      Die Fahrt dauerte sogar noch länger und verlief zumeist schweigend. Die beiden Männer sprachen kaum mit ihnen und auch nur wenig miteinander. Ricky hatte die Augen geschlossen und döste vor sich hin. Mike vermutete, dass die Aufregung nun ihren Tribut von seinem Bruder forderte.

      Er selbst war viel zu aufgedreht und ständig rasten Fragen durch seinen Kopf.

       Wie wird es im Camp sein?

       Wie viele Jugendliche sind da wohl untergebracht?

       Werden wir mit ihnen klarkommen?

       Und Ricky?

      Ich hoffe nur, er macht keinen Stress und fügt sich der Sache.

      Draußen vor dem Fenster war die Nacht hereingebrochen. Schwarze Schemen flogen vorbei, während sie über den Highway fuhren. Auf der Gegenspur kamen ihnen unzählige Fahrzeuge in endlosen Lichterketten entgegen, während auf ihrer Seite fast niemand unterwegs war.

      Im Auto war es warm und er hatte Durst, wagte aber nicht, nach etwas zu trinken zu fragen. Warum, wusste er selbst nicht, denn eigentlich gab es keinen Grund, vor den Männern Angst zu haben. Allerdings hatte ihm der Vorfall mit den Handys auch gezeigt, dass ihre Begleiter durchaus bereit waren, einen härteren Ton anzuschlagen, wenn man ihnen nicht sofort Folge leistete. Mike konnte das sogar nachvollziehen. Wahrscheinlich hatten sie es jeden Tag mit widerspenstigen Jugendlichen zu tun. Zudem waren Ricky und er von einem Polizeirevier abgeholt worden und auf Anweisung eines Richters unterwegs ins Jugendcamp. Andere junge Menschen wurden wahrscheinlich von ihren Eltern wegen Erziehungsproblemen in so ein Camp geschickt, bei ihnen lag der Fall klar, sie hatten eine Straftat begangen. Aber warum das Ganze in so kurzer Zeit derartig eskaliert war, wollte ihm immer noch nicht in den Kopf gehen.

      Tja, es war, wie es war, und je schneller er sich mit der neuen Situation abfand, desto besser würde er sich eingewöhnen. Vor ihnen lagen sechs Monate, sie mussten das Beste daraus machen, und wer wusste schon, was alles geschehen konnte? Vielleicht war die Sache gar nicht so schlimm und sie lernten coole neue Leute kennen.

      Neben ihm regte sich Ricky plötzlich. Er richtete sich auf und sagte: »Ich muss mal aufs Klo.«

       Ja, eigentlich muss ich auch.

      »Sir?«, rief er nach vorn.

      »Ja?«, antwortete Salisbury.

      »Könnten Sie irgendwo anhalten? Auf einem Parkplatz oder einer Tankstelle? Mein Bruder und ich müssten mal.«

      »Kein Problem«, meinte Brown. »Aber kommt nicht auf die Idee abzuhauen.«

      Daran hatte Mike gar nicht gedacht. Warum auch? Wo sollten sie denn hin mitten in der Nacht an einem fremden Ort, ohne Geld und ohne Handy?

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