Camp 21. Rainer Wekwerth

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Camp 21 - Rainer Wekwerth

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mich nicht hierbehalten.«

      »Oh doch, ich kann«, sagte Wilson ruhig und gab Salisbury ein Zeichen, der Ricky an den gefesselten Handgelenken packte und nach draußen schleppte.

      Mike versuchte, sich umzudrehen, aber Brown hielt ihn fest.

      »Du bleibst hier, Junge«, befahl Wilson. »Beweg dich nicht vom Fleck.«

      Mike wusste nicht, was er tun sollte. Vor der Tür erklangen Rickys Schreie und automatisch rührte sich sein Beschützerinstinkt.

      Wilson sah es. »Du kannst ihm nicht helfen, sondern machst alles nur schlimmer, wenn du dich jetzt nicht fügst. Schlimmer für dich und schlimmer für ihn.«

      »Sir, ich möchte meinen Bruder begleiten«, sagte Mike.

      »Das bestimme ich und ich habe anders entschieden.«

      »Aber wenn ich …«

      Wilsons eiskalter Blick ließ ihn verstummen.

      »Mr Brown, bringen Sie ihn in den Schlafsaal.«

      »Aus den Betten und draußen antreten!«, brüllte der Betreuer.

      Mike schreckte aus dem Schlaf hoch. Orientierungslos richtete er sich auf und blickte sich um. Um ihn herum waren Jungs in seinem Alter und etwas jünger damit beschäftigt, sich hastig anzukleiden. Mindestens zwanzig von ihnen schlüpften nun in ihre Sportsachen und zogen Turnschuhe an.

      Brown hatte Mike auf dem Weg zu den Unterkünften in kurzen Sätzen die Regeln des Camps erklärt. Auf ihn wartete täglich ein straffes Programm, beginnend morgens um sechs Uhr mit einem Zehnmeilenlauf noch vor dem Frühstück. Danach stand Unterricht auf dem Programm, bei dem es sich nicht um die normalen Schulfächer handelte. Statt Biologie und Mathematik würde man sie in Ethik und Sozialverhalten unterrichten. Anschließend gab es eine Stunde Mittagspause, danach Gruppen- und Einzelsitzungen mit Therapeuten. Vor dem Abendessen würden sie erneut Sport treiben, danach hatten sie zwei Stunden zur freien Verfügung.

      Es gab einen Freizeitraum mit Tischfußball, Billard und einer Tischtennisplatte, dazu eine Bibliothek und einen Leseraum.

      Fernseher oder Computer suchte man vergeblich. Die Handys hatte man ihnen nicht wiedergegeben, sodass sie vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten waren.

      Mike hatte in der Nacht kaum geschlafen. Unruhig und voller Sorge hatte er sich auf dem metallenen Militärbett mit flacher Matratze herumgewälzt. Nun stand er vor seinem Spind und überlegte verzweifelt, wohin er seine Sportsachen gepackt hatte.

      Plötzlich stand jemand neben ihm. »Ich bin John, der Saalälteste, und für alles verantwortlich, wenn kein Betreuer anwesend ist. Ich habe mitbekommen, wie Brown dich letzte Nacht hergebracht hat. Zieh dich an. Wir müssen in fünf Minuten antreten oder es gibt Ärger.«

      »Ich finde meine Sportsachen nicht.«

      »Mach hin.«

      »Verflucht, ich hab dir …«

      Plötzlich erklang die Stimme eines Betreuers vom Saaleingang. Wie Donner rollten die Worte durch den Raum. »Was ist hier los?«

      John zuckte zusammen. Mike sah, dass er versuchte, irgendwie Haltung anzunehmen. Es sah kläglich aus.

      »Es gibt Schwierigkeiten mit dem Neuen, Sir«, sagte er.

      Der Mann, der sie vor wenigen Minuten aus den Betten gescheucht hatte, kam auf sie zu. Er war so groß wie Mike und trug einen schwarzen Trainingsanzug. Blasse blaue Augen starrten ihn an.

      »Warum hast du deine Sportsachen nicht an?«, fragte er gefährlich leise.

      Mikes Ärger war verflogen. Er spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Der Typ verstand keinen Spaß, das war ihm sofort klar.

      »Sir, ich …« Er deutete hilflos auf seinen Spind, in den er letzte Nacht alles einfach hineingestopft hatte.

      »Er sagt, dass er seine Sachen nicht findet, Sir«, erklärte John für ihn.

      Der Mann lächelte bösartig. »Bei dem Saustall wundert mich das nicht.«

      Mit beiden Händen fasste er in den Spind und riss die Klamotten heraus. Achtlos warf er alles auf den Boden.

      »Da sind sie ja«, knurrte er gehässig. »Ich gebe dir zwei Minuten Zeit, dann stehst du draußen vor der Tür oder gnade dir Gott.«

      Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging davon. Mike stand da wie erstarrt.

      John stieß ihn in die Seite. »Los jetzt.«

      So schnell es ging, schlüpfte Mike in seine Sachen, dann rannten sie nach draußen.

      Vor dem Schlafsaal befanden sich die Parkplätze des Camps. Die Sonne erschien gerade hinter den hohen Fichten und ihre warmen Strahlen ließen den feuchten Asphalt dampfen. In der Nacht hatte es geregnet und so sah es aus, als führten unsichtbare Geister einen Schleiertanz auf.

      Obwohl es nicht wirklich kalt war, fror Mike in seinen Shorts und dem kurzen T-Shirt. Den anderen Jungs schien es genauso zu ergehen, denn alle traten auf der Stelle, um sich warm zu halten. Kleine Atemwolken stiegen von den Mündern auf, Hände rieben Arme und Beine. Nach und nach bildeten sie geordnete Reihen.

      Überraschenderweise waren nicht nur Jungs auf dem Platz. In zehn Meter Entfernung verließen etwa zwanzig Mädchen ebenfalls ihren Schlafsaal und machten sich für den Morgenlauf bereit. Eine Betreuerin mit blondem Pferdeschwanz, klein und drahtig, stellte sich vor ihnen auf und wurde von der Gruppe mit einem lauten »Guten Morgen, Ma’am« begrüßt.

      Mike wandte sich an John, der neben ihm stand. »Hier gibt es auch Mädchen? Ich dachte, das wäre ein Camp nur für Jungen.«

      John sah ihn verwundert an. »Wie kommst du denn auf die Idee?«

      »Weiß nicht. Einfach so. Als ich gestern Nacht ankam, habe ich niemanden gesehen und der Campleiter hat nichts davon erzählt.«

      »Na, nun siehst du es ja.«

      »Machen wir auch was mit denen gemeinsam oder läuft das hier getrennt ab?«

      »Beim Morgensport teilen sie uns in zwei Gruppen ein, ansonsten sind wir ständig zusammen. Beim Essen und in der Freizeit sowieso, aber auch im Unterricht und bei der Therapie.« John grinste ihn an. »Aber mach dir keine Hoffnung, bei allem sind Betreuer dabei und passen auf, dass sich niemand absondert und etwas tut, was unseren Eltern gar nicht gefallen würde.«

      »Was meinst du?«

      »Na, stell dir mal vor, eines der Mädchen würde schwanger, da wäre die Hölle los. Das Camp könnte zumachen. Auch wenn es hier einigermaßen gemäßigt zugeht, wir sind nicht zum Spaß hier, sondern um etwas zu lernen und an unserer Persönlichkeit zu arbeiten.«

      »In sechs Monaten sind wir hier raus.«

      »Wer ist ›wir‹?«, wollte John wissen.

      »Mein Bruder Ricky und ich. Ihn haben sie auch hierhergeschickt, aber er hat auf der Fahrt ins Camp versucht abzuhauen. Jetzt haben sie ihn in den Isolationsraum geschickt.«

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