Camp 21. Rainer Wekwerth

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Camp 21 - Rainer Wekwerth

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einen Schritt nach hinten, fing sich aber gleich wieder. In einer einzigen fließenden Bewegung zog er seinen Schlagstock vom Gürtel und schlug zu. Mike konnte nicht sehen, wo Ricky getroffen wurde, aber sein Bruder brach augenblicklich zusammen. Stumm, ohne jedes Geräusch, sackte er zu Boden.

      Entsetzen machte sich in Mike breit.

      »Ricky?«, brüllte er, aber es kam keine Antwort. »Ricky?«

      Der Cop in seinem Rücken trat ihm die Beine weg. Mike sackte nach hinten, wurde aber aufgefangen und zum Streifenwagen gezogen. Wie einen Sack Getreide schleifte ihn der Mann hinter sich her, öffnete die Tür zum Rücksitz und stieß ihn hinein.

      »Was ist mit meinem Bruder?«, rief Mike. »Tun Sie ihm nichts.«

      Aber der Polizist antwortete nicht, sicherte Mike an einer Vorrichtung im Fahrzeug und zog ihn in eine aufrechte Position.

      »Verhalte dich ruhig!«, befahl er, dann ging er zu seinem Kollegen hinüber und begutachtete die Lage. Kurz darauf war er zurück, öffnete die Beifahrertür, griff nach dem Funkgerät und machte eine Meldung an die Zentrale. Mike verstand kaum etwas, aber er bekam mit, dass ein Abschleppwagen für den Ford Mustang angefordert wurde. Seine Hoffnung, alles noch einigermaßen unter Kontrolle zu halten, flog dahin. Sie saßen bis zum Hals in der Scheiße.

      Noch schlimmer war seine Sorge um Ricky.

      War er verletzt? Bewusstlos?

      Mike reckte den Hals und versuchte, durch das Absperrgitter, das die Frontsitze von der Rückbank trennte, etwas zu erkennen, aber der Mann vor ihm verdeckte die Sicht. Der Polizist beendete seine Meldung und drehte sich zu ihm um.

      Mike sah ihn an. »Sir, bitte. Ich mache keinen Ärger. Bitte sagen Sie mir, was mit meinem Bruder ist.«

      Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, aber er wandte sich seinem Kollegen zu, von dem nur der Kopf hinter dem Mustang zu sehen war.

      »Mit ihm ist alles okay.«

      Mike beobachtete, wie der Cop Ricky auf die Füße zog. Sein Bruder trug nun ebenfalls Handschellen. Jeder Widerstand in ihm war erloschen. Den Blick gesenkt, stolperte er neben dem Polizisten her. Ein schmaler Blutstreifen zog sich aus seiner Nase das Kinn hinunter.

      Als beide heran waren, wurde Ricky zu Mike auf den Rücksitz bugsiert und gesichert, dann die Fahrzeugtür zugeschlagen. Er schaute zu seinem Bruder und erschrak.

      Rickys Schultern hingen nach unten, er keuchte wie nach einem Hundertmeterlauf. Alles an ihm wirkte zerbrochen.

      »He, Ricky? Alles gut?«

      Was für eine dämliche Frage. Nichts war gut und würde es so bald auch nicht werden.

      Ricky antwortete nicht.

      »Ricky, bist du verletzt? Hast du Schmerzen?«

      Drei sich eine Ewigkeit anfühlende Sekunden antwortete Ricky nicht, dann sagte er leise: »Ich hab mich angepisst.«

      »Ach, Ricky, das ist doch …«

      »Wie ein kleines Kind … angepisst.«

      Mike holte tief Luft. Irgendetwas stimmte nicht mit Ricky. Die Situation war schlimm, aber die Art, wie sein Bruder neben ihm saß und mit tonloser Stimme sprach, machte ihm mehr Angst als alle Cops der Welt.

      »Hast du Schmerzen?«, fragte er erneut.

      »Weiß nicht«, kam es zurück.

      »Ricky, bitte konzentrier dich. Ich muss wissen, was mit dir los ist. Brauchst du einen Arzt?«

      Ricky drehte den Kopf. Das Blut, das aus seiner Nase gelaufen war, begann zu trocknen. Er sah um Jahre älter aus. »Nein, ich denke nicht.«

      Neben dem Streifenwagen hatten die beiden Polizisten ihre Besprechung beendet. Die Fahrertür wurde aufgerissen, einer der Cops beugte sich ins Wageninnere. Es war der Mann, der Mike festgenommen hatte.

      »Ist der Wagen gestohlen?«

      »Nein, Sir. Er gehört meinem Vater.«

      »Henry, hol die Fahrzeugpapiere. Sie sind im Handschuhfach.«

      Eine Minute später war der Kollege mit den Zulassungspapieren zurück.

      »Führerschein und Ausweis?«, wurde Mike gefragt.

      »In meiner Hosentasche.«

      Der zweite Cop öffnete die Fahrzeugtür. Mike musste sein Gesäß anheben, damit der Mann an seinen Geldbeutel herankam.

      Er reichte ihn dem Kollegen, der den Ausweis herauszog und sorgfältig studierte.

      »Mike Sanders, ist das dein Name?«

      »Ja, Sir.«

      »Das Foto sieht dir nicht besonders ähnlich.«

      »Ich hatte da noch längere Haare.«

      Der misstrauische Blick des Mannes glitt über ihn hinweg, dann schien er zufrieden zu sein.

      »Ist das dein Bruder?«

      »Ja.«

      »Name?«

      »Richard Sanders.«

      »Ausweis?«

      Ricky antwortete nicht, saß nur da und starrte dumpf auf den Boden.

      »Hast du deinen Ausweis dabei?«, fragte Mike.

      Ricky schüttelte den Kopf.

      »Nun ja, spielt keine Rolle«, sagte der Cop. »Die Kollegen sind gleich da. Ihr werdet zur Fulton County Police Station gebracht. Dort überprüfen sie eure Identität und nehmen eure Aussagen auf. Außerdem wird ein Test auf Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch gemacht. Wir schreiben einen Bericht, ein Richter wird entscheiden, ob gegen euch ein Haftbefehl erlassen wird.«

       Haftbefehl?

      »Sir«, sagte Mike. »Ist das nötig? Wir haben nichts Schlimmes getan. Sind nur ein wenig herumgefahren.«

      Der Mann nahm seine Sonnenbrille ab. Ein Blick aus harten Augen traf Mike. »Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit. Verkehrsgefährdung. Widerstand gegen die Polizei. Das sind ernste Vergehen, mein Junge. Du bist siebzehn, dein Bruder sieht sogar noch jünger aus, aber das wird euch nicht helfen. In diesem County herrschen Recht und Ordnung.«

      Mike wurde schwindelig. Das alles klang, als wären sie Schwerverbrecher. Er musste unbedingt etwas unternehmen.

      »Wir haben einen Fehler gemacht, sicher, aber doch niemanden gefährdet. Ich habe nichts getrunken und auch keine Drogen genommen. Okay, wir waren zu schnell, aber jetzt kennen Sie unsere Identität. Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Ein Bußgeld oder so etwas?«

      »Nein. Dein Bruder hat sich der Festnahme widersetzt, einen Polizisten angegriffen.«

      »Sir, ich bitte

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