Camp 21. Rainer Wekwerth

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Camp 21 - Rainer Wekwerth

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für das, was sie wohl erwartete.

      Sie klopfte an.

      Einmal.

      Zweimal.

      Nichts geschah.

      Dann bemerkte sie, dass die Tür nicht abgeschlossen war, sondern einen Spalt offen stand.

      Mike sah im Rückspiegel, wie zwei Polizisten aus dem Wagen stiegen. Sie trugen verspiegelte Brillengläser. Das Blaulicht zuckte noch immer. Machte Mike nervös.

      Verdammt, das würde Ärger geben. Richtigen Ärger.

      Einer der Cops kam näher, während sein Kollege ihn absicherte, die Hand über der Waffe an seiner Seite. Der Mann war groß, mindestens einen Kopf größer als er selbst. Er hatte harte Gesichtszüge und einen schmalen blassen Mund.

      Einen Meter hinter ihm blieb er stehen. Mike musste den Kopf verdrehen, um ihn zu sehen. Er kurbelte das Fenster herunter.

      »Die Hände aufs Lenkrad!«, befahl der Officer. »Sehen Sie nach vorn.«

      Mike gehorchte.

      »Der Beifahrer soll das Fenster herunterlassen und seine Hände rausstrecken.«

      »Sir?«

      »Ich will seine Hände sehen.«

      Ricky neben ihm rührte sich nicht. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck saß er da.

      »Mach schon, Ricky«, zischte Mike ihm zu, aber sein Bruder verzog nur verärgert den Mund.

      »Der kann sich ins Knie ficken.«

      »Ricky, bau jetzt keine Scheiße, streck die Arme raus.«

      Mike wandte sich um. Der Polizist wurde unruhig. Er konnte seine Augen hinter den Brillengläsern nicht sehen, aber er spürte, wie ihn die Blicke des Mannes festnagelten.

      »Die Hände. Jetzt!«

      Hart. Unmissverständlich.

      »Sofort, Sir«, sagte Mike und dann, zu Ricky gewandt: »Bitte tu es.«

      »Mann!«, stöhnte Ricky, aber er kurbelte das Fenster herunter und streckte beide Hände durch. Mike atmete erleichtert auf.

      »Sie …«, der Cop deutete auf Mike, »steigen aus. Ich will die Fahrzeugpapiere und den Führerschein sehen. Wo sind sie?«

      »Im Handschuhfach, Sir.«

      »Nehmen Sie die Sachen langsam heraus. Machen Sie keine schnellen Bewegungen.«

      »Okay.«

      Er beugte sich zu Ricky hinüber, öffnete die Klappe zum Handschuhfach.

      »Ich hab keinen Bock mehr«, maulte sein Bruder. »Außerdem ist mir nicht gut. Ich glaube, ich muss kotzen.« Er würgte.

      »Ricky …«

      Der Blick, den er auffing, traf ihn bis ins Mark. Bisher hatte er es nicht richtig wahrgenommen, aber Ricky war vollkommen zugedröhnt. Seine Augen waren glasig. Er wirkte schläfrig und abwesend.

      »Ich steig jetzt aus.«

      »Nein … nein, tu das nicht.«

      Aber Ricky schüttelte den Kopf. Mike wusste nicht, was er machen sollte. Wenn er nach Ricky griff, konnte der Polizist die Bewegung falsch deuten, aber keinesfalls konnte er seinen Bruder gegen den Befehl des Cops aus dem Wagen steigen lassen.

      »Sir«, rief er. »Meinem Bruder ist schlecht. Er muss sich übergeben.«

      »Sie bleiben, wo Sie sind!«, brüllte der Polizist.

      Ricky rülpste. Etwas in seinem Magen gluckerte laut.

      »Bitte, Sir …«

      »Nein!«

      Neben ihm stöhnte Ricky. »Ich muss …« Er würgte erneut.

      Der Polizist riss seine Waffe aus dem Halfter. Mike fasste nach der Schulter seines Bruders.

      Die Zeit blieb für einen Moment stehen.

      Dann drückte Ricky den Türöffner herunter und taumelte aus dem Wagen.

      Es ging alles schnell. So schnell. Der zweite Cop stürzte heran, packte Ricky im Genick und drückte ihn zu Boden, noch während sich dieser übergab. Der andere Polizist richtete seine Waffe auf Mikes Gesicht. Mike blickte in die Mündung und hatte das Gefühl, in einen Tunnel zu sehen. Eine Hand riss die Fahrzeugtür auf und zog ihn aus dem Wagen.

      Mike prallte hart auf den heißen Asphalt. Seine Kiefer klappten abrupt zusammen. Dann spürte er das Knie des Polizisten in seinem Rücken. Heißer Schmerz jagte durch seine Zähne. Seine Hände wurden brutal nach hinten gebogen, Handschellen schnappten um seine Handgelenke zu.

      »Ich … bekomme keine Luft«, wollte Mike sagen, aber es kam nur ein dumpfer Laut heraus.

      Sein Kopf dröhnte. Das Atmen fiel ihm schwer. Alles wirbelte durcheinander. Ein Kaleidoskop wirrer Bilder tanzte vor seinen Augen, dann durchzuckte ein Gedanke seine Verwirrung.

      Ricky?

      Ricky war so still. Warum hörte er seinen Bruder nicht?

      Er versuchte, sich aufzurichten. Wollte nach seinem Bruder sehen. Ihm sagen, er solle ruhig bleiben, alles werde gut, aber der Mann auf seinem Rücken presste ihn unerbittlich nieder.

      »Rühr dich keinen Millimeter, Junge«, zischte der Polizist. »Oder ich breche dir jeden Knochen im Leib.«

      Mike gab seinen Widerstand auf. Sein Körper erschlaffte.

      »Unter Kontrolle«, rief der Mann seinem Kollegen zu.

      »Hier auch«, kam es zurück.

      Gott sei Dank. Ricky hatte sich nicht weiter gewehrt. Die Sache würde sich klären lassen. Sie waren keine Verbrecher, nur zwei Jungs, die ein bisschen Spaß haben wollten. Das würden die Polizisten verstehen.

      Es war ein schöner Tag.

      Er wurde an den Handschellen gepackt und so grob auf die Füße gerissen, dass er das Gefühl hatte, beide Schultern kugelten sich aus. Sein erster Blick galt Ricky, der auf der anderen Seite des Wagens auf die Motorhaube gepresst wurde. Ricky schrie schmerzerfüllt auf. Klar, der Motor war heiß und das Blech zusätzlich durch die Sonne erhitzt.

      »Was tun Sie da?«, rief Mike. »Lassen Sie ihn los.«

      Wieder schrie Ricky. Er wehrte sich gegen den Griff. Mike konnte sehen, dass seine Hände nicht gefesselt waren. Irgendwie gelang es ihm, sich zu befreien. Er wirbelte herum.

      »Nein!«, brüllte Mike, aber es war zu spät.

      Ricky

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