Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett

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zog das Pferd herum, saß auf und setzte es in Bewegung.

      Verdutzt blickte ihm der Stallbursche hinterher. Er konnte sich aus dem seltsamen Verhalten des Fremden keinen Reim machen.

      Dieser verließ die Stadt. Zwei Meilen außerhalb des Ortes, in einem Versteck zwischen den Felsen, warteten seine Kumpane. Scott und Lester Wilburn, Glenn Farley, Ross Wallace, Shane Baker und Ken Cramer. Sie hockten auf ihren Sätteln, zwischen ihnen lag eine zusammengelegte Decke am Boden, sie vertrieben sich die Zeit mit pokern und benutzten die Decke wie einen Tisch.

      Jetzt erhob sich Scott Wilburn. Auch er hatte sich einen Bart wachsen lassen und war kaum noch zu erkennen. Seine Schultern strafften sich, er stemmte die Arme in die Seiten. »Warum kommst du schon zurück, Dan? Du solltest ohne aufzufallen Erkundigungen über Whitlock einziehen?«

      »Ich bin nicht aufgefallen. Der Stallbursche hört sich gern reden. Ohne dass ich groß danach fragte, erzählte er mir, dass Whitlock nach Tularosa abgeordnet ist. Außerdem sollen Rich und Ron am Montag im Fort aufgehängt werden. Man hat sie nach unserer Vorstellung im März zum Tod verurteilt.«

      In den Zügen Scott Wilburns arbeitete es.

      Lester Wilburn war ebenfalls aufgestanden. Seine Zähne knirschten übereinander. »Rich und Ron waren also nicht tot. Zur Hölle, es sind meine Freunde. Ich kann nicht zulassen, dass sie gehängt werden. Wir müssen etwas dagegen unternehmen.«

      »Wir hielten sie für tot«, knurrte Scott Wilburn. »Die beiden spielen keine Rolle mehr. Darum werden wir den Dingen ihren Lauf lassen, Lester. Ich will Whitlock. Er befindet sich in Tularosa. Also reiten wir dorthin und holen wir ihn uns vor die Mündungen.«

      »Ich kann Rich und Ron nicht einfach im Stich lassen. Whitlock läuft uns nicht davon. Er...«

      »Wenn wir versuchen, deine beiden Freunde dem Henker zu entreißen, stellen wir das Gelingen meines Planes in Frage. Man wird wissen, dass wir zurückgekommen sind und Whitlock ist gewarnt. Ich will den Hurensohn endlich tot sehen. Mit Kemble und Webster haben wir nicht mehr gerechnet. Also werden sie uns auch nicht fehlen...«

      Die Brutalität, mit der er es sprach, war erschreckend.

      »Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, Bruder«, keuchte Lester Wilburn. »Okay, dann trennen sich eben hier unsere Wege. Ich...«

      »Sei vernünftig, Lester«, unterbrach ihn Ross Wallace. »Wenn wir versuchen, Kemble und Webster vor dem Strick zu bewahren, laufen wir Gefahr, selbst geschnappt zu werden. Das Risiko ist einfach viel zu groß. Wenn sie uns erwischen, landen wir ebenfalls am Galgen. Um gehängt zu werden sind wir aber gewiss nicht in diesen Landstrich zurückgekehrt.«

      Lester Wilburn schwieg. Seine Kiefer mahlten. Düster starrte er seinen Bruder an. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen.

      »Morgen früh brechen wir auf«, gab Scott Wilburn ungerührt zu verstehen. »Wir werden eine Woche lang unterwegs sein. Ich kann es kaum erwarten, Whitlock endlich heißes Blei zu servieren. Ich will auf den Kadaver dieses Bastards spucken.«

      *

      Der Militärstützpunkt war außerhalb von Tularosa eingerichtet worden. Es war kein Fort mit Palisadenwänden und Wehren, sondern lediglich eine Reihe von Baracken, Schuppen und Stallungen, die um einen tafelflachen, großen, rechteckigen Platz errichtet worden waren, auf dessen Nordseite ein hoher Fahnenmast aufgestellt war, an dem schlaff das Sternenbanner hing. Es gab auch Magazine, eine Remise mit unterschiedlichen Fuhrwerken, Corrals für die Pferde und Zugtiere, eine Schmiede und eine Werkstatt, in der die Fuhrwerke in Stand gehalten wurden.

      Der Wind wirbelte kleine Staubfontänen auf und trug sie mit sich.

      Colonel Ernest Randall, der Kommandant des Stürzpunkts, starrte auf das Papier, das ihm Sheriff Josh Baker auf den Schreibtisch gelegt hatte. Es war ein Haftbefehl, ausgestellt auf den Namen Victorio, dem das Bezirksgericht in Albuquerque Pferdediebstahl vorwarf. Der Sheriff hatte den Auftrag, den Haftbefehl zu vollziehen.

      »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte Randall und blinzelte nervös. »Der Diebstahl fällt in eine Zeit vor dem Aufstand Victorios. Man hat dem Häuptling Straffreiheit zugesichert. Will man allen Ernstes jetzt mit einer solchen Lappalie den Frieden, der mühsam genug erkämpft wurde, gefährden?«

      Der Colonel saß hinter seinem Schreibtisch. An der Wand hinter ihm waren die Standarte des 4. Kavallerieregiments im Department New Mexiko an der Wand befestigt, daneben eine Karte des Reservats, das von Tularosa und Fort Stanton in der Nähe von Lincoln betreut wurde. Auch einige alte Musketen waren an der Wand aufgehängt. Am verstaubten Fenster tanzten Fliegen auf und ab. Einige tote Insekten lagen auf der Fensterbank. Das Pendel des Regulators an der Wand schlug rhythmisch hin und her – Zeuge dafür, dass die Zeit nicht still stand, dass sie gnadenlos fortschritt. Das leise Ticken erfüllte das Büro.

      »Ich muss den Haftbefehl vollziehen, Colonel«, versetzte der Sheriff achselzuckend. Betont fügte er hinzu: »Und ich werde ihn vollziehen. Sie wollte ich nur in Kenntnis setzen, Colonel, dass ich morgen früh ins Reservat reiten und Victorio festnehmen werde. Ihrer Zustimmung bedarf es nicht.«

      »Geben Sie mir zwei Wochen Zeit, Sheriff, ehe sie vollstrecken. Ich will mit Richter Grinnell in Albuquerque sprechen. Kein Mensch im Land wird Verständnis dafür aufbringen, wenn wegen einer alten Sache, die längst vergessen ist, der Friede in Frage gestellt wird.« Zitternd sog Randall die Luft in seine Lungen. Er war zornig, er war aber auch tief besorgt. Und er verlieh seinen Gedanken Ausdruck, indem er hervorstieß: »Das ist doch nur ein billiger Vorwand, um Victorio aus dem Verkehr zu ziehen! Hier soll bei Gott nicht Recht praktiziert werden – man will sich an Victorio rächen. Das ist schäbig! - Sheriff, Sie dürfen diesen Haftbefehl auf keinen Fall vollziehen. Wenn doch, werden die Apachen wieder auf die Barrikaden gehen.«

      »Darüber nachzudenken ist nicht mein Job, Colonel. Ich habe einen Auftrag auszuführen. Da Sie für Ruhe und Ordnung im Reservat verantwortlich sind, wollte ich Sie nicht im Unklaren darüber lassen, dass ich mir Victorio hole und ihn nach Albuquerque schaffe.«

      Der Sheriff nahm das Blatt Papier, faltete es sorgfältig zusammen und ließ es in der Innentasche seiner Weste verschwinden. »Morgen früh reite ich ins Reservat...« Er schwang herum und verließ die Kommandantur.

      Nachdem ihn der Colonel durch das Fenster auf sein Pferd steigen sah, erhob er sich, öffnete die Tür zu seinem Sekretariat und trug einer der Ordonnanzen auf, Lieutenant Whitlock zu ihm zu schicken. Der Lieutenant erschien zehn Minuten später. Er meldete sich militärisch zackig, der Kommandant forderte ihn auf, sich zu setzen, und als sich Whitlock niedergelassen hatte, sagte Randall grollend: »Schlechte Nachricht, Lieutenant.«

      »Was gibt es, Sir?«

      »Victorio soll aus einem fadenscheinigen Grund verhaftet werden. Man hat eine alte Anklage wegen Pferdediebstahls gegen ihn ausgegraben. Das Distriktgericht in Albuquerque hat Sheriff Baker angewiesen, Victorio festzunehmen und nach Albuquerque zu schaffen.«

      »Das darf nicht wahr sein!«, entfuhr es Whitlock. »Will man einen neuen Indianeraufstand riskieren?«

      »Victorio soll ganz offensichtlich aus dem Verkehr gezogen werden«, antwortete der Colonel mit grollender Stimme. »Man fürchtet ihn als Unruhefaktor. Vielleicht nicht einmal völlig unbegründet. Der Häuptling ist schwer einzuschätzen. Er hat bereits einmal

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