Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett страница 41
Als sein Gegner nach ihm schlug, duckte er sich mehr instinktiv als von einem bewussten Willen geleitet. Die Faust radierte über seinen Kopf hinweg. Seinen Hut hatte er bereits verloren. Blindlings schlug er zu. Und er traf. Die Linke donnerte in das Gesicht des Anderen, die Rechte bohrte sich in seinen Magen. Ein japsender Ton erklang, der Bursche verneigte sich ungewollt, und ein Aufwärtshaken Whitlocks stellte ihn wieder gerade, ließ ihn zurücktaumeln und mit den Armen haltsuchend rudern.
Der Lieutenant atmete tief durch. Seine Lungen füllten sich mit frischem Sauerstoff. Etwas Energie schien in seinen Körper zurückzukehren. Und er verspürte Verbitterung. Nur weil er einem Indianerhasser nicht nach dem Mund gesprochen hatte, musste er sich herumschlagen. Er stieß hier nur auf Feindschaft und Unverständnis. Die Volksseele war am Kochen. Der Hass suchte ein Ventil. Und hier sollte er Opfer dieses Hasses werden, der sich gegen eine ganze Rasse richtete und jeden Sympathisanten einbezog.
Die Not seines Gegners nach den harten Treffern verschaffte Whitlock ein wenig Luft. Seine Hände öffneten und schlossen sich, um die Finger geschmeidig zu halten. Ein schneller Blick in die Runde ließ ihn erkennen, dass er nichts zu erwarten hatte. Er hatte Partei für die Apachen ergriffen, und das machte ihn automatisch zu einem Objekt der Feindseligkeit und Verachtung. Entgegenkommen gab es nicht. Und selbst wenn er den Schläger besiegte – am Ende musste er verlieren.
Resignation griff nach Whitlock. Er dachte an seine Mission. Sie war gefährdet, wenn er hier zerschlagen und vielleicht sogar zerbrochen wurde.
Jetzt griff sein Gegner wieder an. Seine Fäuste schwangen. Und dann kam seine Rechte. Es war ein weit aus der Hüfte gezogener Schwinger. Whitlock nahm den Kopf zurück, der Schlag ging ins Leere, der Lieutenant trat einen halben Schritt zur Seite und hämmerte seine Faust gegen die kurzen Rippen des Burschen. Und sofort ließ er die Linke fliegen. Sie traf seinen Gegner von der Seite gegen den Kopf.
Der Mann war angeschlagen.
Whitlock trat zurück und zog schnell den Revolver, richtete ihn auf seinen Gegner und spannte den Hahn. »Schluss jetzt.« Er schwang herum und schwenkte die Mündung der Waffe über die Schulter an Schulter stehenden Gaffer hinweg. »Macht Platz.« Seine Worte fielen wie Hammerschläge. Entschlossenheit prägte jeden Zug seines Gesichts.
Aber da warf sich der Bursche, der sich von den beiden Treffern wieder erholt hatte, von der Seite auf Whitlock. Er umklammerte ihn mit beiden Armen und riss ihn zu Boden. Der Revolver entfiel dem Lieutenant. Sie rollten über den Boden. Der Schläger kam auf Whitlock zu liegen, richtete den Oberkörper auf und kniete über ihm.
Der Lieutenant drosch dem Burschen die Faust von der Seite her gegen die Rippen. Ein abgerissener Ton entrang sich seinem Gegner. Sein Gesicht hatte sich verzerrt. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. Der hassvolle Ausdruck in seinen Augen war erschreckend. Whitlock erkannte darin Skrupellosigkeit und den unumstößlichen Willen, ihn im wahrsten Sinne des Wortes zu zertrümmern, ihn vielleicht sogar zu töten.
Der Lieutenant bäumte sich auf, wand sich, warf sich hin und her. Sein Gegner knallte ihm erst die linke, dann die rechte Faust gegen den Kopf. Whitlock sah Sterne. Nebel der Benommenheit schienen sich auf ihn zuzuschieben, die Ohnmacht brandete gegen sein Bewusstsein an, die Schwäche kroch wie flüssiges Blei durch seinen Körper.
Die Rechte seines Gegners knallte mitten in sein Gesicht. Hart krachte sein Hinterkopf auf die Fußbodendielen. Und dann legten sich die Hände des Schlägers wie Schraubstöcke um seinen Hals und pressten ihn zusammen. Whitlocks Mund klaffte auf, ein Ächzen entrang sich ihm, das in der Kehle erstickte, verzweifelt schnappte er nach Luft.
Da ging eine Bewegungen durch die Mauer aus Leibern, die sich um die beiden Kämpfenden aufgebaut hatte. Zwei Männer mit Sternen an den Westen drängten sich durch, einer packte den Burschen, der Whitlock würgte, am Kragen und riss ihn zurück. Der Kerl ließ los, flog auf den Hintern und brüllte eine lästerliche Verwünschung hinaus.
Whitlocks Lungen füllten sich derart vehement mit Sauerstoff, dass es ihm schwindlig wurde. Er drückte sich mit den Ellenbogen hoch und kam in eine sitzende Stellung. Seine Lungen pumpten, seine Bronchien pfiffen, sein Atem rasselte. Ein krampfhafter Husten schüttelte ihn. Dann half ihm einer der Deputys auf die Beine. »Was war los?«
»Er ist ein verdammter Indianerfreund!«, schrie einer wild. »Er hat ...«
»Ich suche Victorio«, sagte Whitlock zwischen keuchenden Atemzügen. »Meine Aufgabe ist es, mit ihm zu sprechen und zu versuchen, ihn zu neuen Verhandlungen zu bewegen. Ich kenne Victorio persönlich.«
»Woher kommen Sie, Lieutenant?«, fragte der Deputy.
»Tularosa, Mescalero-Reservat.« Whitlock wies mit einer knappen Geste auf den Mann, der von dem Überfall auf Columbus berichtet hatte und nun abwartend dastand. »Dieser Mann war in Columbus, als die Apachen die Stadt überfielen. Beim Tepee Butte war es eine Ranch, die ihnen zum Opfer fiel. Ich werde zum Tepee Butte reiten und versuchen, die Spur der Apachen aufzunehmen.«
»Ist es eine offizielle Mission, in der Sie unterwegs sind, Lieutenant, oder reiten Sie auf eigene Faust?«
Whitlock holte seinen Revolver und versenkte ihn im Holster. Dann hob er seinen Hut auf, stülpte ihn sich aber nicht auf den Kopf. »Ich reite im Auftrag Colonel Randalls. Also nehme ich an, dass meine Mission offiziell ist.«
»Sie wissen sicherlich, dass Victorios Kopf zwischenzeitlich 3.000 Dollar wert ist.«
»Das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht. Ich will mit dem Häuptling sprechen und ihm klar machen, dass er die gesamte Zukunft seines Volkes gefährdet, wenn er seinen blutigen Krieg gegen die Weißen nicht einstellt.«
»Wenn er aufgibt, bedeutet das für ihn, sich zu opfern. Ein zweites Mal wird man ihm keine Straffreiheit zusichern können. Das würde bei der breiten Masse der Öffentlichkeit auf wenig Verständnis stoßen.« Der Deputy zuckte mit den Schultern. »Aber das ist nicht mein Problem. Ich rate Ihnen, den Saloon zu verlassen, Lieutenant.«
Whitlock ging auf schwachen Beinen nach draußen. Bei einem Tränketrog kniete er nieder und steckte seinen Kopf in das Wasser. Er wusch sich Blut, Schweiß und Schmutz aus dem Gesicht. Das Schlucken bereitete ihm noch Mühe. Der Lieutenant setzte sich den Hut auf. Er fühlte sich einsam und überlegte, ob er in El Paso bleiben oder sofort weiterreiten sollte. Auf tauben Beinen ging er zum Mietstall. Der Stallbursche saß im Licht einer Laterne auf einer Futterkiste und schnitzte an einem Stück Holz herum. Der Geruch von Pferdeausdünstung und Leder stieg Tyler Whitlock in die Nase.
»Wie sehen Sie denn aus?«, fragte der Stallmann. Er hatte den Kopf gehoben und sein linkes Auge zugekniffen. »Sind sie unter die Stagecoach gekommen?«
»Wo finde ich den Tepee Butte?«, fragte Whitlock und setzte sich neben den Stallmann auf die Futterkiste.
»Etwa vierzig Meilen südöstlich von El Paso. Der Berg ist, soweit ich weiß, über 5.000 Fuß hoch und liegt nördlich der Poststraße zwischen El Paso und Pecos. Sie können ihn kaum verfehlen. Was wollen Sie denn dort? Hat dort nicht ein Überfall auf eine Ranch stattgefunden?«
»So ist es. Ich will die Spur der Apachen dort aufnehmen. Vielleicht führt sie mich zu Victorio.«
»Warum schießen Sie sich nicht gleich eine Kugel in den Kopf, Lieutenant?«, grollte der Stallmann. »Was Sie vorhaben ist selbstmörderisch. Die Apachen haben ihren Schlupfwinkel in Mexiko.