Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett

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einem kleinen Creek, der zum Rio Grande floss, hielt Whitlock an. Der Fluss führte kaum Wasser. Eingetrocknete, rissige Fladen zusammengebackenen Schlammes bildeten den Ufersaum. Aber nur die Oberfläche war fest. Tief sanken seine Füße und die Pferdehufe ein, als Whitlock die Tiere zu dem Rinnsal in der Flussmitte führte, um sie zu tränken.

      Plötzlich lauschte der Mann. Der zerflatternde Klang von Schüssen war herangeweht. Er drehte das rechte Ohr nach Osten und hielt den Atem an. Da war wieder das ferne Dröhnen, das nur verschwommen zu vernehmen war. Whitlock war sich sicher, dass irgendwo zwischen den Hügeln östlich von ihm ein Kampf stattfand. Er schluckte trocken. Waren wieder Apachen über die Grenze gekommen, um zu morden, zu rauben und zu brandschatzen? Was würde er vorfinden, dort, wo jetzt die Schüsse krachten?

      Er schwang sich in den Sattel, zog das Pferd herum und gab dem Tier die Sporen. Das Packpferd wurde mitgezerrt. Im stiebenden Galopp donnerte er in die Richtung, aus der der Kampflärm immer vehementer heransickerte. Hin und wieder hielt Whitlock an. Ja, der Lärm wurde mit jeder Pferdelänge, der er sich dem Ort der Auseinandersetzung näherte, deutlicher. Schließlich trieb Whitlock sein Pferd eine Hügelflanke hinauf. Auf der anderen Seite des Hügels wurde gekämpft. Es war ein donnerndes Stakkato, das sich aus Detonationen, schrillem Geschrei und Hufschlägen zusammensetzte. Es trieb heran wie eine Botschaft von Untergang und Verderben.

      Unterhalb des Hügelkammes, ehe er von unten gesehen werden konnte, hielt Whitlock das Pferd an, sprang ab und zog den Karabiner aus dem Scabbard. Die Longe des Tieres, das den Proviant trug, schlang er um den Sattelknauf und verknotete sie. Er lief die letzten Yards geduckt nach oben, warf sich auf den Boden und kroch über den Kamm, bis er den Blick nach unten frei hatte.

      In der Senke waren vier Schlutterwagen mit hellen Planen über den Transportflächen zu einem Karree zusammengefahren. Unter den Fuhrwerken, hinter den hohen Rädern und auf den Transportflächen hatten sich Soldaten verschanzt und feuerten wie wild auf die Horde Indianer, die auf ihren Mustangs in einem weiten Kreis um die Wagenburg herumjagten und im vollen Galopp feuerten. Staub und Pulverdampf wölkten.

      Die Apachen hingen an den Flanken ihrer Pferde und feuerten unter den Hälsen der Tiere hervor. Tote Pferde lagen im Gras, ebenso reglose Körper von Kriegern, die ihren blindwütigen Hass mit dem Leben bezahlt hatten.

      Soeben wankte zwischen zwei Fuhrwerken eine blauuniformierte Gestalt hervor, drehte sich halb um ihre Achse und ging zu Boden. Die Maultiere, die vor die Wagen gespannt waren, zerrten nervös in den Geschirren. Einige der Tiere hingen tot in den Leinen. Und ununterbrochen zuckten die Mündungsblitze aus der Wand aus Staub, die sich rund um die Fuhrwerke aufgebaut hatte.

      Viele der Apachen, deren Pferde getötet worden waren, lagen im Gras und feuerten auf die Wagenburg. Einige schnellten hoch und versuchten, Tomahawks und Keulen schwingend, zwischen die Wagen zu gelangen. Die Geschosse der Verteidiger fegten sie von den Beinen. Unermüdlich schwang der Tod die Sense...

      Whitlock griff ein, repetierte, zielte, feuerte - repetierte aufs Neue... Es war ein fließender, glatter Bewegungsablauf. Und mit jeder Kugel fegte er einen Pferderücken leer. Eine Gruppe von Kriegern scherte aus und jagte ihre Pferde den Hügel hinauf, auf dem Whitlock lag. Er feuerte in rasender Folge. Der Pulk drehte ab. Die Apachen, die sich plötzlich in die Zange genommen sahen, flohen. Es waren noch etwa fünfzehn Krieger, die entkamen. Einige schnellten aus dem Gras zu beiden Seiten der Poststraße in die Höhe und folgten zu Fuß ihren Stammesgefährten. Kugeln aus der Wagenburg holten sie ein. Es gab keinen Pardon...

      Der Lieutenant schwang sich auf sein Pferd und ritt hinunter zu den Fuhrwerken. Soldaten mit Pulverschmauch geschwärzten Gesichtern zeigten sich. Die Augen der Männer glühten fiebrig. Die knöcherne Klaue des Todes hatte sie berührt. Das nachträgliche Entsetzen wütete noch in den Mienen.

      Whitlock hielt das Pferd an und verschränkte seine Hände über dem Sattelhorn. Aus dem Pulk einiger Soldaten trat ein Captain. Er war um die vierzig Jahre alt und hatte ein knochiges Pferdegesicht. »Sie hat, so scheint es, der Himmel geschickt, Lieutenant«, gab er zu verstehen. »Wahrscheinlich dachten die Rothäute, dass ihnen eine ganze Patrouille den Arsch aufreißt.« Er schwenkte den Blick hin und her, ließ ihn über den Hügelkamm schweifen. »Sind Sie wirklich alleine, oder...«

      »Mein Name ist Whitlock«, sagte dieser und saß ab. »Ich versuche, Kontakt mit Victorio aufzunehmen. Das Bestreben ist, ihn zu bewegen, neu zu verhandeln. Man will das sinnlose Blutvergießen beenden. Und wenn es mir gelingt, Victorio zur Vernunft zu bringen...«

      Der Captain winkte ab. »Vergebliche Liebesmüh. Den besänftigt keiner mehr. Victorio soll geschworen haben, lieber zu sterben, als sich noch einmal in einem Reservat niederzulassen. Ich bin Captain John Curtis und habe den Auftrag, diesen Versorgungstreck heil nach Fort Bliss zu bringen. Mit uns reist Jane Randall, die Tochter des Kommandanten des Stützpunktes in Tularosa. Von El Paso aus soll sie eine Eskorte nach Norden bringen.«

      Da sah Whitlock auch schon die Frau. Sie kletterte aus einem Wagen und sprang von der Deichsel aus auf den Boden. Ihr Alter mochte bei fünfundzwanzig Jahren liegen, die dunklen Haare hatte sie hochgesteckt. Bekleidet war sie mit einem hellen Kleid, das allerdings ziemlich verschmutzt war, und dessen Saum bis zu den Knöcheln reichte. Auf ihrem Kopf saß ein kleiner Hut.

      Sie kam näher und musterte Whitlock unverhohlen.

      Der Lieutenant griff an die Krempe seines Hutes. »Ma'am«, sagte er, »Sie haben sich keine gute Zeit ausgesucht, um den Colonel zu besuchen.«

      Sie hatte angehalten. »Kennen Sie meinen Vater?«

      »Er ist mein direkter Vorgesetzter. Ich komme von Tularosa herunter. Erwartet Ihr Vater Sie?«

      »Keine Ahnung. Ich habe bei einer Tante in Savannah gelebt. Vor vier Wochen ist sie gestorben. Ich habe Dad zwar einen Brief geschrieben und ihm mein Kommen angekündigt, aber ich weiß nicht, ob er den Brief erhalten hat.«

      »Mir gegenüber hat er ihr Kommen mit keinem Wort angedeutet, Ma'am. Aber ich bin auch schon einige Zeit unterwegs. Vielleicht ist der Brief zwischenzeitlich angelangt.« Whitlock lächelte. »Willkommen im Lande, Ma'am. Es wäre mir eine Ehre, Sie nach Tularosa begleiten zu dürfen. Leider...«

      »Die Apachen kommen zurück!«, gellte eine erregte Stimme.

      Rastlosigkeit griff um sich. Die Männer liefen auseinander. Der Captain führte Jane Randall schnell zu einem der Wagen und half ihr hinauf. Ihre Miene drückte Schrecken aus. Die Schlagader an ihrem Hals pochte erregt. In ihren Augen irrlichterte die Angst.

      Whitlock zerrte seine Pferde zwischen die Fuhrwerke, band sein Reittier an einem Rad fest und ging in Deckung. Eine Kugel befand sich in der Kammer seines Karabiners. Mit kalter Ruhe blickte er den Apachen entgegen, die aus einer Hügellücke donnerten und mit schrillem, abgehacktem Geschrei heranfegten. Die Hufe ihrer Pferde schienen kaum den Boden zu berühren. Die Krieger lagen fast auf den vorgestreckten Hälsen der Tiere. Wie die wilde Jagd stoben sie heran, eine dichte Staubfahne hinter sich herziehend.

      Schüsse krachten. Pferde gingen nieder. Krieger flogen durch die Luft. Der Pulk riss auseinander und die beiden Gruppen jagten an der Wagenburg vorbei, hatten sie zwischen sich, Krieger warfen sich von den Pferden und sprangen, Gewehre und Tomahawks schwingend, über die Deichseln, drangen in die Wagenburg ein und wurden von den Soldaten empfangen. Ein Kampf – Mann gegen Mann -, entbrannte. Raues Geschrei stieg zum Himmel, Revolver krachten. Rote und Weiße sanken sterbend zu Boden. Todesschreie verhallten.

      Ein Indianer hatte Whitlock angesprungen. Er trug Kriegsbemalung. Sein verzerrtes Gesicht erinnerte an eine dämonische Maske. Die Faust mit dem Kriegsbeil sauste nach unten. Der Lieutenant

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