Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
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Schließlich erkannten die Indianer, dass sie die Soldaten nicht besiegen konnten. Es waren genau vier, denen die Flucht gelang. Sie warfen sich auf herumstehende Mustangs und flohen wie von Furien gehetzt.
Der Kampf war vorbei. Das Blut der Toten und Verwundeten versickerte im hartgebackenen Boden. Sieben Soldaten waren der tödlichen Leidenschaft zum Opfer gefallen. Vier waren verwundet. Whitlock blutete aus einer Wunde an der Wange.
Tote Maultiere wurden ausgeschirrt. Der Captain kam zu Whitlock, der sein Gewehr auflud. »Es scheint vorbei zu sein. Werden Sie versuchen, den vier geflohenen Rothäuten zu folgen, Lieutenant.«
Whitlock nickte. »Ich muss jede Chance wahrnehmen, die sich mir bietet, um Victorio zu finden.« Er wischte sich über die Augen. »Was für ein Irrsinn. Es herrschte Frieden. Victorio war damit beschäftigt, sich eine Farm aufzubauen und war bereit, sein Leben den Wünschen der Verantwortlichen bei der Armee entsprechend einzurichten. Und dann kam ein Sheriff mit diesem lächerlichen Haftbefehl. Es mutet an wie ein Hohn.« Bitter lachte Whitlock auf.
Der Captain wollte Genaueres wissen. Zwischenzeitlich war auch Jane Randall wieder hinzugetreten. Sie und der Captain lauschten schweigend dem, was Whitlock von sich gab.
»Kleine Ursache, große Wirkung«, murmelte der Captain, als der Lieutenant geendet hatte. »Dieser Richter, der Victorios Verhaftung verfügte, sollte sich sein Lehrgeld zurückzahlen lassen. Wegen seines Irrsinns sterben Menschen.«
»Es ist ein Himmelfahrtskommando, auf das mein Vater Sie geschickt hat, Lieutenant«, meinte Jane Randall mitfühlend.
Whitlock war von ihr fasziniert. Er konnte sich ihrem Bann kaum entziehen. Ihr Gesicht bestach nicht so sehr durch seine Regelmäßigkeit, sondern durch seine Wärme und Fraulichkeit. Ihr Hals war weiß und schlank, die Linie des feingeformten Kinns makellos. Ihre Lippen waren voll und rot, der Mund war klassisch geschnitten, die Nase klein und gerade. Der Blick ihrer graugrünen Augen schien in den verborgensten Winkel seines Gehirns zu dringen.
Er nickte. »Mag sein, Miss Randall. Aber für den Frieden ist kein Einsatz zu hoch. Und wenn meine Mission von Erfolg gekrönt sein sollte, war es das, was ich auf mich zu nehmen gezwungen bin, wert. Ihr Vater ist ein Mann mit Weitblick. Für ihn ist ein Indianer keine mordende Bestie, sondern ein Mensch mit Stärken, Fehlern und Schwächen. Ihr Vater will Blutvergießen vermeiden und im Land den Weg für ein friedliches Nebeneinander ebnen.«
Der Captain verzog das Gesicht. »Der Keil zwischen Rot und Weiß sitzt derart tief, dass nur Gewalt den Frieden erzwingen kann. Glauben Sie mir, Lieutenant. Wir werden noch durch Blut waten. Dümmliche Arroganz, falscher Stolz, Sturheit und Ignoranz sind die Grundpfeiler der Politik in diesem Land. Leute wie sie und ich und die armen Schweine, die hier verblutet sind, haben die Suppe auszulöffeln.«
Der Captain spuckte zur Seite aus. Er war ein Mann, der mit beiden Beinen auf der Erde stand, ein Mann mit Verstand, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machte. In Offizierskreisen wurden solche Leute gemieden. Bei den Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden jedoch waren sie beliebt. Es waren Männer, die weder nach oben buckelten noch nach unten traten, die das Kind beim Namen nannten und Dummheit anprangerten. Das war sicher auch der Grund, weshalb man John Curtis trotz seines fortgeschrittenen Alters noch nicht zum Major befördert hatte.
Whitlock verabschiedete sich. Curtis wandte sich ab, um den Treck wieder auf den Weg zu bringen. Jane Randall sagte: »Ich hoffe, wir begegnen uns in Tularosa wieder, Lieutenant. Ich werde meinem Vater von ihrem heldenhaften Einsatz hier berichten. Ich denke, Sie sind ein Mann ganz nach dem Geschmack Dads.«
»Kann schon sein«, erwiderte Whitlock lächelnd. »Unsere Ansichten zumindest sind sich ziemlich ähnlich. Auch ich würde mich freuen, wenn wir uns in Tularosa wieder begegnen würden, Ma'am.«
»Viel Glück, Lieutenant. Geben Sie auf sich Acht.«
Whitlocks Herz schlug höher. Zwischen ihm und ihr war etwas, eine geheimnisvolle Allianz, ein Strom aus stummer Zuneigung und Verständnis, etwas, das nicht zu merken, wohl aber zu spüren war. Ihre Gesichtszüge wirkten in diesen Minuten besonders weich und gelöst, ein erregender Hauch von Fraulichkeit strahlte von ihr aus. Sie reichte Whitlock die Hand. Ein Strahlen entstand auf dem Grund ihrer Augen. »Ich freue mich auf Sie, Lieutenant.«
»Wir sehen uns wieder, Miss...«
»Sagen Sie Jane zu mir.«
»Wir sehen uns wieder, Jane.« Er löste seine Hand aus der ihren, schwang sich aufs Pferd, nahm die Zügel auf, winkte ihr noch einmal zu, dann zog er das Pferd herum und trieb es an.
Jane Randall blickte ihm nach, bis er über einer Bodenwelle aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
*
Sie warteten zwischen den Felsen und Hügeln auf Tyler Whitlock. Von zwei Seiten fielen sie über ihn her. Die vier Krieger waren voll Hass und wollten ihn massakrieren. Eine schnelle Kugel schien ihnen zu gnädig für den verhassten Reitersoldaten.
Whitlock gab seinem Pferd unerbittlich die Sporen. Das Pferd, das er an der Longe führte, wurde mitgerissen. Er zog das Gewehr aus dem Sattelholster und schlug einen der Krieger vom Pferderücken. Der Bursche überschlug sich am Boden und rührte sich nicht mehr. Dann war der Lieutenant durch. Er stob zwischen die Felsen, saß ab und band die Pferde an den Ast eines Strauches. Das Gewehr hielt er mit beiden Händen. Er vernahm Hufschläge.
Whitlock verbarg sich. Das Hufepochen nahm an Lautstärke zu. Ein Pferd schnaubte prustend. Vorsichtig hebelte Whitlock eine Patrone in den Gewehrlauf. Unvermittelt trat Stille ein. Wieder wehte das scharfe Prusten eines Pferdes heran. Ein dumpfer Laut, als das Tier noch einmal mit dem Huf aufstampfte...
Ein Geröllhang verbarg den Reiter vor Whitlocks Blick. Von den beiden anderen Kriegern war nichts zu hören. Wahrscheinlich pirschten sie wie jagende Pumas durch die Schluchten und Einschnitte.
Whitlock war kalt wie ein Stück Eis.
Und dann sah er den Apachen. Der Krieger schob sich um einen Felsblock herum, blieb geduckt im Schatten stehen und sicherte nach vorn und zur Seite. In seinen Händen lag das Gewehr.
Whitlock trat er aus seiner Deckung. Im selben Sekundenbruchteil nahm ihn der Krieger wahr. Er riss das Gewehr hoch und schlug die Waffe auf Whitlock an. Dieser kniete gedankenschnell links ab und schoss gleichzeitig mit dem Apachen. Dessen Geschoss ging fehl, Whitlocks Blei hingegen riss den Krieger von den Beinen.
Die Schüsse klangen wie einer und dröhnten durch die Bergwelt, die Wände und Hänge schienen die Detonationen festzuhalten und immer wieder aufs Neue zum Leben zu erwecken. Schließlich verhallte das letzte Echo.
Whitlock hetzte zwischen die Felsen. Die anderen Apachen konnten nicht weit sein. Das Röcheln des Kriegers, dem er sein Blei verpasst hatte, erreichte sein Gehör, als er kurz verhielt, um hinter sich zu lauschen. Er vernahm schleichende Schritte. Ein Stein klackerte. An einer anderen Stelle über Whitlock löste sich ein faustgroßer Stein unter einem Tritt und polterte in die Tiefe. Einer der Krieger befand sich also über ihm auf dem Felsen, der die Höhe eines Hauses hatte. Whitlock presste sich eng an die raue Wand und zog sich zurück.
Ein