Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett

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Er, Lieutenant Whitlock und Sergeant Burmester waren darüber gebeugt. Es gab zwischen Fort Wingate und den Mimbres Mountains keine Ortschaft, sondern nur Wüste. Sie rechneten damit, dass sie fünf Tage benötigten, um in die Berge zu gelangen, in denen sie Victorio und seine Anhänger vermuteten. Dies, nachdem Kunde nach Fort Wingate gelangt war, wonach die Apachen auf ihrem Weg nach Süden Farmen und Ranches überfallen hatten. Und im Süden lagen die Mimbres Mountains, ein unwegsames, menschenfeindliches Gebiet.

      »Morgen Abend sind wir am Frenchs Arroyo«, meinte der Major. »Übermorgen erreichen wir die Mangas Mountains. Am Abend des vierten Tages kommen wir am Beaver Creek an, und vierundzwanzig Stunden später werden wir in den nördlichen Ausläufern der Mimbres Mountains sein.«

      Whitlock nickte. »Und dann beginnt unsere eigentliche Aufgabe. Es gibt in den Mimbres Mountains tausend Verstecke, in denen sich die Apachen verkriechen können. Ihre Späher werden uns ausmachen.«

      Der Lieutenant war ein großer, geschmeidiger und dunkelhaariger Mann, der Ruhe ausstrahlte, der Sicherheit verlieh und zu dem man sofort Vertrauen fassen konnte. Sein Gesicht war hohlwangig und wurde von einem blauen Augenpaar beherrscht. Seine Lippen waren schmal, ohne brutal zu wirken, sein Kinn war eckig, was Härte und Energie verriet, seine Haltung war aufrecht, in seinen Zügen lag Kampfgeist. Er war gewiss ein energischer, willensstarker Mann, der sich durchzusetzen vermochte.

      »Victorio wird uns sicherlich angreifen«, sagte der Major im Brustton der Überzeugung. Doch ihm entging nicht Whitlocks zweifelnder Blick, und er fragte: »Oder sind Sie der Meinung, dass er sich zurückhält und vielleicht sogar flieht?«

      Der Major schaute den Lieutenant fragend an.

      »Ich denke nicht, dass er flieht«, meinte an Stelle des Lieutenants der Sergeant. »Seine Gruppe Krieger ist dreimal so stark wie wir. Ich schätze, dass er uns angreift, sobald er uns ausmacht.«

      »Dessen bin ich mir nicht so sicher«, wandte Whitlock ein. Er sprach abgehackt. »Die Apachen sind schlecht bewaffnet. Man hat ihnen so ziemlich alles an Waffen abgenommen, nachdem sie vor über einem Jahr San Carlos verlassen haben. Das Land fordert sicherlich einen hohen Tribut von ihnen. In den Mimbres Mountains haben Eidechsen und Schlangen kaum eine Chance ...«

      »Selbst in einem solchen Gebiet sind die Apachen noch in der Lage, ihr Leben zu fristen«, versetzte Sergeant Burmester.

      »Victorio ist ein Stratege«, fuhr Whitlock fort. »Ich denke, dass er zunächst keinen Feindkontakt sucht, sondern dass er uns ausweicht und an der Nase herumführt, bis sich ihm eine günstige Gelegenheit bietet.«

      »Sie haben eine hohe Meinung von der Kriegskunst dieses Wilden, Lieutenant, wie?«, schnarrte der Major.

      »Er ist gefährlich«, versetzte Whitlock. »Wir dürfen ihn auf keinen Fall unterschätzen...«

      »Sie meinen, ihm ist jeder Ehrenkodex fremd!«, stieß der Major hervor. »Die Apachen sind wie die wilden Tiere.« Er verbesserte sich. »Nein. Wilde Tiere töten um zu überleben. Die Apachen töten um des Tötens Willen.«

      Sekundenlang herrschte betroffenes Schweigen. Doch dann ergriff Whitlock wieder das Wort. »Wenn sich ein Apache bereit erklärt, zu kämpfen, dann ist das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.«

      »Ich wünsche, dass er uns angreift«, knurrte der Major. »Dann werden wir ihm die heilige Mannesfurcht beibringen. Wie Sie richtig bemerkten, Lieutenant, sind die Apachen nur unzureichend bewaffnet. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit jedoch denke ich, dass sie uns attackieren werden. Und dann ...«

      Der Major brach ab und schnippte mit Daumen und Mittelfinger. Eine Geste, viel sagend genug, um weitere Worte überflüssig zu machen - und erschreckend war in ihrer Unmissverständlichkeit.

      Einer der Scouts kam zurück. Er meldete, dass das Land nach Süden bis zu den Lava Beds frei sei, dass also kein Hinterhalt zu befürchten war.

      Nach einer Stunde Rast brach die Patrouille wieder auf.

      *

      Es war Nacht. Der Himmel war bewölkt. Mond und Sterne waren hinter einer dicken Wolkendecke verschwunden. Die kleine Farm lag in Finsternis. Kein Licht brannte. Die Zikaden zirpten im Gras. Vom Rio Grande her war das leise Rauschen und Gurgeln des Wassers zu vernehmen. Ein schraler Wind erfüllte die Nacht mit einem feinen Säuseln und ließ die Blätter im Ufergebüsch rascheln.

      Eine Gruppe Reiter hielt zwischen den Hügeln die Pferde an. In der Finsternis wirkten die Gebäude der Farm wie viereckige, schwarze Kleckse. Dumpf pochten die Hufe, als die Tiere auf der Stelle traten.

      Ein Hund schoss aus seiner Hütte, bis ihn die Kette bremste, und kläffte wie von Sinnen. Die Kette rasselte. Das Bellen trieb in die Nacht hinaus und wurde von den Echos wiederholt. Es klang wie eine Warnung vor Unheil und Tod.

      Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür des Farmhauses geöffnet. Ein Mann, der eine Laterne in der Hand hielt, trat in den Hof. »Was ist denn, Odin? Still! Du weckst alle auf!« Die Stimme wurde schärfer. »Ruhe, Odin! Sei still, verdammt!«

      Der Hund beruhigte sich nicht. Der Farmer ging in den Hof. Die Laterne schaukelte am Drahtbügel und quietschte leise. Licht- und Schattenreflexe huschten über den Boden. Der Mann erreichte den Hund, hob die Hand mit der Laterne und der Lichtkreis, der ihn umgab, vergrößerte sich etwas. »Still jetzt!«, fauchte der Farmer. »Da ist nichts!«

      Jetzt hörte der Hund zu bellen auf. Er knurrte leise.

      »So ist's brav«, grollte der Farmer und schickte sich an, ins Haus zurückzukehren.

      Da kam trommelnder Hufschlag auf. Die Erde schien zu erbeben. Einen Augenblick lang war der Farmer wie gelähmt, zu keiner Reaktion fähig. Als er schließlich die Reiterschemen in einer weit auseinander gezogenen Linie näherdonnern sah, kam Leben in seine Gestalt.

      »Alarm!«, brüllte er mit sich überschlagender Stimme. »Wir werden angegriffen!« Er rannte los und verschwand im Haus, warf die Tür hinter sich zu. Der Hund begann wieder wie von Sinnen zu bellen.

      Es waren zwei Dutzend Reiter, die auf die Farm zustoben. Erste Schüsse krachten. Die Blendläden vor den Fenstern des Farmhauses wurden aufgestoßen. Mündungsfeuer leckten durch die Nacht, die Detonationen vermischten sich zu einem einzigen, lauten Knall, der auseinander rollte und über den Hügeln zerflatterte. Aufbrüllend antworteten die Echos.

      Mit einem kläglichen Winseln verstummte der Hund. Die Apachen ritten im Kreis um die Gebäude der Farm herum. Heißes Blei fegte den einen oder anderen Pferderücken leer. Staub wirbelte nebelhaft, Pulverdampf vermischte sich damit. Immer wieder peitschten Schüsse. Einige Indianer sprangen von den Pferden und stürmten, Tomahawks und Kriegskeulen schwingend, in das Farmhaus.

      Sehr schnell war alles vorbei. Der Farmer, seine Frau und zwei Farmhelfer wurden niedergemacht. Die Indianer trieben Schafe, Ziegen, eine Milchkuh und zwei schwere Kaltblüter aus den Stallungen. Dann holten sie aus dem Haus, was sie brauchen konnten, vor allen Dingen Kleidung für den Winter, und dann zündeten sie die Farm an. Bald schlugen die Flammen aus den Fenstern und Türen und leckten an den Außenwänden in die Höhe. Das alte, ausgetrocknete Holz brannte wie Zunder. Funken stoben, Aschefetzen wirbelten, das Feuer machte bald die Nacht zum Tage. Die Gebäude brannten wie Scheiterhaufen. Dichter Rauch quoll in die Höhe, wurde vom sanften Westwind über den Fluss getrieben und zerpflückt. Brenzliger

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