Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
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Drei Reiter trieben ihre Mustangs über den Kamm des Hügels zu seiner Rechten. Drei kamen über den Hügel zu seiner Linken. Er hämmerte seinem Pferd die Sporen in die Seiten. In schräger Linie jagten die beiden kleinen Trupps die Abhänge hinunter und trafen schließlich nur fünfzig Yards hinter dem Scout zusammen. In wilder Karriere stoben sie hinter dem Mescalero her.
Die Hufe der Pferde schienen kaum den Boden zu berühren. Der Scout ritt um sein Leben. Noch klappte bei seinem schweren Armeepferd das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen. Das Tier schien dahinzufliegen, als hätte es gewusst, dass seine Schnelligkeit und Ausdauer über Leben oder Tod entschied.
Die Krieger jagten hinterher. Spitzes, abgehacktes Kriegsgeschrei holte den Scout ein und ließ ihn einen eisigen Schauer den Rücken hinunterrinnen. Der Tod streckte die knochige Klaue nach ihm aus. Er zog seinen Revolver und feuerte nach hinten. Aber die Distanz zu seinen Verfolgern war für einen Schuss mit dem Sechsschüsser zu weit. Er vergeudete nur seine Munition. Das Krachen der Schüsse vermischte sich mit dem Trommeln der Hufe zu einer Art Höllensymphonie.
Vor den Nüstern des Pferdes bildete sich weißer Schaum, der Reitwind riss ihn fort und trieb ihn gegen die Beine des Scouts. Der Hufewirbel verlangsamte sich. Das Pferd röchelte und röhrte. Und jetzt begannen die Verfolger zu feuern. Plötzlich brach das Pferd unter dem Scout zur Seite aus. Eine Kugel hatte es gestreift. Es begann wie verrückt zu bocken. Dann stieg es auf die Hinterhand. Der Scout sprang ab, riss das Gewehr aus dem Scabbard und rannte in den Schutz einer verdorrten Korkeiche, deren Stamm ihm Schutz bot. Sein Pferd stob mit fliegenden Steigbügeln davon.
Der Mescalero repetierte und schoss. Er traf einen Krieger. Dieser warf beide Arme hoch, machte das Kreuz hohl, und stürzte vom Pferd. Das Tier stob im Pulk der anderen weiter.
Wieder schoss der Scout. Ein Pferd brach zusammen. Sein Reiter flog wie von einem Katapult geschleudert durch die Luft, überschlug sich einige Male am Boden und rührte sich nicht mehr.
Dann waren die anderen vier Krieger heran. Sie sprangen von den Pferden und fielen über den Scout her. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen. Es gab nur den tödlichen Hass.
Als eine Viertelstunde später einer seiner Kameraden erschien, den das ferne Peitschen der Schüsse auf die Fährte des Scouts gelockt hatte, hatten ihn die Apachen an den Beinen an einem Ast der verdorrten Eiche aufgehängt. Er war skalpiert. Blut tropfte auf den Boden. Sein Gesicht war von den Hieben mit den Tomahawks grässlich verstümmelt.
Der Scout gab seinem Pferd die Sporen. Er hatte plötzlich das Empfinden, von zig Augenpaaren beobachtet zu werden. Die Angst kam kalt und stürmisch wie ein Blizzard und eine eisige Hand schien nach dem Mescalero zu greifen. Er ließ sein Pferd galoppieren. Und dann sah er auf einer Ebene die Patrouille. Er jagte auf sie zu und riss sein Pferd in den Stand, als er sie erreichte.
»Eine Ranch!«, rief er. »Am Alamosa River. Niedergebrannt. Keine Lebenden, der Corral ist leer. Die Spur der Pferde führt in die Berge. Black Eagle ist tot. Sie haben ihn skalpiert.«
Die Kavalkade hatte angehalten. Im Gesicht Major Garretsons arbeitete es. »Diese elenden roten Heiden!«, entrang es sich ihm mit heiserer, belegter Stimme. »Jetzt ziehen wir seit einer Woche kreuz und quer durch diese Region und sind auf keinen einzigen von ihnen getroffen. Die Hölle verschlinge diese niederträchtigen Mörder.«
Lieutenant Whitlock schwieg. Was er zu sagen gehabt hätte, würde seinem Vorgesetzten wohl nicht gefallen haben, nämlich, dass sich die Apachen nur gegen eine Indianerpolitik wehrten, die ihnen immer mehr von ihren Rechten nahm und sie mehr und mehr ins soziale Abseits drängte.
»Ich denke, die Renegaten befinden sich noch in der Nähe, Nantan«, sagte der Scout. »Es ist davon auszugehen, dass ihre Späher uns schon beobachten, seit wir in den Mimbres Mountains angelangt sind.«
»Woraus schließen sie das?«, fragte der Major.
»Es ist wohl so«, übernahm es Whitlock, die Antwort zu geben. »Sicher wurde schon unsere Annäherung an das Gebiet südlich der Plains of Saint Augustine beobachtet.« Er ließ seinen Blick in die Runde schweifen. Die Ebene wurde von hochragenden Bergen begrenzt, es gab Schluchten und Risse. »Irgendwo vor uns wird etwas vorbereitet«, sagte Whitlock. »Ich kann die Apachen geradezu riechen.«
»Wir reiten weiter!«, gebot der Major.
»Eskadron, Marsch!«, rief Whitlock.
Die Patrouille setzte sich in Bewegung.
Der Scout ritt wieder voraus und verschwand bald aus dem Blickfeld Whitlocks. Dieser sicherte unablässig um sich. Seine Augen waren in ständiger Bewegung. Er verspürte Anspannung und ein seltsames Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Als Whitlock sagte, dass er die Rothäute geradezu riechen konnte, so war das keine Metapher. Die Apachen gerbten das Leder mit Tran und Urin, und diesen Geruch verströmten die Krieger. Und wenn der Wind richtig stand...
Sie erreichten die Stelle, an der der tote Scout am Baum hing. Einer der jungen Soldaten wurde ganz grün im Gesicht, er sprang ab, lief zu einem Felsen und übergab sich.
»Wir müssen ihn begraben«, sagte der Lieutenant.
»Ja. Es ist unsere Christenpflicht«, pflichtete der Major bei.
Whitlock gab vier Soldaten den Befehl, ein Grab auszuheben. Den anderen gebot er, abzusitzen und in die Runde zu sichern. Springfield-Karabiner wurden durchgeladen. Die Soldaten verteilten sich. Nichts geschah. Der Major sprach ein Gebet am offenen Grab des Kundschafters, dann schaufelten die vier Kavalleristen den trockenen Sand auf ihn und bedeckten den Hügel mit Steinen, damit wilde Tiere den Leichnam nicht wieder herausscharrten.
Blutsaugende Fliegen, angezogen vom süßlichen Schweißgeruch, setzten Pferden und Reitern zu. Im Sand glitzerten winzige Kristalle. Es handelte sich um Glimmerschiefer, der im Laufe der Jahrmillionen verrottet und zerfallen war. Es war ein schönes Land, aber auch ein gefährliches Land. Hinter jedem Hügel konnte Gefahr lauern, der Tod war allgegenwärtig.
Sie zogen weiter und erreichten die niedergebrannte Ranch. Die Menschen waren in den Häusern verbrannt. Der laue Wind wirbelte Asche in die Höhe und trug sie mit sich. Die Blicke schweiften hinweg über diese Stätte des Todes. In den Zügen der Männer drückten sich tiefer Ernst und maßloses Grauen aus. Aber längst nicht jeder schob den Apachen die Schuld zu. Sie wehrten sich wie in die Enge gedrängte Raubtiere. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation, ihre Ausweglosigkeit war es, die sie gefährlich und unberechenbar machte.
Der Major war abgesessen und ging hin und her. Der Staub im Hof war von Hufen und Füßen aufgewühlt. Abgesehen von den Kavalleristen und ihren Pferden vermittelten nur noch einige Hühner Leben.
Lieutenant Whitlock ritt zu der Stelle, wo die Spur der gestohlenen Pferde und der unbeschlagenen Mustangs nach Südwesten führte. Einer der Scouts befand sich bei ihm. »Folge der Spur«, sagte Whitlock. »Folge ihr bis zu ihrem Ende, komm zurück und führe uns.«
Der Scout nickte und ruckte im Sattel. Sein Pferd ging an. Im Schritttempo verschwand er zwischen den Felsen.
Es dauerte etwa eine Stunde, dann stiegen im Südwesten Rauchzeichen zum Himmel. Zuerst war es nur eine Rauchsäule. Sie wurde jäh unterbrochen, um sich dann erneut zu erheben. Der Rauch ballte sich am Himmel und trieb träge nach Osten.
»Was